Sie sollen schnell helfen – aber benötigen dazu jetzt schnell selbst Hilfe: Damit hat die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Stadträte und den Ersten Bürgermeister Christian Specht konfrontiert. „Wir brauchen eigentlich mehr Investitionen in den Katastrophenschutz“, räumte Specht ein, und zumindest die an diesem Vormittag anwesenden Stadträte sicherten auch zu, das im Gemeinderat mitzutragen.
„Das sieht man schon mit bloßem Auge“, antwortete CDU-Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz sofort, als Thorsten Großstück, einer der stellvertretenden Vorsitzenden, den Blick auf die DLRG-Unterkunft im Herzogenried lenkte. Der hintere Teil des Flachbaus hat sich abgesenkt. Durch bis zu zehn Zentimeter breite Risse im Gebäude kommt Ungeziefer herein. „Wir wissen vor dem Einsatz nicht, ob nicht eine Maus einen der Trockentauchanzüge zerbissen hat“, so Großstück.
„Da rieselt es herunter“
Das Gebäude aus den 1960er Jahren, einst Stadtteilbücherei und zur Bundesgartenschau 1975 genutzt, ist längst viel zu klein, völlig marode und mit riesiger, bodentiefer Einfachverglasung energetisch katastrophal. „Die Nebenkosten hauen uns um“, sagt Großstück. Die abgehängte Decke ist offen, „da rieselt es herunter“, sagt er. Die Garage ist zu eng, der Bootsanhänger muss vor jedem Einsatz erst an das Zugfahrzeug gekoppelt werden. „Das kostet wertvolle Minuten, auch wenn wir inzwischen geübt darin sind“, kritisiert er.
Die DLRG wäre gerne Teil des Kombibads geworden, das die Stadt gerade am Herzogenried errichtet. „Das hätte absolut Sinn gemacht“, sagt Specht und sei von seinem Dezernat befürwortet, letztlich aber nicht in die Planung für den Neubau aufgenommen worden. „Wir müssen da noch mal intensiv darüber reden“, erklärt Specht, das Thema habe aber „momentan politisch nicht die höchste Priorität“.
Die DLRG würde auch andere Standorte in Mannheim beziehen, fände einen Neubau direkt am Herzogenriedbad und neben der MWS-Sporthalle aber auch deshalb sinnvoll, weil dann dort – etwa für Evakuierungen oder bei Stromausfällen – eine Anlaufstelle für die Neckarstadt entstehen könnte. Vielleicht, so deutet Großstück an, lasse sich wenigstens bis 2027 eine Lösung finden – dann feiert die DLRG ihr hundertjähriges Bestehen.
Einige Probleme dulden aber keinen so langen Aufschub. So haben die anfahrenden Helfer des Wasserrettungszuges schon jetzt bei einem Notfall Probleme, ihre Privatwagen abzustellen. Wenn, wie geplant, das Verbot des Gehwegparkens überall durchgesetzt und der Parkplatz vor der MWS-Halle bewirtschaftet wird, wissen sie gar nicht, wo sie ihre Autos parken sollen. Man könne die Helfer nicht darauf verweisen, mit dem Fahrrad oder dem Nahverkehr zu kommen oder lange auf Stellplatzsuche herumzukurven. „Hinterher dann mit Blaulicht abzurücken – das ist irgendwann Blödsinn“, so Justiziar Fabian Widder.
Schnelle Hilfe von der Stadt erwartet die DLRG auch im Vorfeld der Bundesgartenschau. Schließlich schwebe die Seilbahn über Neckar und Neckarkanal. Dazu habe man mit Feuerwehr und DLRG ein Rettungskonzept durchgesprochen. Bislang fehlten aber am Ufer Möglichkeiten für die DLRG, Rettungsboote zu Wasser zu lassen – das gebe es nur am Mühlauhaufen sowie am Rhein bei Sandhofen und damit viel zu weit weg. Bislang habe das Planungsbüro, das die Renaturierung des Neckarufers durchführe, die DLRG „abprallen lassen“, beklagt Großstück. Daher fordert er nun von der Stadt, dass sie eine Rampe für Boote und eine befestigte Aufstellfläche für Rettungsfahrzeuge schaffe, „sonst stecken wir da in matschigen Wiesen“, warnt Großstück.
Zuschüsse gefordert
Dagegen lobt er die Bundesgartenschau-Gesellschaft. Die habe eine DLRG-Anregung aufgegriffen und am neuen Augewässer eine Stelle der sonst komplett bewachsenen Ufer so gestaltet, „dass wir da mit Rettungsmitteln reinkommen, wenn ein Kind ins Wasser fällt“, sagt er.
Generell wünscht sich die DLRG eine Ausweitung der institutionellen Förderung – sprich der Zuschüsse für Tauchgeräte, Schutzkleidung, Digitalfunk. Nötig sei ein Budget für Führerscheine, denn jüngere Helfer dürften Einsatzfahrzeuge mit Bootsanhänger nur nach einer meist 1000 Euro teuren Zusatzausbildung fahren. Zudem seien für Schwimmkurse dringend mehr Zeiten in Hallen- und Freibädern nötig. Mehr als einmal sagt Stadtrat Chris Rihm (Grüne) einen fraktionsübergreifenden Antrag im Gemeinderat zu, oft unterstützt von Kathrin Kölbl (FDP), Hanna Böhm (Linke) und Andrea Safferling (SPD). Kranz meint, auch die Sanierung der maroden DLRG-Unterkunft sei ein Klimaschutzprojekt.
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