Reiss-Engelhorn-Museen - Ausstellung „Eiszeit-Safari“ derzeit in Rosenheim, dann in Kempten / Auch Japan hat Interesse angemeldet

Eiszeit-Safari: Die Mammuts gehen auf Tour

Von 
Peter W. Ragge
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In neuer Gestaltung: die Tiere der Mannheimer Ausstellung „Eiszeit-Safari“, hier ein Steppenbison, im Rosenheimer Ausstellungszentrum Lokschuppen. © REM/Andreas Jacob

Mannheim. Mammut und Moschusochse, Höhlenlöwe und Höhlenbär, Flusspferd, Elch und Riesenhirsch aus Mannheim haben womöglich bald eine sehr weite Reise vor sich. Die Japaner interessierten sich dafür, die Ausstellung „Eiszeit-Safari“ der Reiss-Engelhorn-Museen zu zeigen – ab 2025. Denn vorher ist sie schon mit weiteren Stationen ausgebucht.

Japan und die Reiss-Engelhorn-Museen – das ist keine neue Verbindung. 2019 übernahmen sie die erfolgreiche Mannheimer Mumien-Ausstellung, die zuvor an acht Stationen in den USA sowie zehn weiteren Orte in Deutschland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, in Ungarn und der Schweiz zu sehen war.

Allein zwischen November 2019 und Februar 2020 strömten über 450 000 Besucher zu der Mannheimer Ausstellung in der japanischen Hauptstadt. „Und genau das Nationalmuseum in Tokio, wo das damals lief, hat jetzt wieder Interesse geäußert, unsere Ausstellung zu bekommen“, freut sich Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, auf den die Konzeption der Mumien-Sonderschau wie auch der „Eiszeit-Safari“ zurückgeht. Erste Gespräche habe es mit den Japanern vom National Museum of Nature and Science bereits gegeben, „demnächst ist eine Delegation hier“, so Rosendahl.

Er hatte die Ausstellung „Eiszeit-Safari“ schon 2016 erstmals in der Festung Ehrenbreitstein Koblenz gezeigt. Danach ging sie mit sechs 40-Tonnern auf Tournee zu sechs weiteren Standorten in Deutschland. Mit einer Verzögerung durch die Corona-Pandemie lief die Sonderschau von Sommer 2021 bis Februar dieses Jahres in Mannheim – inhaltlich und optisch deutlich aufgewertet, um Originalfunde eiszeitlicher Knochen ebenso wie neue Forschungsergebnisse ergänzt.

Knapp 51 000 Besucher sahen die Ausstellung in Mannheim. Rosendahl ist mit der Resonanz sehr zufrieden gewesen. „Angesichts der langen Corona-Schließung des Museums und dann der Einschränkungen für Besucher wie Maskenpflicht und 2G-Nachweis ist das wirklich eine Super-Zahl“, sagt er. „Ohne Corona hätten wir sicher das Doppelte gehabt“, ist er überzeugt.

Rosenheims OB Andreas März (v.l.), die bayerische Familienministerin Ulrike Scharf, Lokschuppen-Leiterin Jennifer Morscheiser und Wilfried Rosendahl. © ANDREAS JACOB

„Ein echter Erlebnisort“

Denn dort, wo die Ausstellung derzeit läuft, werden deutlich über 100 000 Besucher erwartet: in Rosenheim im ehemaligen Lokschuppen. 1988 wurde aus der früheren Betriebswerkstätte der Bayerischen Staatsbahn eines der größten und publikumsstärksten Ausstellungszentren Deutschlands. Die Leiterin des städtischen Hauses, Jennifer Morscheiser, hat keine eigenen Exponate, sondern kauft bestehende Ausstellungen ein. Sie meinte anlässlich der Eröffnung, sie wolle damit stets Wissenschaft und Unterhaltung zusammenbringen. „Ein echter Erlebnisort und attraktives Ausflugsziel“, urteilte die „Süddeutsche Zeitung“ nach der Eröffnung. In der Rosenheimer Wochenzeitung „Echo“ ist von „spektakulärer Schau“ und „harmonischem Gesamtkunstwerk“ die Rede.

Auch für Rosenheim haben die Experten der Reiss-Engelhorn-Museen die Ausstellung der Originalfunde, hochwertigen Tierrekonstruktionen und eindrucksvollen Skelette sowie Mitmachstationen für Kinder mit neuen, auf die dortige Region bezogenen Forschungsergebnissen ergänzt – etwa zum ältesten Bayern. Zudem ist sie mit knapp 1500 Quadratmetern sogar auf größerer Fläche aufgebaut als in Mannheim, wo es 1000 Quadratmeter waren, und wird in sehr modernem Design präsentiert. Ergänzt haben die Lokschuppen-Mitarbeiter auch noch die gezeichnete Figur „Mammut Molli“ als Leitmotiv für das Kinderprogramm. Schließlich investierten die Rosenheimer insgesamt 2,5 Millionen Euro in das Projekt.

„Damit werden Mannheimer Ausstellungs-Know how und Mannheimer Forschungsergebnisse zu einem aktuellen Thema zum Touristenmagnet im Chiemgau“, freut sich Rosendahl, „und das passt, denn es ist ja eine in der Eiszeit entstandene Landschaft“. Auf allen Publikationen und in der Werbung der Rosenheimer findet sich das Mannheimer Museumslogo.

Zur Eröffnung der Sonderschau gab es ein Podiumsgespräch mit Rosendahl und dem bekannten Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Zudem haben Wilfried Rosendahl und seine Frau Gaëlle Rosendahl, Leiterin der Forschungsstelle Steinzeit im Curt-Engelhorn Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte, einen neuen Katalog erarbeitet – viel größer und umfangreicher als die erste Ausgabe 2016 und mit zahlreichen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Klimaforschung ergänzt.

„Schöne Wertschätzung“

Bis Dezember soll die Eiszeit-Ausstellung in Rosenheim zu sehen sein. Die nächste Station ist auch schon klar: 2023 geht sie dann nach Kempten. „Damit sind wir wiederum in einer wichtigen Eiszeit-Landschaft, dem Allgäu, dem Voralpenland“, freut sich Rosendahl. Für die Jahre danach gebe es ebenso schon Interessenten. Dies sei „eine schöne Wertschätzung und Beleg für unsere Qualität als Ausstellungsmacher und als Forscher“, so der Generaldirektor, und mache ja auch Mannheim bekannter.

Redaktion Chefreporter

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