Schnelligkeit bei Einkommensteuererklärungen

Finanzamt Mannheim-Neckarstadt bleibt bei Schnelligkeits-Ranking fast am Ende

Ein Steuer-Portal hat das Finanzamt Mannheim-Neckarstadt 2022 zum langsamsten in Deutschland erklärt. Jetzt schneidet es etwas besser ab, aber nach wie vor nicht gut. Die Chefin äußert indes Zweifel an der Auswertung

Von 
Steffen Mack
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Das Finanzamt Mannheim-Neckarstadt in seinem Übergangsdomizil in der Donaustraße in Neckarau. Der Standort in L 3 wird saniert. © Christoph Blüthner.

Mannheim. Vor einem Jahr stand das Finanzamt Mannheim-Neckarstand am Pranger. In einem Schnelligkeitsranking von Lohnsteuer-kompakt.de belegte es bundesweit den letzten Platz. Fürs Image ist so etwas sehr unschön. Man kann sich ausmalen, was auch die rund 200 Beschäftigten danach alles zu hören bekamen. Zumal sich mancher Steuerpflichtiger in etwaigem individuellen Ärger über die Behörde - ob berechtigt oder nicht - bestätigt gefühlt haben könnte.

Jetzt liegt die neue Auswertung des Portals vor. Darin konnte Mannheim-Neckarstadt die Rote Laterne immerhin an Potsdam abgeben und liegt auf Platz 473, was bei insgesamt 479 allerdings keine große Verbesserung ist. Mannheim-Stadt, für alle Steuerpflichtigen südlich des Neckars zuständig, macht von 438 auf jetzt 355 einen viel größeren Sprung. Noch deutlich besser platziert sind aber Heidelberg (Platz 229), Ludwigshafen (216), Weinheim (175) und vor allem Bensheim (38).

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Spitzenreiter ist das nordrhein-westfälische Olpe. Dort hat man nach Berechnungen des Portals im vergangenen Jahr zur Bearbeitung einer Einkommenssteuererklärung nur durchschnittlich 23,6 Tage gebraucht. Beim Finanzamt Mannheim-Stadt dauere es mit 59,1 Tagen etwa zweieinhalb mal so lang, Mannheim-Neckarstadt benötige mit 82,5 Tagen sogar dreieinhalb mal so viel Zeit wie der Primus.

Zweifel an Methodik

Die Chefin des Finanzamts Mannheim-Neckarstadt, Stephanie Martin, versichert auf Anfrage: „Die Bearbeitungsdauer der Steuererklärungen hat für mich eine große Bedeutung, da wir uns als eine bürgerorientierte Verwaltung verstehen.“ Daher zeigt sie sich über das Ranking trotz der losgewordenen Roten Laterne wenig erfreut. Wie im Vorjahr äußert Martin allerdings auch Zweifel an der Aussagekraft. Sie kritisiert etwa die schmale Basis der Berechnung, in die nur die über jenes Portal abgegebene Steuererklärungen einfließen. Angeblich sind es jeweils mindestens 50, in großen Finanzämtern einige Hundert. Das ist nur ein Bruchteil der 64 000 Einkommensteuerfälle, mit denen Mannheim-Neckarstadt pro Jahr zu tun hat.

Widersprüchliche Angaben

Martin weist auch auf einige Widersprüche in den Veröffentlichungen von Lohnsteuer-kompakt.de hin, die Zweifel an der Aussagekraft wecken könnten. So sei mal von bundesweit rund 400 000 ausgewerteten Steuererklärungen die Rede, mal von 300 000 (der Wert aus dem Vorjahr). Und die Gesamtzahl der untersuchten Ämter von 479 werde an anderer Stelle mit 507 angegeben.

„Erstaunlich wirkt für mich in diesem Zusammenhang auch die Aussage, dass es in Baden-Württemberg 79 Finanzämter geben soll, die in Einkommensteuerfällen tätig sein sollen“, wundert sich Martin. Schon seit 2005 seien es im Land nur noch 65, von denen sich 62 um die Einkommensteuer kümmerten.

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„Vor dem Hintergrund dieser Datenbasis erscheint mir die Aussagekraft der Auswertung als fragwürdig“, resümiert die Finanzamt-Chefin. Grundsätzlich sei das schlechte Abschneiden Baden-Württembergs (drittletzter Platz im Länder-Ranking, dahinter liegen nur Brandenburg und Bremen) jedoch auch damit erklärbar, dass die Personalausstattung hier deutlich schlechter sei. Und trotz der hohen Arbeitsdichte stehe der Service-Charakter im Vordergrund: So würden Anliegen der Bürger auch telefonisch beantwortet, es gebe etwa in den Ämtern dezentrale Hotlines zur Grundsteuer. Das gehe zeitlich natürlich leider zulasten anderer Aufgaben, so Martin. Aber ihr Ziel bleibe es, auch unter den gegebenen Umständen wieder schneller zu werden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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