Gastronomie

Ende der Mannheimer Institution "Ristorante Augusta"

Giovanni Scurti hört nach 48 Jahren im Ristorante Augusta auf. Bei vielen Prominenten und Stars ist das Restaurant eine beliebte Anlaufstelle gewesen. Wie es nun weitergeht

Von 
Valerie Gerards
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Giovanni Scurti vor seiner Promiwand im Mannheimer Ristorante Augusta. © Valerie Gerards

Mannheim. Kann ein Restaurant Stadtgeschichte schreiben? Es kann. Promis aus der Kurpfalz und internationale Stars haben sich im Mannheimer Ristorante Augusta schon die Ehre gegeben, die Inhaber Giovanni Scurti mit einer Fotocollage im Eingangsbereich verewigt hat. Am 15. April geht er in den Ruhestand - und blickt auf 48 Jahre voll liebgewonnener Gäste zurück.

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Das Gästebuch von Giovanni Scurti liest sich wie das Who’s Who von Schauspielern, Musikern, Sportlern und Politikern der 80er Jahre bis heute: Mario Adorf, Placido Domingo, Montserrat Caballé, Howard Carpendale, Albano und Romina Power, Hannelore Elsner, Martin Benrath, Andrea Bocelli, die Tennis-Stars Steffi Graf und Boris Becker. Und Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl. „Als der hereinkam, habe ich Gänsehaut bekommen. So ein Weltmann hat nicht viele Lokale. Und dann gerade eine Pizzeria!“

Bei Giovanni Scurti waren im "Augusta" Weltstars zu Gast

„Giovanni, du musst nicht um die Welt, die Welt ist zu dir gekommen“, habe ein Gast einmal zu Scurti gesagt. Tatsächlich könnte der italienische Vollblutkoch mit seinen Geschichten über beeindruckende Persönlichkeiten und lange Nächte wohl Bände füllen. Einige der Stars und Sternchen sind gerne mal bis vier Uhr morgens im Ristorante geblieben. Die Mannheimer Adler haben 2015 ihre Meisterschaft bei ihm gefeiert und Fußballer wie Jürgen Kohler ihre Erfolge.

Dante und Giovanni Scurti im Eröffnungsjahr 1976. © privat

Einmal im April sei José Carreras ins Augusta gekommen und habe sich ins Gästebuch eingetragen. Im Juni sei er wiedergekommen, Scurti hat ihm wieder das Gästebuch gebracht. „Giovanni, ich habe letztes mal schon reingeschrieben“, habe der Opernsänger gesagt. „Ja, Herr Carreras, einmal kann man überall reinkommen. Aber wiederkommen, das ist die Frage!“

Scurti erinnert sich mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht an einen der lustigsten Abende im Ristorante Augusta - mit dem 2011 verstorbenen Mannheimer Unternehmer Heiner Graeff, Fußballspieler Jürgen Kohler, Spielerberater Roger Wittmann und 30 oder 40 weiteren Gästen. „Die haben hier so gefeiert, zuletzt habe ich ihnen den Schlüssel gegeben und gesagt, sie sollen zumachen, wenn sie gehen, und mir am nächsten Tag den Schlüssel zurückbringen.“

Giovanni Scurti ist eigentlich selbst ein Promi

Eigentlich ist Giovanni Scurti aber selbst ein Promi: In der Tatort-Folge „Im Abseits“ von 2011 ist er in einer Nebenrolle als italienischer Gastwirt zu sehen. Ulrike Folkerts, die er als Stammgast schon viele Jahre kennt, wollte ihn gern dabei haben. Als ihn die Produktionsfirma für den Ludwigshafener „Tatort“ anrief, dachte Scurti zuerst, das sei ein Scherz, fuhr schließlich aber doch ins Studio. Dort erlebte er eine große Überraschung. „Fast jeder dort hat mich gekannt. Die ganzen Schauspieler und Mitarbeiter im Studio waren sonst immer Gäste hier bei mir“, berichtet Giovanni lachend.

Familie Scurti: Gianluca (v. l.), Marianne, Giovanni und Luana. © Valerie Gerards

Giovanni Scurtis Kinder werden das Restaurant an der Augusta-Anlage nicht übernehmen. „Es ist zu groß und es gibt kein Personal“, erklärt Gianluca. Allerdings werden er und seine Schwester Luana ein eigenes Restaurant in der Feldbergstraße 49 im Stadtteil Lindenhof eröffnen. Sie haben das Restaurant mit etwa 50 Sitzplätzen schon vor einigen Jahren gekauft. Voraussichtlich Ende Juni, wenn die Renovierungsarbeiten fertig sind, werden sie öffnen.

Schmecken soll es im Augusta 2 wie im Ristorante Augusta. Giovanni Scurti will den neuen Koch anlernen, es soll die gleiche Qualität und vor allem geschmacklich wie im Augusta bleiben. Die Karte soll laut Gianluca Scurti viel kleiner werden und mit einer wechselnden Tageskarte das anbieten, was es saisonal gerade gibt: frische Artischocken zum Beispiel und Klassiker wie Spaghetti Vongole und Tagliata Filetto.

Scurtis Kinder werden das Augusta vermissen

Bei aller Vorfreude auf den nächsten Schritt wissen Scurtis Sohn und Tochter jetzt schon, dass sie das Augusta vermissen werden. Sie seien praktisch hier geboren und hätten die letzten 40 Jahre hier verbracht. Marianne Scurti ist stolz auf ihre Kinder, dass sie bald ihr eigenes Restaurant führen - und auch zuversichtlich, dass es gut laufen wird: „Viele unserer Gäste kommen aus der Oststadt und vom Lindenhof. Die werden in Zukunft einen kürzeren Weg haben, können laufen und ein bisschen was trinken.“

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Gäste, die sich nach Giovannis Gesellschaft sehnen, werden ihn sicherlich von Zeit zu Zeit im Augusta 2 treffen. „Wenn meine Eltern wollen, dürfen sie immer dabei sein“, sagt Gianluca. Es sei ihm wichtig, dass die Eltern nicht aufs Abstellgleis geschoben werden. Das sei ganz gefährlich, wenn jemand plötzlich keine Aufgabe mehr habe. „Die Mama wird ein bisschen im Hintergrund mit der Büroarbeit helfen, Papa ein bisschen im Vordergrund - wenn er nicht gerade in Italien beim Angeln am Strand ist.“

Freie Autorin

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