Lautsprecherdurchsagen, gesperrte Straßen, gestoppte Stadtbahnen und die erneute Evakuierung der Anwohner in Neuostheim und im Feudenheimer Neckarplatt: Bereits zum dritten Mal innerhalb von sechs Wochen wurde am Dienstag bei den Bauarbeiten am Neckarufer auf der Maulbeerinsel ein Weltkriegsblindgänger gefunden. Dieses Mal musste die Polizei sogar die Carlo-Schmid-Brücke über den Neckar sperren – bis die Kampfmittel-Spezialisten die Bombe gegen 19.40 Uhr unschädlich gemacht hatten.
Probleme im Berufsverkehr
Zwischen Feudenheimer Straße und der Abfahrt Neuostheim auf der B 38a war ab 15.30 Uhr kein Durchkommen mehr, wie Polizeisprecher Norbert Schätzle mitteilte. Betroffen war auch die Banater Straße (L 583) ab Höhe Neckarstraße in Feudenheim. „Das wird im Berufsverkehr noch einige Probleme machen“, so der Polizeisprecher zu Beginn der Evakuierung am Nachmittag.
Für die Dauer der Entschärfung, die gegen 19 Uhr begonnen hatte, waren etwa 100 Anwohner, die die Zeit der Evakuierung nicht bei Verwandten, Freunden oder andernorts verbringen konnten, in der Mensa der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in der Seckenheimer Landstraße untergebracht.
Bettlägerige Menschen, die ihre Wohnung nicht ohne fremde Hilfe verlassen können, erhielten einen kostenfreien Krankentransport. Auch wer aus Alters- oder anderen Gründen nicht in der Lage war, das Evakuierungsgebiet im Umkreis von etwa 500 Metern um den Fundort auf der Maulbeerinsel zu Fuß oder mit dem Fahrzeug zu verlassen, wurde von Helfern abgeholt.
Dass die betroffenen Anwohner nicht erfreut waren, erneut innerhalb weniger Tage aus ihren Wohnungen gebeten zu werden, verwundert nicht. Am Donnerstag vergangener Woche und am Dienstag, 31. Mai, gab es ebenfalls Bombenalarm wegen der Bauarbeiten auf der Maulbeerinsel und am Neckarvorland. Der Neuostheimer Stadtrat Holger Schmid (Freie Wähler): „Die Leute sind sauer, das kann doch nicht sein, dass wir nun alle paar Tage evakuieren müssen!“
Doch genau das steht zu befürchten, denn wahrscheinlich war der Blindgänger gestern nicht der letzte Fund dieser Art, wie Michael Schnellbach, Geschäftsführer der städtischen Bundesgartenschau-Gesellschaft, erklärte. „Wir haben rund 2500 Verdachtspunkte in den Uferbereichen und im Neckar zwischen Fernmeldeturm und Neuostheimer Fährhäuschen“, erklärte er. Einige hundert seien zwischenzeitlich „abgearbeitet“, gut 1800 aber noch nicht. Und weil für die großangelegte Renaturierung des Neckarufers der Boden teilweise mehrere Meter tief aufgegraben wird, könnten im Zuge der Arbeiten noch einige Blindgänger ans Licht kommen.
Keine neue Sondierung geplant
Allerdings: Die drei Blindgänger vom 31. Mai, 7. Juli und gestern, Dienstag – jeweils 250 Kilo schwere Fliegerbomben, die bei den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs abgeworfen worden, aber nicht explodiert waren – lagen an Stellen im Boden, die bei den umfangreichen Kampfmittelsondierungen im Vorfeld der Bauarbeiten nicht als Verdachtspunkte identifiziert worden waren, wie Schnellbach klarstellte.
Bereits nach der ersten Evakuierung im Mai hatten Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) und Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) im Gemeinderat bestätigt, dass weitere Funde möglich sind. Stadtrat Schmid hatte deshalb angeregt, die Uferbereiche noch einmal gründlicher zu überprüfen. Pretzell erklärte dazu, dass „rein rechtlich keine weiteren Untersuchungen“ nötig seien, fügte aber an: „Inhaltlich haben Sie natürlich recht.“
Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach hält den Vorschlag, noch einmal neu auf Kampfmittel zu sondieren, indessen für „völlig lebensfremd“. Die Verdachtspunkte seien bekannt. „Wenn’s schlecht läuft, haben wir noch mehrere Blindgänger da drin“ – so dass tatsächlich mehrfach auch Evakuierungen nötig werden könnten. Schmid dazu: „Das ist komplett inakzeptabel!“
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