Mannheim. Freier Eintritt, kostenlose Busfahrt – das macht es leicht, in die Stadt- und Stadtteilgeschichte einzutauchen. Auf Initiative der Heinrich-Vetter-Stiftung haben sich acht Einrichtungen an fünf Orten zum „Tag der Heimatmuseen“ zusammengeschlossen, der am Sonntag, 17. Juli, von 11 bis 18 Uhr stattfindet. „Da wir uns auch um lokale Kultur kümmern, sind wir daran interessiert, die wichtige Arbeit lokaler Museen der Öffentlichkeit besser bekannt zu machen“, so Antje Geiter, Leiterin des Ideellen Bereichs der Stiftung. „Lokale Museen tragen zu einem gesellschaftlichen Miteinander bei“, so Geiter, das auch die Stiftung stärken wolle. Die überwiegend ehrenamtlich mit viel Liebe zum Detail eingerichteten und auch ehrenamtlich getragenen Heimatmuseen zeigen die Geschichte der Gemeinden, von Landwirtschaft, Handwerk und Verkehr mit oft spannenden, originellen Exponaten. Dazu kommen eigens für diesen Tag arrangierte Sonderausstellungen oder Vorführungen. Erreichbar sind die Museen mit Bussen, die mit „Tag der Heimatmuseen“ gekennzeichnet sind und an den RNV-Haltestellen in der Nähe der Museen halten. Ein Fahrzeug fährt im Ein-Stunden-Rhythmus die Runde Seckenheim – Neckarau – Feudenheim – Ilvesheim - Seckenheim, der zweite Bus verkehrt von Feudenheim aus nach Sandhofen, auch im Ein-Stunden-Takt – und alles kostenlos. Fahrpläne dazu sowie ein Faltblatt über alle beteiligten Einrichtungen liegen in jedem Museum aus.
Schule Sandhofen
In der ehemaligen Gewerbe- und Kochschule in der Bartholomäusstraße, heute Gustav-Wiederkehr-Schule, ist seit 1980 das Heimatmuseum Sandhofen. Zu sehen ist die Frühgeschichte mit archäologischen Funden, die Geschichte der Kirchen ebenso wie das Leben Anfang des 20. Jahrhunderts mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Waschküche, die oft auch als Schlachtraum diente. Es gibt eine handwerkliche Abteilung mit Werkstätten für Schumacher, Schreiner, Uhrmacher, Schmied oder Spengler, Einrichtungen zum Tabakanbau, Gegenstände der Landwirtschaft Kinderspielzeug der 1950er Jahre.
Bunker Sandhofen
In einem ehemaligen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg in der Birnbaumstraße ist das Zeitgeschichtliche Museum Mannheim, angegliedert dem Heimatmuseum Sandhofen. Auf zwei Etagen sind viele Uniformen, Fahnen, Orden, historische Fotos und andere Gegenstände zu sehen. Behandelt werden die Zeit der Luftschiffe von Schütte-Lanz in Sandhofen, das Militär der Kaiserzeit, das Leben während der Diktatur der Nationalsozialisten und der Zweite Weltkrieg, die Zeit der Amerikaner in Mannheim – besonders mit Blick auf den Coleman-Flugplatz – und eine Ausstellung zu den Anfängen der Bundeswehr.
Bauernhaus Feudenheim
Mit viel Aufwand haben Mitglieder vom Verein für Ortsgeschichte Feudenheim das alte Bauernhaus in der Eintrachtstraße 26 renoviert. Es stammt vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Zu sehen ist eine bäuerliche Wohnung mit Stube und Küche sowie eine große Ausstellung zur Geschichte der Landwirtschaft. In der Eintrachtstraße 30, ist eine historische Schuhmacherwerkstatt eingerichtet. An diesem Wochenende werden ergänzend dazu an der Ecke Eintrachtstraße/Pfalzstraße historische bäuerliche Gerätschaften gezeigt und in der Pfalzstraße 13 ist ein Aktionshof mit Maisdreschen und Kuhmelken aufgebaut.
Alte Schmiede Feudenheim
Die original Esse, Antriebe über Lederriemen, alte Werkzeuge, historische Bilder der Schmiede, die Meisterbriefe der Inhaber und mehr – das alles zeigt die Historische Schmiede Feudenheim in der Pfalzstraße 9. Im Jahre 1922 angemeldet, blieb sie Familienbetrieb der Familie Bohrmann und auch nach der Schließung 1987 weitgehend am alten Standort in der Neckarstraße erhalten. Die Erben stellten sie dann auf Initiative von Günter Bonte und Martin Straub der Geschichtswerkstatt „Alte Schmiede“ des Gesangvereins „Teutonia“ zur Verfügung, dessen Mitglieder sie restaurierten und in der Pfalzstraße neu aufbauten.
Bauernhof Seckenheim
Haupthaus, Stallungen, Heuboden, Hofanlage und Nebengebäude – das Heimatmuseum Seckenheim in der Kloppenheimer Straße erstreckt sich über 1000 Quadratmeter eines alten bäuerlichen Hofes. In den Stallungen sind Schmiede, Werkstatt und eine Kutsche zu sehen, dazu das alte Uhrwerk der Erlöserkirche mit Schlagwerk. Das Wohnhaus zeigt die Ausstattung zu Großmutters Zeiten sowie Bilder und Karten von Alt-Seckenheim. Ausgestellt sind typische Gerätschaften für den Tabakanbau und -verarbeitung und zur Bodenbearbeitung, altes Blechspielzeug und Textilien, Nähmaschinen und Geräte zum Spinnen.
Wasserturm Seckenheim
1909 bis 1911 errichtet, hat der 38 Meter hohe Wasserturm Seckenheim in der Kloppenheimer Straße eine besondere Form und einen Spitznamen: „Glatzkopp“ wird er genannt. Das Achteck aus Stampfbeton war bis 1956 in Betrieb, dann verfiel der Turm und der Abriss drohte. 1978 erwarb ihn die Firma Lochbühler und erhielt damit ein wichtiges Stück Lokal und Industriekulturgeschichte. Firma und Familie Lochbühler haben den Turm mit großem Aufwand komplett saniert und dort Europas einziges Aufzugsmuseum eingerichtet. Zu sehen sind und Aufzüge ab dem 19. Jahrhundert, darunter ein Paternoster.
Rathaus Neckarau
Im historischen Rathaus in der Rheingoldstraße, in der angrenzenden Fahrzeugremise und im alten Badehaus in der Rathausstraße betreibt der Verein Geschichte Alt-Neckarau sein umfangreiches Heimatmuseum. Zu sehen sind ein Kaufladen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, eine Schuhmacherwerkstatt, ein Friseursalon, eine Bauernwohnung, zwei Luftschutzräume mit Exponaten aus dem Zweiten Weltkrieg, eine Radio-Sammlung, Schreib- und Nähmaschinen, landwirtschaftliche Geräte, Repliken römischer Bildsteine, Schildkröt-Puppen sowie die Ausstellung „Deutsche Kultur in Siebenbürgen“.
„Hirsch“ Ilvesheim
Das seit Anfang des 18. Jahrhunderts bestehende Gasthaus „Zum güldenen Hirsch“, 1848/49 Versammlungslokal der Revolutionäre, ist seit 1911 in Gemeindebesitz und wird seit 1991 als Bürgerhaus und Heimatmuseum genutzt. Es zeigt eine Sammlung von Gegenständen und Urkunden zur lokalen Geschichte, darunter die Einrichtung einer Wohnstube und das komplette Inventar einer ortsansässigen Wagnerwerkstatt, eine Küche mit historischen Haushaltsgeräten, eine „gute Stube“, die Schuhmacherei, alte Schulbänke, Spielzeug, Bilder und vieles mehr aus dem Ilvesheimer Alltag von gestern und vorgestern.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-diese-acht-einrichtungen-in-mannheim-beteiligen-sich-am-tag-der-heimatmuseen-_arid,1974188.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/neckarau.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/feudenheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ilvesheim.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/seckenheim.html
[5] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html