Soziales

Drei Freunde aus Mannheim radeln ans Nordkap

Wolfgang Klump, Hans Reis und Konrad Friedmann haben eine besondere Mission. Seit dem 1. Juni radeln die Freunde von Mannheim ans Nordkap. Dabei sammeln sie auch Geld für eine Organisation

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Sebastian Engelland
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Die drei Mannheimer Hans Reiss (v. l.), Konrad Friedmann und Wolfgang Klump sind seit einigen Tagen mit dem Fahrrad unterwegs zum Nordkap. © Sebastian Engelland

Mannheim. Für Wolfgang Klump geht ein Jugendtraum in Erfüllung. Zusammen mit Hans Reiss und Konrad Friedmann ist der Wahl-Mannheimer seit 1. Juni auf dem Weg ans Nordkap, alle drei bemühen dabei jedoch nur ihre Muskelkraft, sie haben sich mit ihren Fahrrädern zum nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes aufgemacht.

„Im letzten Sommer erzählte mir Wolfgang von seiner Idee, ans Nordkap zu radeln“, sagt Konrad Friedmann. Eine „Schnapsidee“, wie auch Wolfgang Klump bekundet, die jedoch nach und nach an Nüchternheit gewann. „Ich war sofort dabei!“, erzählt Friedmann. „Schon im letzten Jahr bin ich aus meiner Heimat Oppenau nach Mannheim gefahren, auch mit dem Fahrrad“, sagt der Schwarzwälder. Und auch das Nordkap besuchte Konrad Friedmann bereits, damals allerdings mit dem Wohnmobil. Der letzte im Bunde, Hans Reiss, zögerte anfangs ein wenig - und das sicherlich mit Fug und Recht.

Auf die drei Herren warten 2800 Kilometer Strecke und 30 Tagesetappen zwischen 70 und 135 Kilometern. Mit der Fähre sind die drei Mannheimer bereits an ihrem ersten Reisetag von Lübeck-Travemünde nach Trelleborg übergesetzt - vorbei an den großen schwedischen Seen Vättern und Vänern.

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Mitten durch Schweden werden dabei nicht die vielen Höhenmeter das größte Problem sein. „Der höchste Berg, den wir bezwingen müssen, ist 500 Meter hoch“, so Konrad Friedmann. „Aktuell herrschen am Nordkap allerdings zwischen zwei und sieben Grad Celsius.“ Mit jedem Meter, den das Team weiter Richtung Norden fährt, wird es kälter werden. Hans Reiss hat vor, auf seinen Körper zu hören. Der passionierte Fahrradfahrer war bereits letztes Jahr für zwei Wochen gemeinsam mit seiner Ehefrau auf Radtour und weiß, wenn sein Körper ihm das Zeichen gibt, sich zu schonen. Die drei Männer sehen sich jedoch gerüstet. „Wir werden natürlich nicht in Hotels schlafen, sondern haben versucht, uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten“, berichtet Wolfgang Klump.

Die kleine Angel muss mit

Mit im Gepäck: Schutznetze gegen Mücken, Zelte, Geschirr, wasserdichte Handschuhe und - sehr wichtig - die kleine Angel von Wolfgang Klump. Bereits in seiner Mannheimer Studienzeit erkundete der gebürtige Limburger Europa per Fahrrad und kaufte sich auf einer seiner Touren zusammen mit einem Freund eine Angel. „Nachdem ich meinem Freund von damals von meiner Reise erzählte, schrieb er mir zurück, ich solle unbedingt die Angel mitnehmen.“ Auch Konrad Friedmann findet die Idee gut.

Die Aufgabenteilung sieht so aus: Wolfgang Klump wird für eine funktionierende Technik zuständig sein, Hans Reiss nimmt sich der logistischen Herausforderungen an, Konrad Friedmann ist als gelernter Koch für die Versorgung mit Nahrungsmitteln verantwortlich. Die Zubereitung eines frisch gefangenen Fisches aus einem der vielen schwedischen Seen dürfte also keine große Herausforderung für den Oppenauer darstellen.

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Und auch die letzte Etappe ist bereits geplant. Eine der wohl abenteuerlichsten Passagen wartet ganz zum Schluss, wenn die Fahrradfahrer den Nordkaptunnel durchfahren. Der Tunnel ist mit seinen fast sieben Kilometern der drittlängste Unterwassertunnel Europas und wartet mit 212 Metern unter dem Meeresspiegel mit einer entsprechend herausfordernden Steigung von zehn Prozent auf.

Am allerletzten Tag ist für eine kleine Belohnung ebenfalls schon vorgesorgt: „Für den letzten Tag haben wir drei Fläschchen Whisky eingepackt, die wir feierlich trinken werden, wenn wir am Nordkap angekommen sind“, schaut Konrad Friedmann bereits in die Zukunft. Sollte der Plan aufgehen, den das Trio schon seit Ostern ausarbeitet, werden alle drei in der ersten Julihälfte wieder nach Mannheim zurückkehren.

Die Reise dient für die Abenteuer dabei jedoch nicht nur dem Selbstzweck. „Als wir mit unserer Planung begannen, fragten wir uns, ob wir die Tour nicht noch mit etwas Positivem würden verbinden können“, so Initiator Wolfgang Klump. „Wir sind sehr dankbar, dass wir so etwas ‚eben mal so’ machen können, wir haben es sehr gut hier in Deutschland, sind krankenversichert, haben ein Dach über dem Kopf, das Risiko bei unserer Tour ist überschaubar, wir fahren ja nicht durch die Sahara.“

Die drei entschlossen sich daher, den Blick von ihrer behüteten Umwelt ablenken zu wollen. Sie taten sich zusammen mit der Organisation „Apotheker helfen“ und wollen mit ihrer Tour auch Geld für das St. Damien Krankenhaus in Port-au-Prince, Haiti, sammeln. Während die letzte große Cholera-Epidemie in Deutschland im Jahr 1892 ausbrach, sind dort seit Oktober 2022 mehr als 42 000 Menschen an Cholera erkrankt.

„Blick auf wichtigere Dinge“

„Wir retten nicht die Welt mit unserer Aktion, aber wir wollen trotzdem versuchen, mit unseren Reiseberichten den Blick auf wichtigere Dinge zu lenken, die momentan passieren“, erklärt Wolfgang Klump den Hintergrund der Spendensammlung. Gerade in Krisenregionen seien viele gefälschte Medikamente im Umlauf. Ein genaues Spendenziel gibt es dabei nicht, „wir würden uns freuen, wenn wir vielleicht pro gefahrenem Kilometer pro Person einen Euro zusammenbekämen“, erklärt Wolfgang Klump.

Seine Ehefrau Birgit, selbst Mitglied bei der Organisation, findet die Aktion derweil „Klasse“ und fügt an: „Ich habe großen Respekt, auch vor der sportlichen Leistung.“ Ihr einziger Wunsch: „Kommt gesund wieder! Aufhalten kann ich euch eh nicht.“ Die Reise der drei Mannheimer lässt sich im Internet verfolgen, dort findet sich auch das Spendenkonto.

https://bit.ly/3CgWeuR

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