In ihrem Büro hat sich Einiges verändert gegenüber der Zeit ihres Vorgängers: An der Wand nun ein Bild des Malers Karl-Peter Muller aus der Sammlung ihres Mannes, gegenüber gerahmte Arbeiten von Schülern der fünften und achten Klassen. „Die Schüler sollen sich auch in diesem Raum wiederfinden“, sagt die Frau, die fortan hier tätig ist.
Gabriele Mark, deren Großvater Rudolf Egler in den 1960er Jahren Rektor der Almenhof-Grundschule war, ist seit Beginn dieses Schuljahres Leiterin des 700 SchülerInnen umfassenden Moll–Gymnasiums im Niederfeld. Erst spät im Ausschreibungsprozess hat sie sich dafür beworben, mit Rücksicht auf ihre Familie: „Die ist mir das Wichtigste“, bekennt die Ehefrau des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Lothar Mark; die beiden haben einen zwölfjährigen Sohn. „Doch in der Interimszeit, in der ich die Schulleitung bereits innehatte, habe ich gemerkt, dass es funktionieren kann“, begründet sie, warum sie sich dann doch dazu entschlossen hat. Und ja, sie bekennt auch, „dass ich diese Schule auch gerne leiten möchte.“
Mark, die an diesem Samstag ihren 52. Geburtstag feiert, ist die erste Frau an der Spitze des Moll überhaupt und die erste hausinterne Besetzung seit 33 Jahren. Ihre Vorgänger Klaus Fritz und Gerhard Weber kamen von außen, wurden damals bewusst ausgewählt, um für frischen Wind im Haus zu sorgen. Doch Mark verbindet auf ideale Weise beides: „Stallgeruch“ und Blick von außen.
Erfahrungen im Ausland
Denn Mark, die selbst die Pfingstberg-Grundschule und danach das Bach-Gymnasium im Ortskern von Neckarau besuchte, hat zwar am Moll bereits ihr Referendariat absolviert, aber danach auch weit außerhalb Erfahrung gesammelt. Etwa an der Deutschen Schule in Lima, 1000 Kinder und Jugendliche stark. Hier hat sie Geschichte und Deutsch unterrichtet, letzteres sogar als Fremdsprache – etwas ganz Besonderes.
Auch außerhalb des pädagogischen Betriebes hat sie sich qualifiziert: wissenschaftlich, 2011 mit einer Promotion zu einem stadtgeschichtlichen Thema: dem von 1956 bis 1972 amtierenden Oberbürgermeister Hans Reschke. Durchaus brisant, denn der hatte eine NS-Vergangenheit, wie sie herausarbeitete.
Gut vernetzt
Doch Mark war auch selbst Akteurin der Kommunalpolitik, von 1999 bis 2009 Stadträtin der CDU, 2007 gar als Sozialbürgermeisterin im Gespräch. Doch parteiinterne Erlebnisse ließen sie zu dem Schluss kommen, „dass Politik nicht ganz das Richtige für mich ist.“ Geblieben ist die Kenntnis kommunalpolitischer Prozesse und von deren Akteuren – was für die Schule nun wertvoll ist.
Denn sie hat Einiges vor. Da ist zunächst das Musikgymnasium, das gerade begonnen hat. 16 Anmeldungen liegen vor, im Januar kommt die Kultusministerin denn auch ans Moll, um die Initiative vorzustellen. Das Inklusionsprojekt, ebenfalls einmalig in Mannheim, geht ins zweite Jahr: „Eine wunderbare Bereicherung unseres Schullebens“, sagt sie.
Stärken will Mark auch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Moll: „Unsere außergewöhnliche Lage mit vielen Freiflächen.“ Der Schulhof soll umgestaltet werden, mehr Bäume, Sitzgelegenheiten und eine neue Pflasterung erhalten. Die Außenfassade mit neuer Dämmung sowie die Photovoltaikanlage auf dem Dach machen das Gebäude zukunftsfähig. Auch die Turnhalle wird renoviert: „Dann ist alles top.“
Doch die wichtigste Gestaltungsmöglichkeit einer Schulleiterin unabhängig von Regularien und Vorgaben: „eine Schulgemeinde im besten Sinne des Wortes schaffen“. Beginnen soll dies mit Äußerlichem wie einer gemeinsamen CI – vom Slogan über Druckerzeugnisse bis hin zum Webauftritt. Die Ehemaligen möchte sie wieder stärker durch die Schule ansprechen und dazu deren seit Jahren brachliegende Vereinigung „Feuerzangenbowle“ neu beleben.
Mark hat also viel vor, aber auch viel Zeit – „15 Jahre bis zur Pensionierung“, sagt der Redakteur im Gespräch. Da muss sie schmunzeln: „Daran denke ich jetzt noch nicht.“
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