Freizeit

Deutlich weniger Menschen gingen im Sommer in Mannheims Freibäder

Noch zwei Wochen, dann schließen die städtischen Freibäder, Mitte September der Stollenwörthweiher. Eine vorläufige Bilanz zeigt: Es kamen deutlich weniger Badegäste als 2022. Das sind die Gründe

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Stefanie Ball
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Für die Sommerbäder am Stollenwörthweiher in Neckarau sind zwei Schwimmvereine zuständig. Hier der Blick vom Stollen I auf den See. Besuchermäßig lief es nicht so gut, zu viel Regen in den Sommerferien. © Stefanie Ball

Mannheim. Dagmar und Helmut Persy haben es nicht weit. Sie wohnen einen halben Kilometer vom Eingang des Schwimmvereins Mannheim am Stollenwörthweiher in Neckarau entfernt. Ihre Klappsessel tragen sie dann unter dem Arm. „Früher haben wir unter dem Kastanienbaum gelegen“, erzählt Dagmar Persy und zeigt auf einen großen Baum, „heute sitzen auf Stühlen.“ Sie ist 73 Jahre ist, ihr Mann 82. Im Sommer, bei gutem Wetter, kommen sie jeden Tag an den Stollen, wie der ehemalige Kiesweiher auch genannt wird, er ist ihr verlängerter Balkon. „Es ist so erfrischend.“

Stollenwörthweiher in Mannheim: Zurückhaltung selbst bei 30 Grad

Nach Erfrischung haben in den vergangenen Tagen viele gesucht - und Freibäder und Seen sind üblicherweise die ersten Anlaufstellen, wenn das Thermometer Richtung 30 Grad klettert. Obwohl das so klar heutzutage nicht mehr zu sein scheint, wie Alfred Maron berichtet. Maron ist Vorstandsmitglied beim Volkstümlichen Wassersport Mannheim e.V., der das zweite Sommerbad am Stollen betreibt. Das liegt an der Rheingoldstraße, heißt offiziell Heinz-Hunsinger-Bad, benannt nach dem ersten Vorsitzenden des Vereins.

Baden in Mannheim

  • Die Freibadsaison geht noch bis zum 10. September. Die Hallenbäder sind bis dahin geschlossen.
  • Ausnahme ist das Gartenhallenbad Neckarau, das hat seit dem 21. August wieder geöffnet.
  • Die Bäder am Stollen sind bis Mitte September geöffnet.
  • Schwimmkurse im Herbst bieten unter anderem die Stadt Mannheim (mannheim.baeder-suite.de) oder die DLRG an (Infos immer freitags von 17:30 bis 21 Uhr, Telefon: 0621-37 33 37). 

 

Die meisten Gäste sagen Stollen I, wenn sie den Eingang an der Rheingoldstraße meinen, und Stollen II für das Bad am Promenadenweg. „Wenn die Leute drei Wölkchen am Himmel sehen, kommen sie nicht mehr“, hat Maron festgestellt. Woran das liegt? „Vielleicht fehlt manchen das Geld, so dass sie nur kommen, wenn es ganz sicher den ganzen Tag heiß ist“, ist eine seiner Thesen.

Eintritt in Freibädern in Mannheim unter dem Bundesschnitt

3,50 Euro beträgt der Eintritt für Erwachsene am Stollen oder in den städtischen Freibädern, Kinder zahlen um die zwei Euro; darüber hinaus gibt es für Schülerinnen und Schüler einen unbegrenzt nutzbaren Ferienpass für 15 Euro. Damit ist das Baden in Mannheim ein vergleichsweise günstiges Vergnügen. Laut einer aktuellen Umfrage des „Handelsblatt“ kostet in der aktuellen Freibad-Saison der Eintritt in Deutschlands größten Städten im Schnitt 4,80 Euro.

Kostendeckend ist das so oder so nicht. „Angesichts steigender Energiekosten, dringend benötigter Investitionen in die Infrastruktur und sinkender Besucherzahlen verwundert das kaum“, betont Michael Heidrich vom Fachbereich Sport und Freizeit der Stadt Mannheim. Er verweist auf eine Aussage der Kreditanstalt für Wiederaufbau, wonach Schwimmbäder die teuersten Sportstätten seien. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen beziffert den Kostendeckungsgrad für Freibäder auf 27 Prozent, für Hallenbäder auf rund 30 Prozent.

Dringend benötigte Investitionen

So wird es für die beiden Schwimmvereine am Stollen auch finanziell regelmäßig eng. Sie bekommen zwar pro Besucher einen Zuschuss, der allerdings bei 14 000 Euro pro Badesaison gedeckelt ist. Das reicht zusammen mit den Eintrittsgeldern knapp für den laufenden Betrieb. „Investitionen sind nur über Darlehen und mit einem hohen ehrenamtlichen Arbeitseinsatz möglich“, betont Dieter Wulff, Vorsitzender des Schwimmvereins Mannheim.

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Und investiert werden muss - so sind bereits seit zwei Jahren die Pontons am Stollen II gesperrt. Das Holz der Stege ist marode. Das bedauern vor allem die Jugendlichen, die auf den Pontons gelegen haben und von dort aus ins Wasser gesprungen sind. „Ein Neubau kann nur mit ehrenamtlicher Eigenarbeit, mit Zuschüssen und mit hoffentlich vielen Spenden durchgeführt werden“, so Wulff.

Deutlich weniger Badegäste am See in Neckarau

Dass die Badegäste nicht mehr so selbstverständlich wie früher in die Schwimmbäder strömen, wie Alfred Maron beobachtet hat, macht sich überall bemerkbar. Marons Blick in die Statistik zeigt: Bislang konnten 36.000 Badegäste am Stollen I begrüßt werden - das sind 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch der Stollen II meldet rückläufige Zahlen, bis zum Stichtag 18. August kamen 38.000 Besucher ins Bad, rund 15.000 weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres, das entspricht einem Rückgang von fast 40 Prozent.

Der bislang stärkste Tag in den städtischen Bädern war der 19. Juni, als 6357 Badegäste das Herzogenriedbad besuchten. Einen Monat später, pünktlich zum Start der Sommerferien, ging es dann bergab - mit dem Wetter und den Besucherzahlen.

Sinkende Besucherzahlen auch in städtischen Bädern

Die vier städtischen Freibäder verzeichneten für den gesamten Juli 38.000 Besucher weniger als im Juli 2022, als knapp 103.00 Badegäste kamen. Dafür waren es im durchgehend heißen Juni 107.000 und damit 19.000 Besucher mehr als im Juni des Vorjahres. Der August wiederum bekommt das schlechte Wetter zu spüren, bis zum 20. August verzeichnet die Statistik 30.000 Besucher, im gesamten August 2022 waren es 102.000, unwahrscheinlich, dass diese Zahlen noch erreicht werden.

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Auch Alfred Maron ist skeptisch: „Die Besucherzahlen in den Sommerferien waren aufgrund des unbeständigen Wetters sehr schlecht, wir hatten sogar eine Woche das Bad geschlossen.“ Dass sich das bis zum Ende der Saison noch aufholen lässt, sieht er nicht.

2021 sah Mannheims Bäderbilanz noch schlechter aus

Immerhin, noch schlechter sah es 2021 aus, da schloss die Badesaison in den städtischen Freibädern mit gerade einmal 123 000 Besuchern ab.

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen erinnert derweil daran, Schwimmbäder nicht nur unter reinen Kostenaspekten zu betrachten. Sie hätten auch einen gesellschaftlichen Nutzen: „als wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur und Daseinsvorsorge“.

Das sieht auch Margitta Stumpf so. Sie wartet noch auf ihren Freund, dann werden sie ihre Luftmatratze zu Wasser lassen und über den See paddeln. „Diese Weite und dieses Grün“, freut sich Margitta Stumpf über ihre Auszeit vom Alltag.

Freie Autorin

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