Geburtstag

Erste Bürgermeisterin Mannheims feiert 80. Geburtstag

In der von Männern dominierten Politik schrieb sie Rathaus-Geschichte in Mannheim: Die einstige Sozialdezernentin und Erste Bürgermeisterin Mechthild Fürst-Diery wird 80 Jahre alt

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Mechthild Fürst-Diery (r.) im Gespräch mit Waltraud Kirsch-Mayer. © Thomas Tröster

Das Fest mit der Familie ist erst zum Wochenende geplant. Gleichwohl dürfte am 24. August in Haus und Garten von Mechthild Fürst-Diery ziemlicher Trubel herrschen – dann empfängt sie nämlich Freundinnen, Nachbarn und Bekannte. Mannheims einstige Sozialdezernentin und spätere Erste Bürgermeisterin feiert ihren 80. Geburtstag in Neu-Isenburg , wo die CDU- Kommunalpolitikerin seit ihrer Pensionierung vor 15 Jahren wieder ihren ständigen Wohnsitz hat.

Die gebürtige Münchnerin und studierte Psychologin, die ab Mitte der 1980er Jahre in der Stadtverordnetenversammlung ihrer hessischen Wahlheimat kommunalpolitische Erfahrungen sammelte und hauptberuflich als Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Offenbach wirkte, trat 1997 die Nachfolge von Sozialbürgermeister Wolfgang Pföhler an, der als Geschäftsführer an das in eine GmbH umgewandelte Uni-Klinikum ans Theodor-Kutzer-Ufer wechselte. Fürst-Diery betont gern, ihre Bewerbung „keine Minute bereut zu haben“ – auch wenn sie mit ihrer Partei häufig wie heftig im Clinch lag.

Die Mutter von drei Söhnen schrieb insofern Rathaus-Geschichte, als sie in Mannheim als erste Frau auf der bis dahin von Männern dominierten Dezernenten-Bank Einzug hielt – „was nicht allen passte“, wie die Christdemokratin zurückblickt. „Frauen mussten damals in der Politik mehr als heute aushalten.“ Für Furore sorgte 2004, als sich Fürst- Diery bei einer Kampfabstimmung um den Posten des Ersten Bürgermeisters gegen den von der eigenen Partei ins Rennen geschickten Ordnungsdezernenten Rolf Schmidt durchsetzte – und dies mit Stimmen der SPD und einiger CDU-Abweichler. Nach diesem Überraschungscoup war sie nicht länger in Sitzungen der CDU-Gemeinderatsfraktion erwünscht. „Nein, das hat mir gar nichts ausgemacht“ , erklärte sie vor einigen Jahren im Gespräch mit dem „MM“. Schließlich sei sie es gewesen, die obsiegt habe.

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Volle Unterstützung für ihre späte Karriere bekam Mechthild Fürst-Diery hingegen von Ehemann Hubert Fürst, Leiter einer Bank. Trotz familiärem Schulterschluss sei das Leben in zwei Städten „nicht ganz einfach“ gewesen. Nach ihrer Verabschiedung 2007 schloss „die Fürstin“, wie sie der seinerzeitige OB Gerhard Widder nannte, das Kapitel Politik komplett ab. Auch wenn sie bei offiziellen Anlässen als geladener Gast so gut wie nicht mehr auftaucht, gebe es mit einigen Mannheimer CDU-Weggefährten noch regelmäßig Kontakt, erzählt die Pensionärin.

Singen im Kirchenchor

Im Ruhestand holt sie nach, wozu im Berufsleben wenig oder gar keine Zeit blieb: Der Musik frönt Fürst-Diery nicht nur als begeisterte Konzertbesucherin, sondern auch beim Singen im Kirchenchor. „Glücklich“ ist sie darüber, dass „die Familie zusammenhält“ und obendrein „alle gesund sind“. Nicht nur ihr Ehemann sei mit seinen 88 Jahren „immer noch topfit“. Zum eigentlichen Geburtstagsfest am Samstag kommen neben den drei Söhnen, Schwiegertöchtern und sechs Enkeln zwischen elf und 22 Jahren auch die beiden älteren Geschwister aus München angereist. Und was wünscht sich Mechthild Fürst-Diery zu ihrem Achtzigsten? „Dass uns als Familie noch einige gemeinsame und gesunde Jahre geschenkt werden.“

Freie Autorin

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