Mannheim. Da ist es wieder – dieses laute, vergnügte Kreischen, das Jauchzen der Gäste aus den Fahrgeschäften, vermischt mit durchdringendem Tuten, fetzigdröhnender Musik, grell-bunt aufleuchtenden Lichtern, der besondere Duft und das Gedrängel der Mannheimer Oktobermess. „Los geht’s, wo seid Ihr, wo ist die Stimmung?“, fragt Claudia Nickel ins Mikrofon in ihrem Kassenhäuschen, aber die Stimmung ist gleich da. Das „uiiiiiii“, das sie kurz ins Mikrofon sagt, schallt ihr aus vielen Kehlen zurück. Bis zu 25 Kilometer schnell dreht sich ihr „Wellenflug“ genanntes Karussell, bis zu zwölf Meter hoch werden die 48 an langen Ketten hängenden Sitze emporgehoben, und weil der Mast auch noch per Hydraulik hin- und herkippt, gibt das die Wellenbewegungen, die dem Fahrgeschäft den Namen geben.
Filme mit Effekten
Claudia Nickel aus Frankenthal kommt damit schon seit Jahrzehnten auf die Mannheimer Oktobermess. „Das gehört dazu, wir haben viele Stammkunden“, sagt die Schaustellerin: „Ich bin gerne hier“, betont sie, ehe sie wieder auf den Startknopf drückt und ihr erneut ein lautes „uiiiii“ entgegentönt.
Noch so ein Traditionsgeschäft ist die „Geisterhöhle“, 1965 gebaut und nach längerer Pause mal wieder in Mannheim. Darin sorgen nicht nur 25 Effekte für heftiges Gruseln, sondern auch zwei „Live-Erschrecker“, wie Schausteller Franz Zinnecker lachend sagt. Einer ist sogar aus der Heimat von Dracula, hebt er hervor. „Der kommt wirklich aus Transsilvanien“, sagt er lachend über seinen rumänischen Mitarbeiter.
Aber Zinnecker hat auch etwas ganz Neues auf der Mannheimer Oktobermess dabei: sein 6-D-Kino mit über 60 wechselnden, jeweils drei- bis siebenminütigen Filmen. „Es läuft schon gut an, und es ist ein Erlebnis“ verspricht er, „denn was im Film passiert, passiert auch wirklich – es spritzt Wasser, es gibt Wind, Wind, Nebel und noch viel mehr“, wobei natürlich alle Gags „absolut hautverträglich und umweltverträglich sind“, wie er betont.
Stichwort umweltverträglich: Da reagiert die Mess natürlich auch auf das wachsende Umweltbewusstsein. So gibt es inzwischen Plüschtiere, die komplett aus Recyclingmaterial hergestellt sind. Und wer auf vegetarische Ernährung wert legt, ist auf der Mess inzwischen ebenso richtig, denn da werden erstmals frittierter Blumenkohl und Champignons angeboten. Wobei Pommes und Bratwürste, Zuckerwatte und Magenbrot sowie kandierte frische Früchte weiter der Renner sind . . .
Zur Eröffnung vermischt sich das Tuten der Fahrgeschäfte mit dem Guggemusikzug „Newwlfezza“, der zum Auftakt über den Neuen Meßplatz läuft. Mit nur einem Schlag gelingt es Kulturbürgermeister Michael Grötsch, im Biergarten das erste Fass anzustechen und damit die Mess offiziell zu eröffnen. „Ozapft is!“, ruft er zufrieden aus, denn wegen eines Problems mit dem Hahn hatte er bei der Eröffnung der Maimess gar keinen Fassanstich machen können – es klappte einfach nicht. „An mir hat es da nicht gelegen“, betont er auch nun noch mal.
Gute Aussicht vom Riesenrad
Doch jetzt klappt alles, und Grötsch schwärmt vom Riesenrad. „Man hat einen tollen Blick über die Stadt“, erzählt er von der Fahrt in einer der 36 geschlossenen Gondeln vom Riesenrad „Grand Soleil“ der Wormser Familie Göbel, das allerbeste Aussicht aus immerhin 48 Metern ermöglicht. „Aber Autoscooter macht mir am meisten Spaß“, bekennt der Bürgermeister. Die anderen vielen rasanten Fahrgeschäfte – vom „Bayern Breaker“ bis zur „Wilden Maus“ lässt er lieber aus. Aber bei dem, wie er betont, „generationenübergreifenden Traditionsevent“ kämen eben alle Besucher an den 16 Veranstaltungstagen auf ihre Kosten.
Zugleich erinnert er daran, dass bei der Maimess mit über 330 000 Besuchern sowie bei der Oktobermess 2022 mit über 280 000 Besuchern enorm gute Zahlen erreicht worden seien. „Während der beiden Veranstaltungen haben sich somit über 32 Tage 610 000 Menschen vergnügt. Obwohl diese Menschenmenge jeweils alle Rekorde gebrochen hat, waren alle Veranstaltungstage von einem friedlichen und fröhlichen Miteinander geprägt und es ist zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen“, sagt der Bürgermeister zufrieden und lobt das Event-Team unter der Leitung von Patrick Müller von der Event & Promotion Mannheim, deren Geschäftsführerin Christine Igel ebenso wie den Schaustellerverband mit Vorsitzendem Stephan Schuster als wichtigen Partner. Viele Betriebe kämen, so sagt er, schon seit Generationen gerne hier auf die Mess.
Geöffnet ist die Mess bis einschließlich 8. Oktober von 13 bis 22 und am Wochenende bis 23 Uhr. An den Familientagen am 28. September und 5. Oktober profitieren die Oktobermess-Besucher von einem Rabatt und können alle Fahr-, Schau-, und Belustigungsgeschäfte zum halben Preis ausprobieren, an alle anderen Geschäften gibt es ebenfalls ein Familienangebot.
Erneut findet wieder der Happy-Monday am 25. September und am 2. Oktober statt, bei dem die Besucher während der gesamten Öffnungszeit die im Vorfeld verteilten Gutscheine mit speziellen Angeboten bei beteiligten Schaustellerbetrieben einlösen können. Auch das Traditionsfeuerwerk wird jeweils freitags am 29. September und 6. Oktober ab etwa 22 Uhr den Himmel über der Neckarstadt illuminieren.
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