Mannheim. Zehn Männer und Frauen bewerben sich bei der Bundestagswahl am 23. Februar um das Direktmandat in Mannheim. Eigentlich wollten mit Britta Gedanitz für die Gruppierung Vereinigte Direktkandidaten und Ilker Özyavuz für Die Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer noch zwei weitere ins Rennen gehen. Doch sie wurden nicht zugelassen: Gedanitz fehlten die erforderlichen 200 Unterstützer-Unterschriften im Wahlkreis. Die konnte Özyavuz zwar vorlegen – aber die Landesliste seiner Partei wurde nicht zugelassen, weshalb der Bewerber im Wahlkreis nicht antreten kann.
Mit Gökay Akbulut (Linke), Isabel Cademartori (SPD), Heinrich Koch (AfD), Melis Sekmen (CDU), Konrad Stockmeier (FDP) und Nina Wellenreuther (Grüne) gehören sechs Bewerber Parteien an, die bereits im Parlament vertreten sind. Die übrigen vier treten für kleinere Parteien an. Wir stellen sie vor.
André Kühner (Freie Wähler)
Etwas Politik-Erfahrung hat André Kühner schon. Der 59-Jährige sitzt für die Mannheimer Liste im Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost. Und auch sonst hat er viele unterschiedliche Bereiche kennengelernt. Schon lange engagiert er sich bei den Mannheimer Johannitern, machte eine Ausbildung zum Rettungsassistenten, arbeitete ehrenamtlich zunächst in der Flüchtlingsunterbringung und mittlerweile im Katastrophenschutz. Hauptberuflich machte Kühner eine Ausbildung zum Fernmeldehandwerker bei der Telekom, wegen seiner Erfahrung bei den Johannitern wechselte er später zum Regierungspräsidium Karlsruhe, wo er Unterkünfte für Geflüchtete betreut.
Für Kühner ist öffentliche Sicherheit ein wichtiges Thema. „Ich möchte das Sicherheitsgefühl der Menschen wieder stärken.“ Etwa durch mehr Polizeipräsenz und mehr Sicherheitspersonal in Bahnen. Auch in der Medizin liegt aus seiner Sicht vieles im Argen. Etwa, dass Bürger mitunter lange auf Arzt-Termine warten müssen und dass viele Krankenhäuser geschlossen werden. Sie müssten wieder stärker in öffentlichen Besitz, findet Kühner.
Lucia Lou-Anne Boileau (Tierschutzpartei)
Die 31 Jahre alte Lucia Lou-Anne Boileau tritt für die Partei Mensch Umwelt Tierschutz an, kurz: Tierschutzpartei. „Aus tiefster Überzeugung “ will die Besitzerin eines Schäferhund-Mischlings mit ihrer Partei in Deutschland Tierrechte etablieren und den Tierschutz reformieren. „Weil wir die Stimme für die sein müssen, die selbst keine haben.“ Wie der volle Name der Partei aber schon aussagt, werde dreigliedrig gedacht. „Beim Menschen betreiben wir linke Politik: Wir sind für einheitliche, solidarische, faire Renten- und Gesundheitssysteme, in die alle einzahlen, und wir wollen den Mindestlohn erhöhen“, nennt Boileau Beispiele. Beim Thema Umwelt spiele die Klimapolitik eine große Rolle.
Boileau promovierte im Bereich Sozialpsychologie und arbeitet an der Uni Mannheim als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kulturvergleichende Sozial- und Persönlichkeitspsychologie. Sie ist dort auch als Dozentin tätig. Neben Spaziergängen mit ihrem Hund Otto mache sie gerne Musik. Sie spielt Cello und Klavier. Zudem gehe sie regelmäßig ins Theater.
Félix Gimenez (Die Partei)
„Gute Frage“, antwortet Félix Gimenez auf die Frage, warum er für die Satire-Partei in den Bundestag möchte. „Eigentlich will ich schon, seitdem ich fünf bin, Berufspolitiker werden“, sagt er dann. Wie bei der Satire-Partei so üblich, sind die Worte des 21-Jährigen mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Zwischendurch schlägt der gebürtige Mannheimer aber auch ernstere Töne an: „Satire zu erklären, ist nicht meine Aufgabe. Wir sind ein Angebot für viele junge Menschen, die mit dem, was in Berlin abgeht, abgeschlossen haben.“ Das Angebot der Partei sei zwar mit Humor versehen, in der Sache aber ernst, betont er. Nur um dann zu behaupten, dass er sich in Berlin vor allem für eine Bundesliga-Garantie für den SV Waldhof einsetzen will.
Fußball schauen und der Konsum von Cannabis hätten in seiner Freizeit oberste Priorität. Auch Musik mache er gerne. Doch genauso wie für sein Studium an der Uni Mannheim – Gimenez bezeichnet sich als „Schein-Student“ – bleibe auch für seine Hobbies derzeit nur wenig Zeit: „Ich will ja Berufspolitiker werden, das ist gerade mein Hauptfokus.“
Josef Buck (MLPD)
Josef Buck von der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) setzt sich für mehr Internationalität ein. Dabei sieht er seine Partei als eine „fortschrittliche Alternative“ an, die es in Deutschland brauche. „Wir betreiben keine Spaltung zwischen Migranten und Deutschen“, betont Buck. Jeder Mensch habe aus unterschiedlichen Gründen das Recht auf Flucht. „Sei es wegen Krieg, Umwelt oder Hunger“, nennt Buck Beispiele und sagt: „Wir haben genug Gesetze hier, etwa das Asylrecht. Deswegen müssen wir Menschen hier in einem bestimmten Rahmen aufnehmen.“ Wie das gelingen soll? „Unser wichtigstes Ziel ist die gesellschaftliche Auseinandersetzung.“ Nur auf diesem Wege könne eine gesellschaftliche Veränderung stattfinden. „Wir brauchen hier keine AfD und keine Rechtsentwicklung, sondern eine fortschrittliche Demokratie“, so Buck.
1982 zog es Buck aus der Nähe von Ravensburg nach Mannheim. Der 63 Jahre alte Rentner ist eigentlich ausgebildeter Zimmermann, war aber 42 Jahre lang als Industriearbeiter in Mannheim tätig.
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