Mannheim. Das Urteil dürfte unstrittig sein: Mannheim fühlt sich derzeit eher an wie Manchester. Britisches Wetter, immer wieder Regen, mäßige Temperaturen - mittlerweile ganz untypisch für einen Sommer im Südwesten. Und während viele Freibad-Freunde und Biergarten-Fans den Sommer herbeisehnen, gibt es auch manche, die dem Regen viel Positives abgewinnen können.
Was der Regen mit den Mannheimer Wäldern macht
Dina Scheffer zum Beispiel. Sie ist die Leiterin der Unteren Forst- und Naturschutzbehörde in Mannheim und damit zuständig für die Wälder. Und für die Wälder ist der Regen ein Segen, wie die Forstwissenschaftlerin betont. „Wenn Sie im Käfertaler Wald, im Waldpark oder im Dossenwald spazieren gehen, können Sie sehen, dass die Natur so richtig aufgeatmet hat und das Grün ganz üppig gekommen ist.“ Das sei bei Gräsern genauso der Fall wie beim Laub der Bäume.
In den vergangenen Jahren mit den heißen Sommern habe der Wald regelrechte „Trocknungserscheinungen“ gehabt, berichtet sie - mit trockenen Ästen und einer schwachen Vegetation unter den Bäumen. Eine Situation, in der sich diese auch ganz schwer gegen Schaderreger wie Pilzbefall wehren konnten. An einzelnen Bäumen sehe man diese Auswirkungen auch noch, so Scheffer. „Aber dieses Jahr geht’s dem Wald richtig gut.“ Auch die Bodenwasserspeicher seien wieder gut gefüllt - wenn auch lange noch nicht voll. „Wenn man bedenkt, wie viel es Ende des vergangenen Jahres, im Winter und auch jetzt geregnet hat, kann man sehen, wie lange es dauert, bis die Speicher voll sind.“
Und was ist, wenn die Hitze à la Südfrankreich doch noch nach Mannheim kommt?
Die Forstbehörden-Leiterin kann es zwar nachvollziehen, dass viele Menschen besser gelaunt sind, wenn die Sonne scheint. „Aber wenn man sieht, was Trockenheit im Wald bewirken kann, freut man sich über jeden Regen.“ Und wenn sie in diesem Sommer doch noch kommt, die Hitze à la Südfrankreich? „Dann wird der Wald in diesem Jahr damit zurechtkommen.“
Auch Markus Roeingh, dem für die Grünflächen zuständigen Eigenbetriebsleiter der Stadtverwaltung, geht „das Herz auf“, wenn er in der Stadt unterwegs ist. Alles ist grün - von den Staudenbeeten an den Straßen bis zu den Grünflächen wie dem Stempelpark in Käfertal. „Das haben wir in dieser Form selten erlebt.“ Er gehe zwar auch gerne baden, räumt Roeingh ein. „Aber wenn man im Sommer die verbrannten Landschaften sieht, dann ist es so wie jetzt schon schöner.“ Gießen müssen seine Leute allerdings trotzdem - die neu angepflanzten Bäume zum Beispiel, die letztes Jahr noch auf der Buga standen. „Das Wasser muss direkt an den Wurzelballen, da nützt der großflächige Regen nichts.“
Warum es in Mannheim-Schönau am 20. Juli auf keinen Fall regnen darf
Auch abseits der Pflanzenwelt ist an manchen Stellen die Freude über den Regen groß. „Wir hier finden es gar nicht so schlecht, dass es nicht so heiß ist“, sagt Simona Abel. Sie leitet das Caritas-Seniorenheim „Guter Hirte“ auf der Schönau. Die Bewohner seien nicht so erschöpft wie in einem heißen Juni, erklärt Abel. Gerade bei älteren Menschen sei die Gefahr einer Hitzeerschöpfung oder eines Hitzeschlags ja besonders hoch.
„Jetzt aber können wir die schöne frische Luft ins Haus lassen und es schön durchlüften.“ Und die Bewohner müssen nicht so viel trinken wie bei 30 Grad. Lediglich am 20. Juli, da könnten sie den Regen im „Guten Hirten“ nicht gebrauchen. An diesem Tag steigt das Sommerfest im Garten.
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