Universität - Rektor Arndt in den Ruhestand verabschiedet / Nachfolger Ernst-Ludwig von Thadden will Forschung stärken

Ein kraftvoller Gestalter geht

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Peter W. Ragge
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Mit "ziemlichem Respekt", wie er sagte, trat der neue Rektor der Universität, Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden (links), sein Amt an. Hier übernimmt er von seinem Vorgänger Prof. Dr. Hans-Wolfgang Arndt die Amtskette.

© Prosswitz

Die Sorgen mancher Vorredner waren völlig unbegründet. "Meine Gemütslage? Ich würde sagen: positiv! Ich spüre jedenfalls keine Verschlechterung", scherzte Prof. Dr. Hans-Wolfgang Arndt. Nach elf teilweise sehr spannenden, kontroversen Jahren an der Spitze der Universität endete eine Ära: Er wurde in den Ruhestand verabschiedet und Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden als neuer Rektor ins Amt eingeführt.

"Nackenschläge verkraften"

"Er musste - berechtigte wie unberechtigte - Nackenschläge verkraften", meinte Prof. Dr. Max Kaase, der Vorsitzende des Universitätsrates, schon bei der Begrüßung der Gäste des Festakts im Rittersaal, bei dem Mitglieder des Universitätsorchesters spielten. Kaase bescheinigte Arndt aber, die Strukturreform der Universität gegen interne Widerstände mit "Klugheit, Kompetenz und Stehvermögen" durchgesetzt und sie damit für den globalen Wettbewerb gut vorbereitet zu haben.

"Besondere Anerkennung und Respekt" drückte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer aus und dankte Arndt im Namen der Landesregierung für seinen Einsatz und sein Engagement. Arndt sei ein "kraftvoller Gestalter" gewesen, lobte sie: "Seine Strategie hatte Erfolg, er hat Ansehen und Sichtbarkeit der Universität deutlich gesteigert", so die Ministerin. Unter der Führung von Arndt sei Mannheim Vorreiter bei vielen Reformen gewesen und habe "innovative Konzepte umgesetzt, auch wenn es zwischendurch mal sehr schwierig war", merkte sie an. Inzwischen stehe die Uni Mannheim in zahlreichen Rankings "ausgezeichnet da".

Spende von 10 000 Euro

Bei Dr. Ernst-Ludwig von Thadden wisse sie das Rektorat "in guten Händen", sagte Bauer, äußerte aber zugleich einen Wunsch: Angesichts der Wirtschaftskrise hoffe sie, dass gerade die ja als führend geltenden Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler sich in Forschung und Lehre deutlich mehr mit solchen aktuellen Problemen auseinandersetzen.

"Sie übernehmen eine Uni, auf die sie stolz sein können", hieß Isabel Stockton, stellvertretende AStA-Sprecherin, den neuen Rektor willkommen und verwies auf akademische Erfolge ebenso wie eine "rege studentische Kultur". Arndt dankte sie für die gute Zusammenarbeit. Er habe es "stets ermöglicht, dass man studentische Anliegen besprechen konnte", so Stockton.

"Die Uni steht also nicht trotz, sondern zum Teil auch wegen dem Rektor gut da", freute sich Arndt über all das Lob und nutzte seine Rede hauptsächlich, um - durchaus auch mit selbstkritischen Bemerkungen über seine Schwächen - seinen Mitarbeitern ebenso herzlich zu danken wie den Förderern. Zwar werde er auf Wunsch seines Nachfolgers noch als Beauftragter für Kunst und Kultur tätig sein, sonst aber über Zukunftsfragen "den Mund halten", kündigte Arndt an. Allerdings machte er der Uni ein sehr großzügiges Abschiedsgeschenk: Er spendete 10 000 Euro, die in die Renovierung des von Arndt als "schäbig" bezeichneten Dozentenzimmers sowie in Sport- und Kulturprojekte fließen sollen.

Mit "ziemlichem Respekt", wie er sagte, trat der neue Rektor Ernst-Ludwig von Thadden sein Amt an. Er sei "dankbar, eine Uni zu übernehmen, die so gut aufgestellt ist und sich deswegen neuen Herausforderungen stellen kann", so von Thadden. Allerdings meinte er auch, "dass wir in manchen Punkten Nachholbedarf haben". Hauptaufgaben der Uni seien Forschung und Lehre, und er wolle "der Forschung deutlich mehr Raum geben" und erwarte, dass die Forschungsintensität der Mannheimer Uni wachse. "Auch der Nachwuchs muss wieder lernen, wie man forscht", forderte der Rektor. Zudem wünschte er sich, der Kontakt zur Stadt möge "noch enger werden" und versprach: "Ich werde meinen Teil dazu beitragen."

Die Uni und ihr neuer Chef

  • Die Universität Mannheim zählt derzeit 11 474 Studenten und rund 3000 Mitarbeiter, davon 187 Professoren.
  • Der gebürtige Göttinger Ernst-Ludwig von Thadden ist 53 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern.
  • Seit sieben Jahren ist er Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre und mikroökonomische Theorie. Er studierte Mathematik und Wirtschaftswissenschaften an den Unis Heidelberg, Paris VII, Bonn und der London School of Economics.
  • Von 1995-2004 hatte er eine Professur an der Universität Lausanne inne, die er 2004 für den Ruf nach Mannheim aufgab. pwr

Redaktion Chefreporter

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