Mannheim. James Bond ist eine Figur, die von vielen Mythen umgeben ist: 007 ist charismatisch, eloquent und gewieft, kann aber auch brutal und chauvinistisch sein. Seiner Anziehungskraft kann man sich nur schwer entziehen. Dieses Jahr feiern die Filme um den Agenten mit der Lizenz zum Töten ihren 60. Geburtstag. Ein guter Grund für eine Party. Aus diesem Grund hat der Mannheimer Morgen mit dem Cinemaxx in Mannheim am Freitagabend eine „Bond Night“ mit vielen Highlights auf die Beine gestellt. Dabei zeigte das Kino nicht nur den Klassiker „Goldfinger“, dem dritten Film der Reihe, aus dem Jahr 1964 mit Sean Connery in der Hauptrolle, sondern auch „Skyfall“ (2012) mit Daniel Craig als Bond.
Besondere Drehorte
MM-Chefredakteur Karsten Kammholz, der passend zum Event einen schwarzen Smoking mit Fliege trug, führte mit viel Esprit als Gastgeber durch den Abend. Bei den zwei Talkrunden fühlte er seinen Interviewpartnern Andreas Pott, dem Präsidenten des James Bond Club Deutschland sowie Dr. Sascha Keilholz, Geschäftsführer des Internationalen Filmfestivals Heidelberg Mannheim, charmant und mit viel Humor auf den Zahn. Pott erzählte, dass der Verein unter anderem auch besondere Drehorte der Filme. In diesem Rahmen sei er unter anderem bereits in Paris und Japan gewesen.
Kammholz möchte wissen, ob es eine politische und kulturelle Entwicklung in den insgesamt 25 offiziellen Filmen gibt. „Mein erster Film war Liebesgrüße aus Moskau“, sagt Keilholz, der mit den Filmen aufgewachsen ist. Als Filmwissenschaftler interessiere ihn Bond als Populär-Wissenschaftliche Figur. „Der Mythos Bond hat sich extrem gewandelt.“ Unter Ian Fleming und im ersten Film mit Sean Connery sei es eine Figur des kalten Krieges. „Das Frauenbild hat sich natürlich gewandelt.
Am deutlichsten sieht man den Wandel im Bezug auf Technik.“ Bei Dr.No sei dies die Angst vor der Atomkraft gewesen und dass Wissenschaft und Technik falsch benutzt wird. „Gibt es bei den Drehorten auch eine Entwicklung, die man erkennen kann?“, will Kammholz wissen. „Am Anfang sind es ganz häufig Kolonien, die er fürs Empire zurückgewinnt“, sagt Keilholz. „Das wird in den 80er sehr viel beliebiger.“
Science Fact statt Science Fiction
Was die Gadgets angehe, die in den Filmen eine große Rolle spielen, kann Keilholz ebenfalls den Zuschauern viele Dinge näherbringen. „Bond hat ein sehr skeptisches und ironisches Verhältnis zu Q. Das wandele sich, vor allem mit Pierce Brosnan als Bond. Die Runde beschäftigt sich auch mit dem Film „Moonraker“, der dem Genre Science-Fiction zugeordnet wird, da er unter anderem auch im Weltall spielt. Keilholz sei kein großer Fan von dem Streifen, der aber ein kommerzieller Erfolg für die damalige Zeit gewesen sei.„Der Produzent hat es gesagt, es sei nicht Science Fiction, sondern Science Fact“, sagt Pott. „Es war kein „Krieg der Sterne“ mit Bond, sondern ein Versuch, das Interesse des Kinopublikums an Weltraumfilme auf Bond übertragen.“
Bond als wissenschaftliche Gegenwartsgeschichte
Pott ist überzeugt. „Man kann mit Bond fast alles machen.“ In seinen Augen ist Bond heutzutage keine Zukunftserzählung mehr. „Jetzt ist Bond aus meiner Sicht eine absolute wissenschaftliche Gegenwartsgeschichte.“ Auch über den Wandel des Humors der Figur diskutierte das Trio. Mit Craig haben die Filme einen grimmigeren Humor, sagt Pott. Bei „Skyfall“ trinkt Bond nicht nur Bier, sondert fährt auch wieder einen Aston Martin. „Könnte Bond auch einen Porsche fahren?“, fragt Kammholz und hat damit die Lacher auf seiner Seite. 1995 sei er zwar BMW gefahren, sagt Pott Heute würde man Porsche aber ablehnen, da der Aston Martin kultig sei.
Zudem spekulierte die Runde, wer den Helden beerben könnte, nachdem dieser bei „Keine Zeit zu sterben“, umgekommen ist. „Männlich bleibt er, das ist einzige, dass die Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson ausdrücklich bestätigt haben“, sagt Pott. „Alles andere ist offen.“ Er halte es für möglich, dass auch ein nicht-weißer Brite in Bonds Fußstapfen treten könnte.
Geschüttelt, nicht gerührt
Zwischendurch konnten das Publikum in der Pause einen Martini genießen. Das Rezept des Drinks stammte original aus dem Film „007 jagt Dr. No“ und wurde, ganz stilecht, geschüttelt und nicht gerührt, serviert. Zu den absoluten Bond-Fans zählt auch Apu Gosalia. „Ich habe als Neunjähriger mit „Moonraker“ meinen ersten James Bond-Film im Kino gesehen“, erzählt der heute 51-Jährige. Seitdem hat ihn das Bondfieber gepackt. Mit seinem inzwischen 17-Jährigen Sohn reist der Mannheimer auch sehr oft an Drehorte aus 007-Filmen.
Die Bond-Night mit ihren Diskussionsrunden ist bei Cineast Gosalia, der über ein großes Hintergrundwissen verfügt, gut ankommen. „Es war ganz wunderbar“, lobt er. „Ich habe mich komplett abgeholt gefühlt.“ Sein Favorit unter den Darstellern ist Sean Connery, der Ur-Bond. Ohne ihn hätte sich die Reihe wohl nicht über 60 Jahre gehalten, ist Gosalia sich sicher. Aber auch Daniel Craig und Pierce Brosnan findet er gut. „Diese beiden Bonds haben perfekt zu ihrer jeweiligen Zeit gepasst.“
Für die Freunde Mia Helbig und Nikolas Kranz aus Mannheim war der Abend ein besonderes Erlebnis. „Goldfinger auf der großen Leinwand ist etwas anderes als ihn auf dem Fernseher anzuschauen“, sagt der 16-Jährige. Sein Lieblingsbond ist Roger Moore. Bond verkörpert für Kranz den Agenten im Dienst seiner Majestät perfekt. „Für mich ist Bond so, wie man sich einen Geheimagenten, der Bösewichte aufhält, vorstellt.“ Bei der 16-jährigen Mia ist die Talkrunde gut angekommen. Interessant fand sie zu erfahren, welchen kommerziellen Stellenwert die Filme hatten. „Der Zeitgeist wird dadurch wiedergespiegelt.“
Die Talkrunde ist gut angekommen
„Mein Vater hat gesehen, dass eine Bond Night stattfindet und hat gefragt, ob ich mitgehen will“, erzählt Miriam Frank. Die 32-Jährige aus Feudenheim sieht sich zwar nicht als Riesenfan der Reihe, hat aber die Filme gern gesehen. Ihr Lieblingsfilm ist „Die Welt ist nicht genug“, ihr Favorit unter den Bond-Darstellern ganz klar Pierce Brosnan. „Er hat eine ganz coole Art“, sagt sie. „Skyfall“ hatte sie bis dahin noch nicht angeschaut. Sie sei vom Film „Ein Quantum Trost“ so enttäuscht gewesen, so dass sie den Nachfolger erst gar nicht sehen wollte. Craig sei in ihren Augen auch nicht der ideale Bond. „Die Ära ist jetzt ja vorbei.“ Mit der Frage, wie es weitergeht, hat sie sich auch bereits beschäftig. „Wenn man nur noch um fünf Ecken mit Bond verbunden ist, wäre es vielleicht Zeit die Ära zu beenden und etwas Neues zu beginnen.“ Die Talkrunde fand sie kurzweilig und auch die Pause mit dem Wodka-Martina ist bei ihr gut angekommen.
Verena Bachert hat in der Zeitung von dem Event erfahren und die Karten ihrem Freund Philipp Buhse als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk überreicht. Beide sind mit James Bond aufgewachsen. Besonders gut gefällt Buhse der Streifen „Casino Royale“. „Ich habe dadurch mit dem Pokern angefangen“, sagt er. Auch „Skyfall“ schätzt er. Bachert gesteht, dass sie am Anfang Schwierigkeiten hatte, sich mit Daniel Craig als Bond anzufreunden, ihn aber schließlich sehr schätzte. „Das Kernige hat mir gut gefallen“, sagt die 37-Jährige. „Daher fand ich das Ende bei „Keine Zeit zum Sterben“ traurig.“ Den Film „Goldfinger“ sehen beide kritisch. „Ich finde nicht, dass er gut gealtert ist“, sagt der 38-Jährige. Bond sei an manchen Stellen ziemlich chauvinistisch, sagt der Bensheimer. Bachert sieht das genauso. „Ich bin an manchen Stellen zusammengezuckt“, sagt sie, etwa als Bond einer Partnerin mit einem Klaps aufs Hinterteil wegschickt mit der Begründung „Männergespräche“.
Gut angekommen sind bei den beiden dagegen die Talkrunden. „Das hatte schon mehr Wert, eine Einschätzung zu bekommen“, lobt Buhse, der es gut fand, dass die Experten das Publikum im Vorfeld auf Szenen hingewiesen hatte, auf die sie besonders achten sollten. „Uns hat es richtig gut gefallen.“
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