Mannheim. Albert Einstein soll mal gesagt haben, er denke niemals an die Zukunft, denn die komme früh genug. Jetzt allerdings, wo das neue Jahr quasi schon vor der Tür steht, wagen wir mal einen Blick, wie 2024 in Mannheim so ablaufen könnte. Hochspekulativ und natürlich auch nicht ganz ernst gemeint. Aber vielleicht passiert ja am Ende alles genau so. Wer weiß das schon in diesen verrückten Zeiten. . .
12. Januar: Die Handball-Ösis kommen
Mehr als 9000 Menschen aus Rumänien leben in Mannheim - beim ersten Spiel der Handball-Europameisterschaft verwandeln sie die SAP Arena in ein Tollhaus und bescheren ihrem Team gegen Österreich quasi ein Heimspiel. Doch die Ösis sind wenig beeindruckt. Kein Wunder, haben sie doch einen großen Strategen an der Seitenlinie. Denn nachdem er Österreich als Fußball-Nationaltrainer zum Sieg gegen Deutschland geführt hat, haben sie Ralf Rangnick kurzerhand auch noch das Handball-Team anvertraut. Und der Professor liefert. Der 23. der Weltrangliste wird am Ende Handball-Europameister sein. Den Grundstein legt das Team in Mannheim.
19. Februar: Mit dem Messerblock in der Waffenverbotszone
Wieder eine Mahnwache vor dem Gefängnis im Herzogenried. Es ist mittlerweile die sechste. „Freiheit für Gerda K.“ fordern die knapp 500 Männer, Frauen und Kinder. Das Schicksal von Gerda K. bewegt Mannheim seit Wochen. Die 73-jährige Rentnerin hatte sich am 22. Dezember kurz vor Ladenschluss bei WMF auf den Planken einen Messerblock gekauft. Danach bummelte sie noch durch den Märchenwald auf dem Paradeplatz und vergaß dabei die Zeit. Auf dem Heimweg in die Neckarstadt wurde sie von einer Polizeistreife kontrolliert - mit fünf Messern in der Waffenverbotszone. Die Frau kommt sofort in Haft, der Vorwurf: eine schwere staatsgefährdende Straftat. Gerda K. beteuert ihre Unschuld. „Ich wollte doch nur die Weihnachtsgans ordentlich tranchieren.“
5. März: Bisons auf Spinelli
Die Hammer-Nachricht kommt um 15 Uhr. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz gibt Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) an diesem Dienstagnachmittag bekannt, was am Vormittag im Rathaus als eine Art verfrühtes Osterei aufgetaucht war: Eine bisher unbekannte Zusatzvereinbarung zur Übergabe des Spinelli-Geländes. Darin verpflichtet sich die Stadt Mannheim gegenüber dem Karlsruher Regierungspräsidium nicht nur wie bereits bekannt, die Brutplätze der Haubenlerche zu schützen. Sie muss darüber hinaus auch einen Beitrag zur Wiederansiedlung des Bisons leisten und auf Spinelli eine Herde mit 40 Tieren aufbauen. Der OB verspricht einen Kompromiss, wie Bisons und Bürger Spinelli gleichsam nutzen können.
14. April: Die Weinbar kehrt zurück
Noch immer aufgewühlt von den Nachrichten über die Bison-Herde besetzen rund 100 Feudenheimer Bürger am Jahrestag des Buga-Beginns einen Teil des Spinelli-Geländes. In einem mitgebrachten Wohnmobil eröffnen sie eine Weinbar und betonen, so lange zu bleiben, bis es in ganz Mannheim keinen Grauburgunder mehr gibt.
18. Mai: Das Waldhof-Wunder und die Folgen
Der SV Waldhof gewinnt sein Auswärtsspiel gegen Erzgebirge Aue mit einem famosen 5:0 und schließt die Saison in Liga 3 als Tabellensiebter ab. Nachdem der Verein im Dezember noch in akuter Abstiegsnot war, gelang Trainer Rüdiger Rehm mit seinem Team in der Rückrunde ein Durchmarsch. Ein Durchmarsch, auf den auch ein anderer Abstiegskandidat aufmerksam wird. Nach den zwei Niederlagen gegen Holland und Frankreich Ende März wirft der DFB Julian Nagelsmann raus. Stattdessen will man bei der EM im eigenen Land auf den Motivationskünstler Rehm setzen. Der Plan wird (fast) aufgehen. Rehm wird die DFB-Elf bis ins Finale führen, wo er sich dann aber Österreich und Ralf Rangnick (siehe oben) mit 3:0 geschlagen geben muss.
9. Juni: Die Bisons und der Wahlkampf
„Spinelli den Mannheimern. Bisons ausweisen.“ Mit diesem Slogan macht die AfD seit Wochen Wahlkampf. Dass sie bei der Kommunalwahl am Ende aber auf nicht mehr als drei Sitze kommt, ist einer großen parteiübergreifenden Aktion rund eine Woche vor dem Wahltermin zu verdanken. Kandidierende aller Parteien fahren gemeinsam mit den Freunden des Karlsterns nach Karlsruhe.
Dort erklären sie Regierungspräsidentin Sylvia Felder, dass in Mannheim Bisons schon immer willkommen waren und sich im Gehege im Käfertaler Wald auch immer sehr wohlgefühlt hätten. Dort sei auch noch Platz für weitere Tiere. Felder ist einverstanden mit dem Kompromiss und pocht nicht mehr auf Spinelli.
28. Juli: Ein Weltstar verliebt sich in Mannheim
Nach dem letzten Deutschland-Konzert ihrer Tour in München überkommt US-Superstar Taylor Swift die Wehmut. Sie wolle im August weitere fünf Konzerte in diesem schönen Land geben, erklärt sie unter dem Beifall ihrer Fans. Während ihres Songs „Anti-Hero“ sei ihr die Idee gekommen, dass Mannheim die richtige Stadt dafür sei. Dort wird sie mit offenen Armen empfangen, das Maimarktgelände ist fünfmal ausverkauft. Sicherheitsdezernent Volker Proffen macht es möglich, dass Swift ausnahmsweise bis weit nach Mitternacht singen darf. Als Entschädigung für die laute Musik bekommen alle Neuostheimer Freikarten.
24. August: Die Lösung fürs neue Waldhof-Stadion
Nach der sportlichen Aufholjagd am Jahresbeginn gibt SV-Waldhof-Präsident Bernd Beetz zum Saisonstart den Aufstieg in die Zweite Liga als klares Ziel aus. Auch für den Stadion-Neubau bringt er erstmals eine konkrete Option ins Spiel. Beetz hat von der Deutschen Wohnwerte für einen Euro den Collini-Büroturm gekauft, will ihn abreißen lassen und hier die neue Spielstätte errichten. Aus Dankbarkeit über den Klassenerhalt werde er diese der Stadt schenken, so Beetz. Im Gegenzug beschließt der Gemeinderat, das Neckarufer in Bernd-Beetz-Ufer umzubenennen. Die neue Task Force im Bauamt sorgt dafür, dass der Bauantrag für das neue Stadion in rekordverdächtigen 24 Stunden bewilligt wird.
18. September: Entscheidung übers Mannheimer Klinikum
Mannheim steht noch ganz unter dem Eindruck der WM im Tauziehen. Das Turnier Anfang des Monats hat eine Begeisterung über die Stadt gebracht, die das Taylor-Swift-Fieber noch weit übertrifft. In den Schulen soll fortan Tauziehen als ideale Konfliktlösungsstrategie eingeführt werden. Auch Stadt und Land wollen bei den seit langem festgefahrenen Verhandlungen über einen Verbund des Klinikums mit dem Haus in Heidelberg das Seil entscheiden lassen: Alt-OB Peter Kurz und sein Nachfolger Christian Specht treten gemeinsam gegen Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Gesundheitsminister Manne Lucha an. Obwohl die beiden Gäste aus Stuttgart im Kampf gegen Mannheim schier unmenschliche Kräfte mobilisieren, können Specht und Kurz das Duell am Ende knapp für sich entscheiden. Kretschmann stellt einen Blanko-Scheck aus, bei dem Specht und Kurz die Summe selbst eintragen dürfen, und tritt unmittelbar danach zurück.
19. Oktober: Neuer Spieler und neuer Name für die Adler
Aus der Erleichterung darüber, dass das Spinelli-Gelände nicht zum großen, unzugänglichen Bison-Gelände wird, ist über den Sommer eine große Solidarität mit der Haubenlerche entstanden. Die Mannheimer haben sich an die unscheinbaren Zäune im westlichen Spinelli-Areal gewöhnt, die wenigsten empfinden sie als störend. Die Liebe zu den kleinen Vögeln ist mittlerweile auch bei den großen Vögeln vom Eishockey angekommen. Im Exklusiv-Interview mit dem „MM“ verkündet Adler-Chef Daniel Hopp nicht nur die Verpflichtung von Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers. Sondern auch, dass sein Team künftig „Haubenlerchen Mannheim“ heißen wird.
14. November: Fernwärme für alle in Mannheim
Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit kommt natürlich auch das Thema Heizen wieder auf die Tagesordnung. MVV-Chef Georg Müller landet einen PR-Coup, indem er verspricht, alle Haushalte der Stadt an das Fernwärmenetz anzuschließen. Einzige Bedingung: Die Bürgerinnen und Bürger müssen die Gruben für die Leitungen selbst ausheben. Die 137 Spaten, die im Rathauskeller von den offiziellen Spatenstichen der vergangenen Jahre noch lagern, werden umgehend an die Bevölkerung verteilt.
6. Dezember: "Was für ein Jahr!"
Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat löst sich kurz vor den Etatberatungen auf. Der Grund ist nicht das Geld, sondern ein anderer: Die Grünen-Stadträte können sich nicht auf eine gemeinsame Position im Fall Gerda K. einigen. Die einen halten die lange Untersuchungshaft für menschenunwürdig. Andere dagegen finden, wer Gänse esse, könne gar nicht lang genug im Gefängnis sitzen. SPD-Fraktionschef Markus Sprengler macht einigen Grünen das Angebot, in seine Fraktion zu wechseln. In einer Weihnachtsamnestie wird Gerda K. am 20. Dezember aus dem Gefängnis entlassen. „Was für ein Jahr!“, sagt die Seniorin. Und schüttelt dabei ungläubig den Kopf.
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