Mannheim. „Sonst kann ich ja nur von Baustellen berichten, bei denen es ein bisschen hakt“, sagt Christian Specht auf dem neuen und nun betriebsbereiten Bahnhofsvorplatz. An diesem Freitag sei dies nicht der Fall, fährt der Erste Bürgermeister Mannheims fort. Die Bauarbeiten konnten trotz zwischenzeitlicher Probleme innerhalb des Zeitplans vollendet werden. Nun stehen noch Arbeiten zur weiteren Begrünung des Platzes an. Die Haltestellen werden ab Samstag, 1. Oktober, jedoch bereits wieder in Betrieb genommen. „Gerade rechtzeitig zum verkaufsoffenen Sonntag“, freut sich Specht.
Begonnen hatte die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes im August vergangenen Jahres. Die als Borelly-Grotte bekannte Kaiserring-Passage musste mit Beton aufgefüllt werden. Der Hohlraum hätte die Bahnen inklusive des nun vorhandenen vierten Gleises nicht gehalten. Auch die Einfahrt in die Tiefgarage stellte ein Problem dar. Diese musste umgelegt werden, bevor die Bauarbeiten für den neuen Platz beginnen konnten.
Breitere Bahnsteige
Seit Mitte Mai konnte der Hauptbahnhof wegen der Bauarbeiten nicht mehr von den Straßenbahnen der Rhein-Neckar-Verkehr-GmbH (RNV) angefahren werden. „Ab morgen ist es mit dem Laufen zum Tattersall oder zur Universität vorbei“, kündigt der Geschäftsführer der RNV, Martin in der Beek, das Ende der Gleisarbeiten am Freitag an. Bürgerinnen und Bürger müssen nun nicht mehr weit zur nächsten Haltestelle laufen, um ihren Anschluss zu bekommen.
„Breite Bahnsteige bieten mehr Platz für die Fahrgäste“, sagt in der Beek. So bereite sich die RNV auch auf die Zukunft vor, um nach und während der Verkehrswende Platz für mehr Menschen zu haben. Auch für die Bundesgartenschau im kommenden Jahr, bei der Specht etwa zwei Millionen zusätzliche Gäste in Mannheim erwartet und die neue Bahnlinie, die den Stadtteil Franklin anbindet, sei der Umbau essenziell.
Auch die neue Anordnung der Haltestellen trage zu weniger Verspätungen und schnelleren Fahrgastwechseln bei, so in der Beek. Zum einen seien die Bahnsteige entzerrt worden, sodass sich die Fahrgastströme nicht mehr in die Queere kommen zum anderen komme es wegen des vierten Gleises zu weniger Stau. Zwei Haltestellen laufen nun waagerecht zum Hauptbahnhof, die anderen senkrecht. So fahren die Bahnen stets in Richtung des Eingangs des Hauptbahnhofs ein und vor dem Stop nicht mehr an diesem vorbei, teilte die RNV mit.
Insgesamt habe die RNV mehr als einen Kilometer Schienen verlegt. Diese seien mit Gummis ausgestattet, damit die Bahnen in den Kurven nicht quietschen. Um weitere Schwingungen aufzufangen sei um die Schienen herum ein Masse-Feder-System verlegt worden, erklärt in der Beek. Dies sei auch nötig, da zwischen Oberkante und Tiefgarage nur 43 Zentimeter liegen. Auch für die Anwohnerinnen und Anwohner sollen die Bahnen so möglichst wenig stören, sagt Specht.
"Wir haben aufgeräumt"
Neben den Vorteilen für den Nahverkehr soll der Platz auch als Eintritt in die Stadt Mannheim und deren Menschen dienen. „Wir haben aufgeräumt und grüner gemacht“, fasst Bürgermeisterin Diana Pretzell die Maßnahme zusammen. Fertiggestellt ist auch ein Leitstreifensystem für Menschen mit Sehbehinderung. Diese führen an die Haltestellen und über den Platz.
Andere Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen. „Es kommen noch weitere Grünflächen hinzu“, erklärt Pretzell. Auch weitere Möglichkeiten Fahrräder abzustellen und Bänke werden noch aufgebaut.
Die Pflanzen und Bäume, die auch vor dem Eingang des Hauptbahnhofs eingepflanzt werden sollen, seien besondres hitzeresistent, sagt Pretzell. Für die bereits auf dem Bahnhofsvorplatz stehenden Bäume sei unterirdisch mehr Platz geschaffen worden – so viel wie die Tiefgarage unter dem Platz zugelassen habe. Auch das hitzereflektierende Pflaster, das auf dem Platz verlegt wurde, trage dazu bei, die Temperatur zu senken.
Ebenfalls nachgeliefert werden die dynamischen Anzeigetafeln an den Bahnsteigen. Diese sollen auch von weitem gut gelesen werden können, so in der Beek. Bis dahin sind derzeit kleine Tafeln für die Fahrgastinformationen installiert.
Weitere Lieferschwierigkeiten habe es abgesehen von der elektronischen Weichensteuerung nicht gegeben. „Wir konnten dann andere Schritte vorziehen“, erklärt Specht, wie der Zeitplan dennoch eingehalten werden konnte. Auch beim Budget habe es „nahezu eine Punktlandung“ gegeben, so der Erste Bürgermeister. 23,3 Millionen Euro seien eingeplant worden – 23,76 Millionen Euro hat der Umbau gekostet.
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