Stadtgeschichte

Diese Bundespräsidenten waren schon alle in Mannheim

Ihr Besuch ist immer ein großes Ereignis. Bundespräsidenten waren schon auf dem Mannheimer Fernmeldeturm, bei Sinti und Roma in der Neckarstadt, bei der Kunsthallen-Eröffnung. Am Sonntag kommt Frank-Walter Steinmeier

Von 
Peter W. Ragge
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Bundespräsident Joachim Gauck 2013 in der Neckarstadt, willkommen geheißen von Schülern der Neckarschule. © Markus Prosswitz / masterpress

Mannheim. Er kennt sich schon gut aus: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommt am Sonntag in die Kunsthalle, um die Laudatio auf Emine Sevgi Özdamar zur Verleihung des Schillerpreises der Stadt Mannheim zu halten – weil die Schriftstellerin, Schauspielerin und Regisseurin auch schon bei ihm in Schloss Bellevue zu Gast war. Doch der Ort des Festakts ist ihm ebenso gut vertraut, denn das Staatsoberhaupt war Ehrengast bei der Einweihung des Erweiterungsbaus der Kunsthalle im Dezember 2017.

Es ist ein regnerischer Dezembertag, als die gepanzerte Limousine mit dem Kennzeichen „0 – 1“ sowie dem Stander mit dem schwarzen Bundesadler auf goldenem Grund vor der Kunsthalle anrollt. Dass der Bundespräsident komme, sei schon „die größtmögliche Ehre“ für den Neubau, betont Oberbürgermeister Peter Kurz. Steinmeier gratuliert Mannheim zu seinem „wirklich ganz wunderbar gelungenen Erweiterungsbau“, würdigt das bürgerschaftliche Engagement der Stifter sowie das architektonische Konzept, insbesondere das hohe Atrium und den Lichthof. Es ist genau der Ort, an dem er auch zur Überreichung des Schillerpreises spricht.

Steinmeier ist häufiger Gast in Mannheim

Vor dem Besuch in der Kunsthalle schauen das Staatsoberhaupt und seine Frau Elke Büdenbender in der Johannes-Kepler-Grundschule in K 5 vorbei. Im Herbst 2019 ist Steinmeier wieder in Mannheim – zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises im Rosengarten. Sein Auftritt am Sonntag in der Kunsthalle ist also sein dritter Mannheim-Termin in der Funktion als Staatsoberhaupt. Im April 2023, zur Eröffnung der Bundesgartenschau, wird er erneut erwartet, obgleich die endgültigen Zusagen noch nicht vorliegen – die erfolgen meist erst zwei oder drei Monate vorher.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, als er im Dezember 2017 vor der Kunsthalle aussteigt und Direktorin Ulrike Lorenz ihn begrüßt. © Markus Prosswitz (2), Marchivum

Die Eröffnung Bundesgartenschau 1975 ist der Besuch eines Bundespräsidenten, den die Mannheimer am meisten in Erinnerung haben. Walter Scheel, von Florentiner Fahnenschwingern vor dem Rosengarten farbenfroh und mit schmetternden Fanfaren begrüßt, mit den Fischer-Chören auf der Bühne, die Fahrt mit dem Aerobus – diese Bilder sind unvergessen. Nach dem Mittagessen im Fernmeldeturm erlebt Scheel im Luisenpark das, was er morgens vorhergesagt hat – den „Strom der Besucher“. Er schiebt sich durch die Menge, streichelt aber dennoch Kinder, fährt Gondoletta (von einem stets gut Abstand haltenden Motorboot mit zwei Leibwächtern begleitet) und sieht wegen der gelben Sonnendächer viele Parallelen zu seinem Lieblingslied „Hoch auf dem gelben Wagen“.

Theodor Heuss besucht Feudenheim

Im Goldenen Buch der Stadt finden sich alle Bundespräsidenten. Zum allerersten Mal beehrt ein Bundespräsident die Quadratestadt gut ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik, als noch viele Ruinen stehen, weiht Theodor Heuss am 31. August 1950 die Kurpfalzbrücke ein, begleitet von Geläut der Kirchenglocken, Böllerschüssen und Sirenengeheul zahlreicher Binnenschiffe auf dem Neckar. Heuss kommt dann wieder am 19. Mai 1951 zum Deutschen Binnenschifffahrtstag, hält zudem in den Planken-Kinos eine Rede und tafelt im Parkhotel. Schließlich verleiht er am 26. April 1956 im Musensaal den – damals erstmals vergebenen – deutschen Jugendbuchpreis, nimmt den damals entstehenden Theaterneubau und die Wohnsiedlung „Aubuckel“ in Feudenheim in Augenschein.

Heinrich Lübke kommt nur einmal nach Mannheim, am 24. Juni 1965 mit seiner Frau Wilhelmine zur Festversammlung der Max-Planck-Gesellschaft im Rosengarten. Gustav Heinemann wählt am 4. November 1969 Mannheim erstmals als Bestandteil des offiziellen Antrittsbesuchs in Baden-Württemberg und ist zwei Jahre später wieder im Herzogenried in der Zentralstelle für gewerbliche Berufsförderung, einer (längst hier nicht mehr ansässigen) Stiftung für Entwicklungsländer.

Per Bundesgrenzschutz eingeflogen: Bundespräsident Walter Scheel (l.) wird 1975 von Oberbürgermeister Ludwig Ratzel (rechts hinter Blumen versteckt) begrüßt. © Marchivum

Auch bei Walter Scheel gehört am 31. Oktober 1974 Mannheim zum Programm des offiziellen Antrittsbesuchs im Südwesten, und nach der Bundesgartenschau 1975 ist er 1976 beim Historikertag noch mal da. Von Karl Carstens sind sogar vier Besuche in der Stadtchronik verzeichnet, drei 1981 (zum Binnenschifffahrtstag, Geografentag und Volkshochschultag) sowie im November 1982 zu einem Ärztekongress. Richard von Weizsäcker eröffnet am 8. März 1987 im Rosengarten die deutsche Misereorfastenaktion und spricht am 18. September 1987 beim Binnenschifffahrtstag.

Roman Herzog fährt am 24. Januar 1995, auch als Antrittsbesuch im Südwesten, per ICE nach Mannheim und besichtigt Stadthaus N 1 sowie Landesmuseum. Johannes Rau spricht am 14. Mai 2003 vor dem Städtetag. Horst Köhler kommt schon wenige Monate nach seiner Amtseinführung 2004 zu einem offiziellen Empfang ins Nationaltheater. „Mannheim ist im Aufbruch“, sagt der Bundespräsident damals bei seiner Festrede. Zwei Jahre später besucht er für wenige Stunden die Bundeswehr-Akademie in Neuostheim. Kurzzeit-Bundespräsident Christian Wulff eröffnet im November 2011 in den Reiss-Engelhorn-Museen die Ausstellung „Ferne Gefährten“ zum 150-jährigen Bestehen der deutsch-japanischen Beziehungen – und überreicht Peter Kurz einen edlen Füller, weil der an genau dem Tag Geburtstag hat.

Gauck in Neckarstadt-West - Vorwurf der „Schönfärberei“

Fest geplant ist der Besuch von Wulff zudem beim Katholikentag 2012. Nach dessen Rücktritt kommt Nachfolger Joachim Gauck. Ausdrücklich beglückwünscht der Bundespräsident die Mannheimer zum Katholikentag wie auch zu ihrer „wunderschönen Stadt, die so schön quadratisch eingeteilt ist“.

Im November 2013 ist er dann in der Neckarstadt-West, um sich über die Situation der Sinti und Roma und die Zuwanderung von Menschen aus Bulgarien und Rumänien zu informieren. Dafür wird eigens dort, wo er auftaucht, gründlich die Straße gesäubert – aber nicht in den Seitenstraßen, was für viel Frust bei den Bewohnern führt. Daher ist danach von Schönfärberei die Rede.

Redaktion Chefreporter

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