Illusion

Ehrlich Brothers in Mannheim: „Zauberei ist harte Arbeit“

Die Ehrlich Brothers treten am Samstag und Sonntag mit ihrer Show „Dream & Fly“ in der SAP Arena auf. Wir haben sie vorab zu einem Interview getroffen

Von 
Markus Mertens
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Wollen auch in Mannheim das Publikum verzaubern: die Ehrlich Brothers. © Christoph Koestlin

Mannheim. Sie gehören zu den erfolgreichsten Zauberkünstlern in Deutschland, Europa und der Welt – und wollen auch in Mannheim mit ihrem aktuellen Programm „Dream & Fly“ für staunende Gesichter sorgen. Bevor Christian und Andreas Ehrlich mit drei Auftritten in der SAP Arena am Wochenende einmal mehr von sich reden machen, haben wir mit ihnen gesprochen – über die Kraft der Magie, Passion als Erfolgsrezept und den Nutzen von Perfektionismus.

Mit eurer Kunst habt ihr in den vergangenen Jahren zahllose Kinder, Familien und Anhänger der magischen Künste verzaubert – wie sehr verzaubert euch denn, was ihr an Reaktionen von euren Fans erhaltet?

Chris Ehrlich: Wenn wir uns vor Augen halten, dass wir selbst mit einem Zauberkasten vor genau zwei Zuschauern – nämlich unseren Eltern –begonnen haben, ist eigentlich alles, was danach kam, der Wahnsinn. Wenn du mich fragst, was mich am meisten berührt: Wenn wir das riesige Süßigkeiten-Glas erscheinen lassen und nicht nur die kleinen Kinder große Augen machen, sondern auch die Erwachsenen plötzlich wieder ganz große Kinder werden. (lacht)

Die Fans lieben euch dafür, dass ihr euch als Brüder auf der Bühne immer wieder neckt und aufzieht, obwohl ja bekannt ist, dass ihr euch sehr nahesteht. Wie wichtig ist für eine große, beeindruckende Kunst wie das Zauberhandwerk das Augenzwinkern?

Andreas Ehrlich: Also zuerst einmal kann ich ja nichts dafür, dass ich einfach besser zaubern kann, als mein Bruder. (lacht) Nein, Spaß beiseite – für uns ist es ganz enorm wichtig, dass wir mit den, teilweise auch spontanen, Gags übereinander immer etwas im Programm haben, das uns wachhält, für Überraschung und Abwechslung sorgt. Ansonsten zeichnet uns aus, dass wir es bei allen Unterschieden immer geschafft haben, Kompromisse zu schließen, um gemeinsame Wege zu gehen.

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Die Ehrlich Brothers

  • Die Ehrlich Brothers, Christian und Andreas Ehrlich, wurden am 19. Februar 1982 und 1. Februar 1978 in Herford geboren.
  • Sie wurden vom Magischen Zirkel Deutschlands mehrfach als „Magier des Jahres“ ausgezeichnet und halten mehrere Weltrekorde.
  • Am heutigen Samstag (19 Uhr) sowie am morgigen Sonntag (13 und 18 Uhr) sind die Ehrlich Brothers in der Mannheimer SAP Arena zu Gast. Für 2024 gibt es bereits neue Termine in Mannheim, die am Wochenende verkündet werden. 

 

Zauberei lässt staunen und sorgt dafür, dass weniger Schönes für ein paar Stunden in den Hintergrund darf. Habt ihr das Gefühl, dass damit die Bedeutung dessen, wofür ihr steht, gerade in jüngster Zeit noch einmal gestiegen ist?

Andreas Ehrlich: Menschen haben das Bedürfnis, sich auch fallen lassen zu dürfen. Das haben wir sehr früh verstanden und wussten deshalb auch, dass enorm wichtig werden wird, was wir unserem Publikum auf der Bühne wie zeigen. Gerade, wenn wir uns die großen Krisen der Welt anschauen, denkt man sich manchmal: Ich will einfach meine Flügel anlegen und fortfliegen können. Daraus haben wir eine der größten und schwierigsten Illusionen entwickelt, die wir in Jahren mühevoller Kleinarbeit jemals entwickelt haben. Inspiriert war sie eigentlich von schwierigen Momenten im Leben, die wir selbst auch schon durchlebt haben, aber sie passt kein bisschen weniger zu Krieg, Verzweiflung oder Weltpolitik. Wenn man es so sieht: ein Akt der Befreiung.

Das neue Jahr ist drei Wochen alt – wie sehr blickt ihr zurück auf das, was ihr schon erreicht habt und wie sehr freut ihr euch auf Neues?

Chris Ehrlich: Auch, wenn mittlerweile weniger darüber gesprochen wird, wir dürfen nicht vergessen, dass wir fast drei Jahre hinter uns haben, in denen wir und tausende andere Künstler quasi überhaupt nicht auftreten durften. Die Begegnung mit großartigen Menschen bei unseren Auftritten ist für uns eine Form von Lebenselixier, auf das wir endlich nicht mehr verzichten wollen. Das haben wir auch in Wembley und in der Royal Albert Hall feststellen dürfen. Man munkelt, dass wir 2024 vielleicht sogar einmal in den USA auftreten dürfen. Insofern gilt es für uns jetzt erst einmal, endlich wieder so viele Shows wie möglich vor Fans und mit unserem Team zu spielen, denn genau das zu tun ist unser Lebenstraum.

Wenn man derart grenzverschiebende Dinge getan hat wie ihr, Bahnschienen verbogen und Lamborghinis erscheinen ließ: Wie übertrifft man das, ohne in Wiederholung oder Gigantomanie zu verfallen?

Andreas Ehrlich: Zu allererst einmal, indem man versteht, dass Zauberei richtig harte Arbeit ist. Wir haben ein ganzes Buch mit Ideen für neue Illusionen, von denen wir gar nicht wissen, wann wir sie alle umsetzen sollen. Aber unabhängig davon möchte ich sagen: Ein magischer Moment ist dann ein magischer Moment, wenn er ein Gefühl in dir auslöst. Und wenn er das schafft, bleibt er bei dir und schafft Unendlichkeit. Genau auf die Geschichten hinter diesen Momenten wollen wir setzen, um Neues zu schaffen, ohne deswegen immer größer werden zu müssen.

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Ist einem denn immer bewusst, welche Verantwortung man mit dieser Kunst dem Zuschauer gegenüber übernommen hat?

Chris Ehrlich: Die Frage ist deswegen interessant, weil einer unserer Mitarbeiter an der Weihnachtsfeier zu uns kam und uns erzählte: Sag mal, wisst ihr eigentlich, dass wir in den letzten vier Wochen besser verkauft waren, als die Konzerte von Helene Fischer? Manchmal verliert man das etwas aus dem Bewusstsein, weil wir unsere Arbeit lieben – aber es gibt offensichtlich so unglaublich viele Menschen, die es auch lieben, dass es sich auszahlt, dass wir nie irgendeine Form von Karriereplan hatten. Früher sind wir auf Kindergeburtstagen aufgetreten, heute halten wir den Weltrekord mit der größten Stadionshow für Magie. Es ist schon verrückt…

Wie ist es euch denn gelungen, bei all der Resonanz, all den Preisen, all dem Jubel nicht abzuheben?

Andreas Ehrlich: Ich persönlich bin fest davon überzeugen, dass du all den Aufwand, den es bedeutet, eine Illusion von der Idee bis zur fertigen Präsentation zu entwickeln, nicht betreiben kann, wenn man die Zauberei nicht so sehr liebt, wie wir das tun. Wir sind jeden Tag die Ersten und die Letzten in der Halle, optimieren jedes noch so kleine Detail und wollen jedem Einzelnen unserer Zuschauer die beste Erfahrung ermöglichen und dabei zusehen, wenn Dinge vor seinen Augen wahr werden, die er immer für unmöglich gehalten hat. Denn genau das ist dieses Leben für uns auch: ein wahr gewordener Traum.

Freier Autor

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