Nachruf

Der leidenschaftliche Kämpfer Heinrich Braun ist tot

Heinrich Braun ist mit erst 57 Jahren plötzlich aus dem Leben gerissen worden. Der Steuerberater engagierte sich in der Mannheimer Kommunalpolitik und setzte sich für die Rentner ein. Bundesweit hatte er für Aufsehen gesorgt

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Walter Serif
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Der Mannheimer Steuerberater Heinrich Braun starb am 1. Mai. Der Experte kämpfte gegen die Doppelbesteuerung der Renten. © Thomas Tröster

Mannheim. Das Leben ist wunderschön und grausam zugleich. Am 7. September 2023 heiraten Anne Müller-Osten und Heinrich Braun in der Ludwigskapelle in Wachenheim. Die Fahrt in die Pfalz unternehmen sie im rosengeschmückten roten VW Polo, den der Mannheimer Steuerberater zum Abitur bekam. Der Oldtimer sieht noch wie neu aus. Das Fest, das Braun und die Professorin der Mannheimer Hochschule der Bundesagentur ausrichten, dauert drei Tage. Den ersten Hochzeitstag muss Anne Müller-Osten aber ohne ihren Mann verbringen.

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Heinrich Braun ist am 1. Mai 2024 mit erst 57 Jahren aus dem Leben gerissen worden. „Plötzlicher Herztod“, lautet die Diagnose. Heinrich Braun war in Mannheim nicht nur als Eigentümer seiner Steuerkanzlei eine schillernde Figur, er engagierte sich leidenschaftlich in der Kommunalpolitik und kannte jede und jeden. Beim wortgewaltigen Kurpfälzer aus Bad Dürkheim flogen argumentativ die Fetzen. Er konnte aber gut abschalten und das Leben genießen. Am liebsten saß der Naturbursche aus dem Pfälzerwald mit seiner Frau in der Mannheimer Adria. Dort unterhielt sich der Italien-Fan mit dem Besitzer auf Sizilianisch.

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Und am nächsten Tag wurde wieder gearbeitet. Als Steuerberater legte er sich, wenn es nötig war, für seine Mandanten mit den Finanzbehörden an. Während es beruflich gut lief, hatte Heinrich Braun große Probleme mit seiner CDU. Das Parteimitglied avancierte zum harten Kritiker des Kreisvorstands und dessen damaligen Vorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel, der später über die Masken-Affäre stolperte. Der mit allen Bandagen ausgefochtene Streit schadete vor allem der CDU. Es ist gewiss kein Zufall, dass sie gegenwärtig keinen der sieben Mannheimer Abgeordneten im Land- und Bundestag stellt.

Zwei Tage vor seinem Tod legte er Revision beim Bundesfinanzhof ein

Heinrich Braun sorgte auch bundesweit für Aufsehen. Er kämpfte mit dem Saarbrücker Finanzmathematiker Klaus Schindler gegen die Doppelbesteuerung der Renten. Vor dem Finanzgericht des Saarlands führte Braun als Bevollmächtigter eines Rentners ein Musterverfahren. Die Politik hatte bestritten, dass Renten doppelt besteuert werden können, obwohl ältere Arbeitnehmer Steuern auf ihre Rentenbeiträge und Altersbezüge zahlen müssen.

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2021 hat der Bundesfinanzhof geurteilt, dass es zu einer Doppelbesteuerung kommen kann, wenn der Bund nicht die Berechnungsgrundlage ändert. Der Bundesfinanzhof legte dafür Regeln fest. Diese reichen aber nach Brauns Meinung nicht aus, um eine Doppelbesteuerung zu verhindern. Das Finanzgericht wies die Klage zwar ab, hat aber Revision zugelassen. Zwei Tage vor seinem Tod legte Braun diese beim Bundesfinanzhof ein. Sein Kollege Torsten Ermel will Brauns Kampf gegen die Doppelbesteuerung fortführen und „das ungerechte Gesetz zu Fall bringen“. Um Heinrich Braun, der aus einer alten Winzerfamilie stammt, trauern neben der Witwe auch seine Eltern. Geschwister hatte er keine.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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