Stadthistorie - 1983 gründet Bernd Herbeck mit einer revolutionären Behandlungsidee seine Sportomed Reha – jetzt hat sein Nachfolger die Geschäfte übernommen

Fitmacher aus Mannheim: Die Geschichte von Sportomed

Von 
Sybille Dornseiff
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Aufnahme aus dem Jahr 1983 mit bekannten Namen: Die SV-Waldhof-Spieler Jürgen Kohler auf dem Trampolin und Uwe Zimmermann auf der rechten Bank. Behandelt von Marliese Loßdörfer und Bernd Herbeck. © Sportomed

Mannheim. Wer nach einem Unfall, einer Sportverletzung oder einer Gelenk-Operation wieder in ein aktives Leben zurückkehren will, hat mit intensiver Physiotherapie dazu auch alle Chancen. Der Erfinder der frühfunktionellen Komplextherapie ist der Mannheimer Physiotherapeut Bernd Herbeck, der 1983 in Käfertal in seiner Sportomed Reha eine damals revolutionäre Idee umsetzte. „Ich habe bestehende Funktionen zusammengefasst, um Heilungsprozesse zu optimieren“, sieht sich Herbeck aber eher als Wegbereiter, weniger als Erfinder.

Noch bis in die 70er Jahre bedeutete ein Meniskus- oder ein Kreuzbandriss meistens das Aus für leistungssportliche Ambitionen. Erst als sich Anfang der 80er Jahre die Arthroskopie als Operationsform den Weg bahnte, verloren Gelenkverletzungen ihren Schrecken. Zumal Pionier Herbeck auch neue medizinische und trainingswissenschaftliche Erkenntnisse in die Nachbehandlung einbaute. Statt wochenlanger Ruhigstellung im Gips wurde schon während der Wundheilung mit Mobilisation, Lymphdrainage, manueller und Elektro-Therapie begonnen. Danach galt dem computergestützten Koordinations- und Krafttraining ein besonderes Augenmerk.

Spitzenmediziner und Spitzensportler

Herbecks Programm, nicht nur Sportler, sondern auch andere Menschen möglichst schnell und vor allem leistungsfähig in den Trainingsalltag und den Beruf zurückzuführen, traf auf offene Ohren. Der ehemalige deutsche Spitzen-Hürdenläufer und Mannheimer Orthopäde Gerd Loßdörfer übernahm die Ärztliche Leitung bei Sportomed. Berufsgenossenschaften zogen mit, Ärzte wie Burkhard Oellers (Theresienkrankenhaus), Hans Pässler (Atos-Klinik) und Heinz Lohrer (OSP Frankfurt), aber auch namhafte Physiotherapeuten stellten sich hinter das Konzept, das trainingswissenschaftlich von Professor Hermann Rieder an der Uni Heidelberg begleitet wurde. 25 Jahre hatte Herbeck dort einen Lehrauftrag.

Bern Herbeck (l.) und sein Nachfolger Jonathan Wagner. © Sybille Dornseiff

Mit seiner Gründung wurde OSP Rhein-Neckar 1987 - inzwischen in den Sportpark Pfeifferswörth umgezogen - Kooperationspartner der olympischen Leistungsschmiede. Ab Mitte der 1990er Jahre nutzen Betriebskrankenkassen die Vorzüge der Reha, die nach und nach in ganz Deutschland Kreise zog. 2004 wurde die frühfunktionelle Komplextherapie in die Heilmittelrichtlinien aufgenommen. Trotz einer inzwischen durchaus vorhandenen Verwässerung der Inhalte hat sie sich durchgesetzt. „Wenn eine Operation normal verläuft, dann ist eine frühfunktionelle Behandlung im Endergebnis besser als eine lange Ruhigstellung“, ist der Mannheimer Orthopäde Christian Ludwig überzeugt. Schmerzen und andere Beschwerden werden neutralisiert, es kommt zu weniger Verklebungen und Verwachsungen. Bei optimalem Verlauf verkürzt sich der Heilungsprozess. „Das funktioniert aber nur, wenn die Patienten aktiv mitmachen“, weiß er, dass die Behandlung auch Durchhaltevermögen verlangt.

Generationenwechsel

Mittlerweile ist Jonathan Wagner neuer Geschäftsführer und Inhaber des Sportomed Reha.

Der Generationswechsel von Bernd Herbeck zu seinem 30-jährigen Nachfolger ist ohne Bruch vollzogen. Denn der in Herrenberg geborene, in Sindelfingen aufgewachsene Wagner steht einerseits für die nahtlose Fortsetzung der Sportomed-Philosophie, andererseits für Einbeziehung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse.

An seiner Seite weiß er als Kooperationsarzt Bernd Loßdörfer, den Sohn des ersten Ärztlichen Leiters.

„Unsere Arbeit hat verschiedene Säulen, die ein komplettes Konstrukt bilden“, sagt Jonathan Wagner. Er ist Herbecks Nachfolger als Sportomed-Geschäftsführer. Dazu zählt auch ein großes nationales und internationales Netzwerk sowie das Mitarbeiterteam. „Denn alleine kann ich gar nichts machen. Auch andere haben gute Ideen und in der Gruppe lassen sich manche Dinge besser umsetzen“, so Wagner.

Seine Affinität für die Physiotherapie hat sich über viele Verletzungen entwickelt, die den Baseballer, der in der U 16 und U 18 zum Nationalteam gehörte und zwölf Jahre in der Bundesliga spielte (von 2011 bis 2019 bei den Tornados), immer wieder begleiteten. Noch bevor er 2017 als Physiotherapeut bei Sportomed anfing, hatte er es als Patient schätzen gelernt. Seine Ausbildung machte er an der BG-Unfallklinik in Ludwigshafen, 2015 schloss er ein dreijähriges Physiotherapie-Studium ab. Dem aktiven Leistungssport kehrte er 2019 den Rücken, um mehr Zeit für seine Familie zu haben.

Gleichwohl wird er die Hochleistungssport-Tradition bei Sportomed hochalten. Seit vielen Jahren werden die SV-Waldhof-Fußballer, Hockey-Teams oder Leichtathletik-Asse betreut. Herbeck war viermal als Physiotherapeut bei Olympischen Spielen, auch Wagner will sich den Traum von EM, WM und Olympia erfüllen und schließt deshalb in Kürze die dazu notwendige DOSB-Lizenz ab. Schon jetzt gehört er zum Betreuerstab für die U 21 des Deutschen Hockeybundes.

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