Lieferengpässe - Hamsterkäufe sorgen wieder für Engpässe

Einige Mannheimer Supermärkte begrenzen Abgabe von Öl und Mehl

Von 
Steffen Mack
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In Läden der Edeka-Gruppe ist auch Mehl rationiert, sofern überhaupt erhältlich. © Steffen Mack

Mannheim. Im ziemlich leeren Regal hängt ein Zettel. „Liebe Nachbarn“, steht darauf - im „Penny Feidene“, so der Filialname, wird die Kundschaft in dem Mannheimer Vorort gern persönlich umgarnt. Wegen erhöhter Nachfrage müsse bei einigen Ölsorten die Abgabe auf eine Flasche begrenzt werden. Drei Flaschen Sonnenblumenöl stehen noch da, die einen Euro günstigere Eigenmarke ist ausverkauft.

Haben Feudenheimer Hamsterkäuferinnen die Rationierung erzwungen? Die Filialleiterin schüttelt den Kopf. Das sei eine Konzernvorgabe, für Auskünfte verweist sie auf die Zentrale in Köln. Zum komplett leeren Mehl-Regal lässt sie sich noch entlocken: „Das ist schon seit letzter Woche weg.“ Eine Kundin, die mitgehört hat, sagt: „Gell? Bei Marktkauf gab es jetzt auch kein Mehl mehr.“

Kundin: „Zwei pro Sorte, oder?“

Der Anlass liegt auf der Hand: Da die Ukraine und Russland zu den weltweit wichtigsten Getreideländern gehören, könnte der Krieg zu einer Verteuerung, vielleicht gar Verknappung einiger Produkte führen.

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Knapp 200 Meter weiter, in einem „Nah und gut“-Supermarkt, sind Öl und Mehl (aktuell auch hier ausverkauft) gleichermaßen rationiert. Maximal zwei Flaschen beziehungsweise zwei Packungen pro Haushalt werden noch abgegeben. Der Filialleiter sagt, das sei eine zentrale Vorgabe der Edeka-Gruppe, auf die er ebenfalls für Presseauskünfte verweisen muss. Dies gehe nur schriftlich per Mail, so eine Sprecherin am Telefon. Das könne leider dauern.

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Kai Plösser
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Auf das Versprechen hin, ihre Namen nicht in die Zeitung zu schreiben, sind zwei Beschäftigte aus unterschiedlichen Läden dann doch zu Auskünften bereit. Einer berichtet von einer Kundin mit mehreren Flaschen Öl in ihrem Einkaufswagen. Darauf angesprochen, habe sie gemeint: „Zwei pro Sorte, oder?“ Dann sei sie aber verständnisvoll gewesen, die Begrenzung „ergebe schon Sinn“. Eine andere Frau habe beim Anblick gerade ins Regal gestellter Mehl-Packungen ihr Glück kaum fassen können und unterwürfig gefragt, ob sie eine haben dürfe. Ein Verkäufer erzählt, es sei schon fast wieder wie zu Beginn der Corona-Pandemie, sogar Klopapier werde wieder in größeren Mengen gekauft.

In Penny-Märkten wird bei einigen Ölsorten nur noch eine Flasche pro Einkauf abgegeben. Drei Flaschen Sonnenblumenöl sind hier noch da. © Steffen Mack

Als Klopapier-Lieferanten sind Russland und die Ukraine weniger bekannt. Der Grund könnte hier die energieintensive Herstellung verbunden mit stark gestiegenen Öl- und Gaspreisen sein. Eine Kundin, die ebenfalls anonym bleiben will, macht das Problem deutlich: „Ich denke jetzt auch über Hamsterkäufe nach. Falls plötzlich nichts mehr da ist, wenn das nun alle machen.“

Pflanzliches Öl als Diesel-Ersatz

Ein möglicher weiterer Grund für die hohe Speiseöl-Nachfrage - ein sehr skurriler - zeigt sich an der Tankstelle neben dem „Nah und gut“-Markt: der hohe Dieselpreis, der zur Mittagszeit am Mittwoch bei 2,26 Euro liegt. Angeblich gibt es Menschen, die jetzt lieber billigeres pflanzliches Öl in den Tank schütten. Bei einigen älteren Motoren funktioniere das sogar, sagt Arnold Geider, der eine Straßenecke weiter eine Kfz-Werkstatt betreibt. Er warnt jedoch: „Da muss man sehr aufpassen.“ Erst sollten sich Autobesitzer beim Hersteller erkundigen, ob das mit ihrem Wagen möglich sei. Sonst könnten etwa die Dichtungen kaputtgehen.

Stunden später trudelt eine Mail von der Edeka-Pressestelle ein. Konkrete Fragen zu Rationierungen bleiben unbeantwortet, allgemein ist von „einer sehr dynamischen Situation“ im Lebensmittelhandel die Rede. In Einzelfällen könne es kurzzeitige Lieferengpässe geben. Insbesondere bei Speiseölen, die zum Teil aus der Ukraine stammten. Generell sei die Versorgung mit allen Produkten des täglichen Bedarfs aber sichergestellt. „Es gibt weiterhin keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen“, heißt es. Also keinen echten Grund für Hamsterkäufe.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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