Mannheim. Teile vom „Magic“ werden gerade erst per Ladekran auf ihr stählernes Fundament gehievt, am „Starlight-Musik Express“ schleppen Mitarbeiter Bodenplatten, während lautes, metallisches Hämmern zu hören ist. Andere Fahrgeschäfte sind zwar schon aufgebaut, werden aber erst noch kräftig geschrubbt, damit sie glänzen. Aber an den Greifern kann man sich schon auf viele schöne Plüschtiere, an den Spezialitätenständen auf Schokofrüchte und Paradiesäpfel freuen – denn ab Samstag gibt es wieder eine Maimess.
„Wir bringen wieder Leben in die Stadt und auf den Meßplatz“, freut sich Bürgermeister Michael Grötsch auf das Ende der zwei Jahre währenden Zwangspause durch die Corona-Pandemie. „Die Leute wollen auch wieder ’raus, man merkt das“, bestätigt Manuel Reif, der stellvertretende Vorsitzende des Schaustellerverbands, der gerade sein Fahrgeschäft „Wild Kids“ aufgebaut hat.
„Maximale Freiheit“
Dass viele seiner Kollegen aber noch nicht fertig sind, liege an Terminüberschneidungen – einige standen bis einschließlich Ostermontag oder gar Dienstag bei Veranstaltungen in anderen Städten, erläutert Manuel Reif. Und selbst wer früher anreisen durfte, hat in Mannheim wegen des Feiertags nicht aufbauen dürfen.
Nicht nur deshalb spricht Bürgermeister Grötsch von einer „herausfordernden Situation“ für die städtische Tochtergesellschaft Event & Promotion Mannheim (EPM), diese Maimess vorzubereiten. Geschäftsführerin Christine Igel und ihr Team hätten wegen der „sehr, sehr kurzen Vorbereitungszeit erhebliche Anstrengungen“ unternommen, es aber mit „viel persönlichem Einsatz und Engagement“ geschafft, doch eine Maimess auf die Beine zu stellen, lobt Bürgermeister Grötsch, während Patrick Müller, der Mess-Projektleiter bei Event & Promotion, mit grüner Sprühkreide noch Standplätze und Wege einzeichnet.
„Sonst planen wir über ein Jahr, jetzt hatten wir acht bis zwölf Wochen“, verdeutlicht Igel die Situation. Lange war nämlich nicht klar, wie die Corona-Regeln aussehen, und ob die Maimess so wie immer stattfinden kann. Nun gelten, so Grötsch, weder Maskenpflicht noch eine Besucher-Obergrenze wie bei den kleineren Mess-Ersatzveranstaltungen „Fun & Food“, sondern „maximale Freiheit, aber Selbstdisziplin“. Jeder müsse selbst darauf achten, Abstand zu halten.
Öffnungszeiten und Termine
- Die Maimess auf dem Neuen Meßplatz dauert von Samstag, 23. April, bis Sonntag, 8. Mai. Sie ist Sonntag bis Donnerstag von 13 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag von 13 bis 24 Uhr geöffnet.
- Es gibt keinerlei Zugangsbeschränkungen, keine Besucher-Obergrenze, keine Maskenpflicht.
- Am Samstag, 23. April, wird ab 13.30 Uhr, begleitet durch den Guggemusikzug „Newwlfezza“, ein kleiner Festzug der Schausteller vom Eingang der Planken (P 7) über Planken und Breite Straße bis zur Kurpfalzbrücke laufen, bei dem die Schausteller Fahrchips und Plüschtiere an die Passanten verteilen. Die offizielle Eröffnung ist um 17 Uhr im Biergarten Schüßler.
- An den Familientagen am 28. April und 5. Mai profitieren die Maimess-Besucher von einem Rabatt in Höhe von 50 Prozent und können alle Fahrgeschäfte zum halben Preis ausprobieren.
- Wer mit den VRN-Tages-Tickets zur Maimess fährt, erhält am Gültigkeitstag an vielen Geschäften einen Rabatt von 2,50 Euro.
Das geht aber, denn die Mess ist großzügig aufgebaut, mit breiten Gängen und Freiraum zwischen den Fahrgeschäften. Die Zahl der Buden und Fahrgeschäfte ist auch etwas geringer als in den Vorjahren – statt über 130 sind es 110. „Einige hatten Terminüberschneidungen oder Personalprobleme“, begründet dies Christine Igel, abgesehen von der geringen Vorbereitungszeit.
„Es ist aber für jeden etwas da, ganz besonders für Familien“, verweist Stephan Schuster, Vorsitzender des Mannheimer Schaustellerverbands, auf zahlreiche Fahrgeschäfte für Kinder wie für Erwachsene. Die Publikumsmagnete „Magic“ und „Bayern Breaker“ fehlen nicht, Karussells und Laufgeschäfte gibt es genug, ebenso Autoscooter, und weithin sichtbar dreht sich erstmals das Riesenrad „White Star“ aus dem Hause Göbel (Worms), das 36 runde, geschlossene Gondeln aufweist. „Wir haben das Beste gemacht, was möglich war“, so Schuster, „und mit dem Team von EPM Hand in Hand gearbeitet“. Für die Schausteller stelle die Maimess „einen Schritt in Richtung Normalität“ dar, so der Vorsitzende. „Wir haben alle sehr unter den Corona-bedingten Einschränkungen gelitten, und für manchen war und ist die Situation noch immer existenzgefährdend“, erklärt er. Nach seiner Kenntnis hat aber kein Betrieb wegen Corona aufgegeben – wohl aber habe man Personal verloren, das sich umorientierte und die Branche wechselte.
Verzicht auf Feuerwerk
Zudem, so Schuster, litten alle Schausteller unter der „enormen Kostenexplosion“, von Lebensmitteln bis zu dem Benzin für die Transporter. Dennoch habe der Verband an die Kollegen appelliert, „die Preise zu halten, so gut es geht“. Die Event & Promotion Mannheim jedenfalls ging mit gutem Beispiel voran und verlangt die Standmieten in der gleichen Höhe wie 2019. Aber ein Festzelt gibt es beispielsweise nicht, weil Mietpreise für Zelte explodiert seien oder Zelte gar nicht verfügbar. Stattdessen betreibt die Kübler & Schüßler Gastro GmbH, wie schon mit Erfolg bei der „Fun & Food“, einen großen Biergarten, wo Bürgermeister Grötsch die Mess am Samstag zur Musik vom Polizeimusikkorps unter der Leitung von Wolfgang Rothenheber eröffnen wird.
Was es nicht geben wird, ist das Feuerwerk, das die Schausteller sonst an zwei Abenden zünden. „Wir haben uns nach einer schwierigen Abwägung entschlossen, darauf zu verzichten – denn woanders wird richtig geschossen“, so Grötsch unter Hinweis auf den Krieg in der Ukraine. Stattdessen laden die Schausteller aus der Ukraine geflüchtete Kindern zu einem Kindernachmittag ein – mit Freifahrten und Imbiss. „Wir wollen ihnen ein besonderes Erlebnis und etwas Abwechslung bieten“, kündigt Stephan Schuster an.
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