Mannheim. Felix Michalski könnte schon jetzt problemlos ein Buch darüber schreiben, was ihm alles in den letzten Monaten widerfahren ist. Seit Ende August ist der 25-Jährige auf dem Weg nach Chiti in Nepal. Was an sich schon als abenteuerlich genug angesehen werden könnte - um nach Nepals Hauptstadt Kathmandu zu kommen, sind 13 Flugstunden nötig -, treibt der Mannheimer auf die Spitze: Nur mit Fahrrad, Zelt und nötigster Ausrüstung bestückt ist Felix Michalski unterwegs.
Mit dem Fahrrad von Mannheim nach Nepal: Erstes Etappenziel erreicht
Im Dezember erreichte er nun die größte Stadt der Türkei, Istanbul. Die erste große Etappe ist vollbracht. Im Videotelefonat erzählt Michalski von seiner Reise - und davon, was er am meisten vermisst. „Ich habe ein großes Glück, diese Reise machen zu dürfen“, so der Mannheimer, „aber was ich vor allem auf dieser Reise kennenlerne, ist ein neues Gefühl von Heimat.“ Er spüre, was es heißt, zuhause zu sein: „Auch wenn Mannheim nicht die schönste Stadt der Welt ist, sind es die Leute um einen herum, die einen erst richtig zuhause fühlen lassen“. Am meisten vermisse er Freundin, Freunde und Familie.
Auf die Frage, was er am meisten vermissen werde, wenn er dann wieder nach Mannheim zurückkehrt, weiß Michalski ebenfalls eine schnelle Antwort: „Das Essen!“ Aber auch der Austausch mit anderen Kulturen sei eine großartige Erfahrung. Das Fahrrad wiederum werde ein Mittel zum Zweck bleiben. „Meiner Meinung nach ist das Fahrrad die coolste Art der Fortbewegung, aber ein großer Fahrradsportler werde ich nicht mehr“, erklärt der Mannheimer lachend.
3300 Kilometer: Vom Wasserturm in Mannheim bis in die Türkei
Hinter dem 25-Jährigen liegen nun 3300 gefahrene Fahrradkilometer. Vom Mannheimer Wasserturm aus gestartet, ging es über Österreich, Italien und Slowenien auf den Balkan. Insgesamt elf Länder bereiste er. Der gefährlichste Moment der Reise bislang? „In Montenegro habe ich ein Gewitter komplett unterschätzt. Normalerweise nehme ich mir vor, nicht in der Dunkelheit zu fahren. Manchmal klappt das aber nicht.“ Inmitten des nächtlichen Gewitters sei er auf der Suche nach einem Campingplatz für die Nacht gewesen und habe schließlich Unterschlupf in einer Höhle gefunden. „Ich habe mein Zelt dann in der Höhle aufgeschlagen und mir Essen gemacht. Gerade als ich mir noch eine Gabel aus meinem Topf nehmen wollte, wurde der Topf plötzlich unterspült und trieb von mir weg.“ Durch oberirdische Zuläufe sei Wasser in die Höhle gelaufen, so dass Michalski schließlich noch mitten in der Nacht zur nächstgelegenen Stadt fahren musste.
Ihn erwarten noch viele weitere Abenteuer. Zusammen mit seinem Freund Fabian Dudas hatte Felix ursprünglich geplant, bis Teheran mit dem Fahrrad zu fahren, von dort nach Bangkok zu fliegen und von Thailand aus nach Nepal weiterzufahren. Dudas musste die Reise jedoch noch in Deutschland abbrechen und Michalski änderte seine Route. „Ich möchte eigentlich nicht fliegen auf der Reise“, erklärt er. Auch die aktuelle Lage in Myanmar mache die ursprüngliche Route unmöglich.
Von Istanbul geht es weiter nach Kasachstan
Von Istanbul soll es weiter nach Ankara und Irak gehen, ehe Teheran im Iran als nächste große Etappe ansteht. Über Armenien, Georgien und Russland oder durch Turkmenistan und Usbekistan ist anschließend Kasachstan das nächste Ziel.
Was Michalski bisher gelernt hat? „Unsere Perspektive in Deutschland ist oft sehr privilegiert. Ich habe auf meiner Reise die Möglichkeit, mit so vielen Menschen in Austausch zu kommen und ich merke, dass es oft einfach viel mehr hilft, sich zusammen hinzusetzen und voneinander zu lernen, als übereinander zu sprechen. Wir sollten uns seltener die Berechtigung nehmen, über andere Kulturen zu urteilen.“
Derweil dient die Reise nicht nur dem Selbstzweck. Regelmäßig ruft der 25-Jährige auf Instagram zu Spenden auf. Unter dem Namen „goldengoal.biking“ ist das Profil zu finden, auf dem er täglich von seinem Abenteuer berichtet. Mithilfe der Spenden soll am Ende genug Geld zusammenkommen, um die örtliche Schule im Zielort Chiti um Klassenzimmer für die Klassenstufen 9 bis 10 zu erweitern. Hinzukommen soll auch ein Bolzplatz, auf dem Michalski letztendlich das „Golden Goal“ erzielen will. Bis es jedoch dazu kommt, stehen ihm noch Tausende Fahrradkilometer und bis zu zehn Länder bevor.
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