Verwirrend aussehende Bündel mit Kabeln hängen aus geöffneten Decken, die Betonstützen im Foyer sind plötzlich doppelt so dick und werden bis ins Parkdeck hinunter verstärkt. Ein riesiges Gerüst prägt den Lichthof. „Wir werden das aber noch verkleiden“, kündigt Bastian Fiedler, der Geschäftsführer der m:con – mannheim-congress gmbh, an. Der Rosengarten freut sich nämlich, nun wieder Publikum zu empfangen – obwohl noch Bauarbeiten laufen.
Die Konzerte der Musikalischen Akademie des Nationaltheaterorchesters unter der Leitung von Alexander Soddy im Mozartsaal am 26. und 27. Juli werden, so sagt es Fiedler, „der erste Stresstest für uns“. „Es ist das erste Mal, dass hier wieder etwas mit größerem Publikum stattfindet, das ist echt schön“, so der Geschäftsführer. 1300 Gäste sind im Mozartsaal zugelassen – sonst passen dort mehr als 2000 rein.
Das gilt, solange die Inzidenz, mit der die Corona-Ansteckungsrate gemessen wird, unter 35 liegt. Dann darf der Rosengarten Veranstaltungen mit bis zu 60 Prozent seiner Kapazität ausrichten. „Auf der Basis können wir arbeiten“, kommentiert Fiedler. Bei Messen und Kongressen sind es derzeit eine Person pro drei Quadratmeter, steigt die Inzidenz auf über 10, muss die Zahl reduziert werden auf eine Person pro sieben Quadratmeter. Über einer Inzidenz von 35 werde es allerdings dann „sehr anspruchsvoll, ja schwierig“. Sonst könne man aber mit dem jetzt von der Landesregierung beschlossenen Vorgaben gut arbeiten.
Für alle, die das Haus betreten, gilt generell die „3-G-Regel“ – sprich getestet, genesen oder geimpft. Die Maske darf auch am Platz nicht abgenommen werden, und zur Kontaktnachverfolgung dient die Luca App. Doch weil klar sei, dass nicht alle Besucher – gerade älteres Konzertpublikum – mit modernen Handys unterwegs sind, hat der Rosengarten sich darauf eingestellt. Er bestellte 2500 Schlüsselanhänger, auf denen sich – wie sonst beim Handy – die persönlichen Daten speichern lassen, und die man einfach am Rosengarten-Eingang an die Erfassungsgeräte hält. Voraussetzung ist zwar auch da, dass sie per Computer registriert wurden, das könne aber auch vorher zu Hause der Enkel erledigen, meint Fiedler.
Gitarren-Show abgesagt
Mit diesem Hygienekonzept plane man weitere Veranstaltungen für den Herbst. Abgesagt ist lediglich der für September geplante „Guitar Summit“, Europas größte Gitarren-Show mit Messe, Workshop- und Konzertprogramm. „Dafür kam die Regelung, dass wir mit 60 Prozent der Kapazität fahren können, leider zu spät“, erläutert Fiedler. Wegen der vielen internationalen Gäste hätte man einen längeren Vorlauf gebraucht, um das zu realisieren.
Sonst ist ab September der Kalender wieder gut gefüllt – mit Mitgliederversammlungen, Fachkongressen, Fortbildungen, Firmenveranstaltungen oder Tagungen von Gewerkschaften und Industrieverbänden. Auch Tanzschul-Bälle und Konzerttermine finden sich, obgleich fast alle Tourneen großer Künstler auf 2022 verschoben sind.
Der erste große Kongress wird im Oktober der Deutsche Schmerzkongress sein. „Eine Hybridveranstaltung – 1500 Leute hier, die Mediziner sind ja sowieso alle geimpft, und weitere Teilnehmer zugeschaltet“, so Fiedler.
Aktiv in Berlin und Bonn
Zudem sei das m:con-Team, das auswärts Kongresse organisiere, wieder gefragt. Ende September stellt es in Berlin eine Tagung für 2000 Kinder- und Jugendmediziner, im Oktober in Bonn für 2500 Kardiologen und im November für 4000 Psychotherapeuten in Berlin auf die Beine. Zuletzt habe man mehrere große Events, etwa den Kardiologenkongress und ein Finanzsymposium, vom Rosengarten aus komplett digital ausgestrahlt. „Da fehlen uns zwar die Einnahmen aus der Raumvermietung, aber sonst erwirtschaften wir Geld und haben wenigstens etwas Leben im Haus“, so Fiedler.
Er ist überzeugt, dass viele Kongresse künftig als Mischform laufen – ein Teil vor Ort, ein Teil zugeschaltet. „Manche Großkongresse, die wir bisher nicht nach Mannheim holen konnten, werden dadurch schrumpfen – das bedeutet für uns neue Chancen“, ist er sicher. Zudem würden „Abstand, Hygiene und Distanz weiter eine Rolle spielen“, man brauche auch deswegen mehr Platz.
Der m:con-Aufsichtsrat halte daher an den Plänen zur Erweiterung fest. Dabei wird auf das Mittelfoyer zwischen Musen- und Mozartsaal – in den freien Luftraum zwischen Altbau und Neubau, wo er das Stadtbild nicht stört – bis 2024 noch ein Saal gesetzt. Die Finanzierung läuft aber nicht mehr, wie anfangs geplant, komplett über die Stadt. Zehn Millionen Euro soll die „Mannheimer Kommunalbeteiligungen“, die Holding der städtischen Gesellschaften, als Kredit aufnehmen, vier Millionen die Stadt beisteuern. Im November erfolgt die Ausschreibung für den Generalunternehmer.
Mit den Vorbereitungen für den Bau wurde schon begonnen – daher die Verstärkung der Betonstützen. Die restlichen derzeitigen Bauarbeiten betreffen die Brandschutzsanierung und die Modernisierung der Garderoben, wo – zur Sicherung des Fluchtwegs – die Tiefgaragenausgänge verglast werden. Das soll bis August fertig sein, das Gerüst indes wird bis April 2022 gebraucht.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-erweiterung-wird-schon-vorbereitet-_arid,1824399.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html