Mannheim. Ein Großteil der Fahrzeuge im Straßengüterverkehr wird mit Diesel betrieben. Mittlerweile gibt es aber auch gasbetriebene Lkw. Und die fahren zum Tanken auch am Rheinaufhafen in Mannheim vor. Denn in der Ruhrorter Straße steht eine Anlage mit Flüssigerdgas - den gibt es fortan auch in der Variante Bio, hergestellt aus Gülle und Restabfällen. Am Freitag ist der Kraftstoff bei einer Erstbetankung vorgestellt worden.
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Abgekürzt heißt der Kraftstoff aus dem Englischen LNG (Liquid-Natural-Gas). Die Tankstelle wurde 2018 eröffnet, auf dem Gelände türmte sich früher ein hoher Sandberg. „Die Tankstelle trägt zu unserem Weg als Nachhaltigkeitshafen bei“, betonte Hafendirektor Uwe Köhn beim Pressetermin vor Ort. „Der Hafen ist außerdem der beste Standort, um den Güterverkehr auf Wasser und Straße zusammenzulegen.“ Was Hafendirektor Köhn damit meint, ist, dass Flüssigerdgas nicht nur als Kraftstoff für Lkw genutzt werden kann, sondern auch in der Binnenschifffahrt.
Sicherheitsmaßnahmen nötig
Erstmal muss Flüssigerdgas aber getankt werden. Und dabei gibt es - anders als an der herkömmlichen Tankstelle - einiges zu beachten. Angefangen mit den Sicherheitsvorkehrungen: Vor dem Tanken muss Schutzkleidung angezogen werden, darunter vor allem Handschuhe und ein Visier, um Haut und Augen vor dem Kontakt mit Gas zu schützen. Denn das Bio-LNG, das vor Ort nun getankt werden kann, hat eine Temperatur, die zwischen minus 158 und 160 Grad Celsius liegt. Trotzdem, so versichert Martin Popp von ViGo Bioenergy, die die Tankstelle betreiben, sei das Tanken des Kraftstoffs absolut sicher. „Das Tanken erfolgt über einen komplett geschlossenen Kreislauf, und überall sind Sensoren verbaut, die das Tanken sofort unterbrechen, wenn Gas irgendwo austritt.“ Aber auch der Lkw-Fahrer oder die Lkw-Fahrerin sind während des Tankvorgangs gefragt. Damit das Gas von der Anlage in den Tank des Lkw gespeist wird, müssen sie die ganze Zeit einen Knopf gedrückt halten. Außerdem bietet ViGo Bioenergy als Betreiber einen Rund-um-die-Uhr-Dienst an, der über die Anlage erreichbar ist und bei Problemen beim Tanken helfen kann.
Im Umgang mit der Anlage müssen die Fahrzeugführer aber trotzdem geschult sein und sogar ein Training absolvieren. Wie Joel Stendebach und Marcus Holzmann von der Firma Raben. Die Spedition hat einen Standort in Mannheim, nur unweit von der LNG-Tankstelle entfernt, und das Training direkt vor Ort absolviert. „Aber mittlerweile werden die Kurse auch online angeboten“, so Popp. Innerhalb von 30 Minuten wird darin erklärt, was bei der Betankung zu beachten ist. Beispielsweise wird der Tankfüllstützen vorab mit Luft gereinigt. „Würde sich dort etwas Wasser absetzen, und das kalte Gas strömt hinein, kriegt man das Tankrohr so schnell nicht mehr raus“, erklärt Popp, während ein Lkw-Fahrer vorführt, wie er den Stutzen reinigt. Der nächste Schritt folgt dann wieder maschinell. Denn damit das Gas als Kraftstoff im Lkw nutzbar ist, muss es erwärmt werden. Die Temperatur ist dabei je nach Fahrzeugtyp unterschiedlich, deshalb wird beim Tanken der Typ an einem Terminal ausgewählt.
Ist der Tank gefüllt, liegt die Reichweite des Lkw zwischen 1400 und 1600 Kilometern. Sechs bis acht Minuten dauert der Tankvorgang an der Säule - und damit nicht wesentlich länger als beim Tanken von Diesel. Auch der Preis des Bio-LNG sei vergleichbar mit den Preisen für einen Liter Diesel-Kraftstoff.
Politiker besuchen Anlage
Sichtlich beeindruckt begehen auch Isabel Cademartori (SPD) und OB-Kandidat Thorsten Riehle (SPD) die Anlage. „Die Tankstelle und auch das Bio-LNG zeigen, dass es verschiedene Technologien braucht für mehr Nachhaltigkeit“, so Cademartori. Riehle hofft zudem, dass es in Mannheim künftig noch weitere Tankstellen gibt, die LNG anbieten.
Zumindest die Betreiber der Tankstelle wollen komplett auf Bio-LNG als Kraftstoff umsteigen.