Zwei Löcher klaffen im Dach - die Ziegel sind gebrochen. Direkt neben dem Kamin. Ein Blitzeinschlag am Sonntagabend in dem Wohnblock im Apenrader Weg auf der Schönau hatte dessen Abdeckung vom Schornstein geschleudert und das Dach demoliert. Der Rest der Schornstein-Abdeckung liegt am Montagmittag unten auf dem Gehweg neben Fahrradbügeln.
Ruhig ist es in der Siedlung am Mittag danach. Hinter dem Haus stehen aufgereihte Einkaufswagen, Bettlaken und Handtücher hängen auf Wäscheleinen. Ab und an flitzt jemand mit Einkaufstüten in eine Eingangstür. Jeweils fünf gibt es auf beiden Straßenseiten. Hinter jeder Tür verbergen sich acht Wohneinheiten, Durchschnittsmiete 8,30 Euro pro Quadratmeter. Zumindest die Bewohner von Hausnummer 10 waren am Sonntagabend alle draußen auf der Straße. Blaulicht von Polizei und Feuerwehr erhellte die Szenerie.
Wird ein Blitzschutz installiert?
Kurz zuvor war es gerade dunkel geworden, als im gesamten Haus der Strom ausfiel. „Das war ein Riesenknall“, schildert Sven Meyer. Er wohnt im baugleichen Wohnblock direkt gegenüber, und er war es laut eigener Aussage, der die Feuerwehr alarmiert hat. Die berichtet später am Abend, dass es am Sonntag zu einem Blitzeinschlag in dem Gebäude kam. Meyer weiß zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, was passiert ist. „Ich habe gedacht, es war eine Verpuffung. Hier wird ja überall mit Gas geheizt“, erzählt der 43-Jährige. Ein Freund, der im betroffenen Haus lebt, hat ihn schließlich angerufen. Meyer geht nach gegenüber. „Ich habe den Hauptschalter wieder rein. Dann war das Licht wieder an“, erzählt der Mann bei einem Rundgang durch das Gebäude.
Gelb gestrichene Wände, an vielen Stellen fehlen die Fußleisten des Fliesenbodens, im Treppenhaus hängt ein alter Sicherungskasten, der scheinbar nicht mehr im Betrieb ist. Darin und an vielen anderen Stellen im Haus sind offene Kabel zu sehen. „Hier wird nix gemacht“, schimpft Meyer über den Eigentümer der Immobilie. Er wundere sich nicht, dass der Blitz eingeschlagen ist. „Es gibt ja nicht mal einen Blitzableiter“, sagt er. Seit 35 Jahren wohnt er bereits in dem Viertel, in dem schon seine Eltern und sein Großvater zuhause waren, erzählt er.
Dass es keinen Blitzschutz gibt, der aber auch keine gesetzliche Pflicht sei, bestätigt Johannes Braun von der Agentur PB3C. Sie vertritt die die Property Management. Das Unternehmen aus Wiesbaden verwaltet das Gebäude seit Juni 2021, ist aber nicht Eigentümer der Immobilie. Insgesamt betreut es sechs Gebäude in Mannheim mit insgesamt 330 Wohneinheiten. Ob im Apenrader Weg jetzt ein Blitzschutz installiert wird, werde derzeit geprüft.
Über die Höhe des Sachschadens macht dii Property Management keine Angaben, zählt allerdings einige Schäden am Haus auf. Schornstein und Kamin seien defekt, ein Dachdecker bereits beauftragt. Schon an diesem Dienstag sollen einige Gasthermen repariert werden, die nach dem Blitzeinschlag außer Betrieb sind. Wegen Schmorgeruchs im Haus habe ein Elektriker bereits am Montag die Elektrik überprüft, ein Maler sei mit der Instandsetzung eines Kaminschachts im Dachgeschoss beauftragt worden, der durch den Blitzeinschlag geöffnet wurde. Wegen herabfallender Teile des Schornsteins auf ein Auto kam es laut Braun zu einem Versicherungsfall. Er sagt: „Zusammengefasst wurden bereits alle notwendigen Erstmaßnahmen beauftragt und angestoßen. Die Beauftragung für notwendige Nachbearbeitungen folgt im Anschluss.“
Sven Meyer führt den „MM“ unterdessen auf den Speicher, direkt zu Schornstein und den Löchern im Dach. Vor der Tür, die sonst abgeschlossen sei, wie er sagt, steht ein alter Kühlschrank. Darüber hängt eine Lampe, deren Anschlüsse völlig verkohlt sind. Das Glas darüber ist bei dem Blitzeinschlag zerborsten. „Das haben wir aufgekehrt“, sagt Meyer. Auf dem Boden sind keine Glassplitter mehr zu sehen, nur Vogelkot. „Tauben.“
Modernisierung für 2024 geplant
Kommendes Jahr, so Johannes Braun von PB3C, ist eine umfassende Modernisierung des Gebäudes aus dem Jahr 1953 „fix eingeplant“. Demnach beginnen die Arbeiten Mitte 2024 und sollen Mitte 2025 abgeschlossen sein. Unter anderem in Vorstellbalkone, Fenster, Haustüren und die Dachbodendämmung investiert der Eigentümer rund drei Millionen Euro.
Am Montag berichtet Sven Meyer von mehreren Elektrogeräten, die in den Wohnungen durch den Blitzeinschlag kaputtgegangen seien, was auch Braun bestätigt: Spülmaschinen, Internetrouter und auch die Spielekonsole in der Wohnung von Meyers Freund. Selbst sprechen will der jedoch nicht. An anderen Wohnungstüren reagiert niemand auf Klingeln oder Klopfen. Nur ein Mann bestätigt vor der Haustür in gebrochenem Deutsch den lauten Knall, beschreibt ihn als „Explosion“. Und er erzählt, dass vor allem die Kinder Angst gehabt hätten. Der Mann ist in Begleitung von einem Mädchen und einem Jungen, die gerade ein großes Plüschpferd an den Schornsteinresten auf der Straße vorbeitragen. Kinder, so Meyer, gebe es viele in den Wohnungen. Man kennt sich untereinander und hilft sich. Am Tag nach dem Aufruhr sei die Lage aber bei allen wieder entspannt. Verletzt worden sei niemand.
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