Stadtgeschichte

Das wird bei der Carl-Theodor-Gala in Mannheim geboten

Am nächsten Sonntag gibt es freien Eintritt im Schloss und viele Vorträge, Konzerte, Tänze und passendes Essen. Dabei war dort lange gar nichts geplant. Wer es jetzt doch ermöglicht hat

Von 
Peter W. Ragge
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Im Foyer und in mehreren Räumen vom Schloss, die bei freiem Eintritt zugänglich sind, wird am Sonntag die Carl-Theodor-Gala gefeiert. Nur der Rittersaal wird noch saniert. © markus Prosswitz

Mannheim. Das Fest stand sehr lange auf der Kippe, aber Helen Heberer hat sich nicht beirren lassen – und jetzt klappt es: Mit einem „Galatag für Carl Theodor“ wird am Sonntag, 3. November bei freiem Eintritt vor und vor allem im Schloss von 15 bis 19 Uhr der 300. Geburtstag und der 225. Todestag des Kurfürsten gefeiert, der von 1742 bis 1778 von Mannheim aus die Kurpfalz regiert hat. Damit gibt es jetzt doch im Barockbau eine Veranstaltung zu Ehren des barocken Regenten – was lange nicht geplant war.

Als das in München, Mannheim und Schwetzingen begangene Carl-Theodor-Jahr zum runden Geburtstag ausgerufen wurde, gab es in Mannheim keine Termine außer ein paar Vorträgen und zwei kleinen Ausstellungen. Dann brachte Kulturbürgermeister Thorsten Riehle zahlreiche Akteure an einen Tisch. Daraufhin ergriff der Feuerio die Initiative und feierte auf den Kapuzinerplanken das Carl-Theodor-Fest – als einzige Freiluftveranstaltung und mit großer Resonanz.

Stadtbild-Verein organisiert Ereignis zum Namenstag von Carl Theodor

Direkt im Mannheimer Schloss aber, wo der Kurfürst einst regierte und seine Ära für Besucher besonders gut nachvollziehbar ist, war nichts geplant. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg haben zwar eigens für dieses Jahr ein paar edle Stücke an Frankenthaler Porzellan für das Schlossmuseum erworben. Alle anderen Aktivitäten – Ausstellung, Fachtagung, Lichtershow – konzentrierten sich nur auf das Schwetzinger Schloss.

„Mannheim hat das Nachsehen“, fürchtete Helen Heberer, Vorsitzende vom Verein Stadtbild und damals noch SPD-Stadträtin, bereits im Januar. Und das wollte sie ändern. „Ihren Kurfürsten würdig zu feiern, das wollten sich die Mannheimer auch im 21. Jahrhundert nicht nehmen lassen“, so Heberer. Kurzentschlossen übernahm der von ihr geführte Verein Stadtbild die Organisation, zeitweise von Hiram Kümper unterstützt, dem Lehrstuhlinhaber für Geschichte der frühen Neuzeit an der Universität Mannheim. Letztlich hat Heberer das Fest dann sehr weitgehend selbst organisiert – einschließlich der Verteilung von Werbeflyern in den vergangenen Wochen bei vielen Kulturveranstaltungen.

Mit einem abwechslungsreichen Programm und freiem Eintritt können Besucher in die glanzvolle Zeit des Kurfürsten eintauchen und die höfische Kultur erleben. © Markus Prosswitz

Bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, besonders Geschäftsführerin Patricia Alberth und Konservatorin Uta Coburger, habe sie die nötige Freiheit bekommen – und die Zusicherung von freiem Eintritt. „Mit deren Hilfe öffnet sich das Schlosstor und wir können uns auf den Spuren des bis heute populären Herrschers bewegen, der Mannheim und der Kurpfalz Glanz verlieh und Kriege zu vermeiden verstand“, so Heberer.

Der gewählte Termin ist kein Zufall. „Wir feiern ganz im Stil seiner Zeit!“, so Heberer, „denn damals erreichten die höfischen Festlichkeiten eines katholischen Herrschers stets am Namenstag ihren Höhepunkt“. Daher steigt die Veranstaltung am Vorabend des Tags des Heiligen Carlo Borromeo (4. November). „Da wollen wir unseren Carl Theodor im Schloss hochleben lassen“, sagt sie und verspricht: „Wir erinnern uns in kurzweiligen Präsentationen seiner herausragenden Bedeutung.“

Festakt zur Eröffnung im Gartensaal mit OB Christian Specht und anderen prominenten Rednern

Zur Eröffnung um 15 Uhr gibt es nach musikalischer Einstimmung durch „Mannheim Blech“ der Musikhochschule einen Festakt im Gartensaal, bei dem Oberbürgermeister Christian Specht und Patricia Alberth sowie Marchivum-Direktor Harald Stockert sprechen. Dazu spielen Mitglieder der Musikalischen Akademie des Nationaltheaterorchesters.

Danach verwandelt sich der Gartensaal in ein Carl-Theodor-Café. Dort will die Bäckerinnung mit Lehrlingen der Justus-Von-Liebig-Schule Gebäck aus der Zeit des Kurfürsten kredenzen und die Kaffeerösterei Helder&Leeuwen die Gäste mit Kaffee-Kreationen verwöhnen. Draußen auf dem Schlosshof wird Herzhaftes und Deftiges angeboten – wie etwa Leberkäs, der ja auf Mannheim und die Ära von Carl Theodor zurückgeht.

In mehreren Räumen des Schlosses werde den Nachmittag über, so kündigt es Helen Heberer an, „alles was Leib und Magen, Seele und Geist erfreut, angeboten“, von Musik über Tanz, Schauspiel, Vorträge, Führungen, Ausstellungen bis zu Kinderaktivitäten. Etwa 100 Mitwirkende habe sie dazu gewonnen, „und alle ehrenamtlich“, wie sie hervorhebt.

Der Rittersaal wird seit einem Wasserschaden im Februar saniert. (Archivbild) © Thomas Tröster

Eine Besonderheit wird zu sehen sein: der Original-Jagdwagen des Kurfürsten, der sonst – für die breite Öffentlichkeit verborgen – in der Kutschensammlung von Heinz Scheidel aufbewahrt wird. Als „Jäger aus Kurpfalz“ informiert Kai Lichtenauer über barocke Jagdbräuche. Es gibt höfische Tänze aus der Zeit Carl Theodors zum Zuschauen und Mitmachen, Theater-Szenen, Konzerte, sogenannte „Living History Führungen“ kostümierter Experten im Schloss, Führungen im Antikensaal sowie in der Schlosskirche mit der Chance, in die Gruft zu steigen.

Viele Infostände und ein Blick in die Sterne

Im Vorlesungssaal M 003 der Universität finden ab 16.15 Uhr mehrere Vorträge statt, etwa von Herrmann Wiegand und Wilhelm Kreutz vom Mannheimer Altertumsverein, von Hiram Kümper und von Alexander Sigelen vom Technoseum. Während ab 17 Uhr das Kurpfälzische Kammerorchester mit einem Festkonzert auf das Ende des Tages einstimmt, geht es an anderer Stelle erst los: Ab 18 Uhr werden Führungen mit einem Blick zu den Sternen in der Alten Sternwarte geboten.

Mit Bücher- und Infoständen sind das Aktionsbündnis Alte Sternwarte, der Freundeskreis Planetarium, der Förderkreis für die Kirchenmusik, das Kurpfälzische Kammerochester, die Kurpfälzer Meile der Innovationen, der Mannheimer Altertumsverein, das Marchivum, die Reiss-Engelhorn-Museen, die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, das Technoseum, der Verein Stadtbild, Bücher Bender und viele mehr dabei.

Redaktion Chefreporter

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