Mannheim. Als Erstes bekommt man ein Plastikarmband. Es sieht aus wie eine Kinderuhr, enthält aber einen Sensor zum digitalen Einchecken (was aber bestimmt auch bei allen Kinderuhren bald Standard sein wird). An einem Touchscreen-Portal ist dann der Name aller Spieler einzugeben, bis zu sechs sind pro Gruppe erlaubt. Danach erscheint auf dem Schirm: „Du kannst loslegen, viel Spaß!“
Als Erstes geht es zu „Captain Jack Sparrow“. Die Hauptfigur aus „Fluch der Karibik“ steht am Kopf einer Bahn, die Minigolf nicht unähnlich ist. Gleiches gilt für Schläger und Bälle. Doch den größten Unterschied erklärt Dennis Hylla: Hier gebe es keinen vorgeschriebenen Weg, am Hindernis vorbei ins Ziel zu kommen. Den müsse man sich selbst suchen. „Theoretisch geht jede Bahn mit nur einem Schlag.“ Wie einem das gelinge, sei egal. Dafür dürfen die Bahnen - ebenfalls im Unterschied zum Minigolf - betreten und erstmal ausgiebig inspiziert werden. Zur Schonung des Filz- und Teppichbelags sind Sportschuhe eine gute Idee, hochhackige Absätze eher nicht.
In Thessaloniki gesehen
Ähnliche Schuhregeln gelten nebenan auf den Kunstrasen-Feldern des Fußballcenters von Christine Pradt, dessen Geschäftsführer Hylla ist. Nun hat er in der Halle zwischen Carl-Benz-Stadion und Luisenpark noch diese Mindgolf-Anlage eröffnet, es soll die erste überhaupt in Deutschland sein. „Das ist sie in der Tat“, bestätigt am Telefon Sven Eßwein. Er muss es wissen, seine auf Indoor-Attraktionen spezialisierte Firma baut und vertreibt solche Bahnen angeblich europaweit exklusiv.
Etwa in den USA oder Australien gebe es Mindgolf schon länger, sagt Eßwein. In Europa sei es erst langsam im Kommen. Als Stammgast im Soccercenter hat er Hylla davon erzählt. Da der etwas Neues für einen seitlichen Teilbereich - dort waren früher zwei Minispielfelder, die kaum noch genutzt wurden - suchte, war er sehr interessiert. Also flog er ins griechische Thessaloniki und ließ sich dort fünf Bahn-Prototypen zeigen. „Das hat mich sehr fasziniert“, erzählt er. Eigentlich hätte die Anlage schon Ende vergangenen Jahres fertig sein sollen. Aber weil es da und dort etwas hakte, ist sie erst jetzt im Frühling eröffnet worden.
Hylla zeigt, wie es funktioniert. Für „Captain Jack Sparrow“ braucht er drei Schläge, einen weniger als der ungeschickte Reporter. An jeder Bahn steht ein Monitor zum Einchecken sowie am Ende zur Eingabe der Schlagzahl. Zettel auf einem Klemmbrett, wie beim Minigolf üblich, braucht man hier nicht. Der Punktestand wird aus dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad errechnet und leuchtet auch auf einer großen Wandtafel auf. Spielen mehrere Gruppen gleichzeitig, können sie sich so miteinander vergleichen.
Die Reihenfolge der Bahnen ist - auch anders als beim Minigolf - beliebig, so gibt es keine Wartezeit. War man irgendwo schon, wird das angezeigt. Aber weil jede Bahn ein ganz spezielles Motiv hat, sollte einem das bei klarem Kopf eher nicht passieren. Es gibt eine Clownfigur wie aus dem Thriller „Es“, ein Schachbrett, ein Billard- und einen Roulettetisch, einen Flipper, eine „Pac-Man“-Bahn (Ältere Videospieler werden sich erinnern) und, und, und.
Debakel beim Enten-Schießen
Schwierigkeitsgrad fünf von fünf hat der „Eiserne Thron“ aus „Game of Thrones“. Spontan die Lieblingsbahn des Reporters, dem drei Schläge reichen. Hylla („die habe ich noch nie geschafft“) scheitert bei allen sechs Versuchen. Doch die Freude währt nur kurz. Beim Enten-Schießen - wie auf der Kirmes - läuft es genau umgekehrt. Der Schwierigkeitsgrad ist nur hier leider ebenfalls fünf.
Am Ende legt „MM“-Fotograf Christoph Blüthner die Kamera weg und zeigt, dass er es auch mit dem Schläger kann. Von Pauke zu Pauke hüpft sein Ball ganz klar am harmonischsten. Dann ist der Spaß vorbei.
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