Mannheim. Die Lichter bleiben aus. Der Fahrstuhl steht still. Der Kopierer druckt nicht. Statt wie gewohnt mit Arbeitsblättern wird der Unterricht auf andere Weise gestaltet. Mit einem selbstgedichteten Lied, das alle auf das Experiment einstimmen soll, beginnt der letzte Schultag vor den Osterferien an der Johannes-Kepler-Grundschule in K5. Schüler und Lehrer haben sich vorgenommen, einen Tag lang auf jeglichen Gebrauch von Elektrizität zu verzichten.
Lehrerin Sandra Wellemeier hat diesen Tag im Vorfeld gemeinsam mit ihrer Garten-AG vorbereitet. „Wir haben über den Klimawandel gesprochen. Über die ungesunden Abgase und dass die Erde wärmer wird. Da hat eine Schülerin erzählt, dass sie etwas von den ,Fridays for Future’-Demonstrationen im Fernsehen gesehen hat“, erzählt Wellemeier. So kamen sie auf die Idee, einmal mit der ganzen Schule einen Tag ohne Strom zu probieren.
Die 15 Schüler der Garten AG überlegten sich, was sie stattdessen machen könnten und sammelten ihre Ideen auf Plakaten. Außerdem haben sie sich Gedanken gemacht, wie der letzte Schultag ohne Strom aussehen könnte. „Ich dachte, dass alles ganz dunkel ist, weil ja kein Licht an ist“, sagt die siebenjährige Simeyra. „Und dass die Lehrer für jeden Schüler ein Arbeitsblatt von Hand machen müssen“, ergänzt die Schülerin aus der zweiten Klasse.
Die Kinder sollten bereits am Morgen daran denken, keine mit Strom betriebenen Geräte zu benutzen. Der sechsjährige Erstklässler Raul erzählt, dass er bereits nach dem Aufstehen beim Zähneputzen das Licht im Bad extra nicht angemacht habe. Dasselbe gilt für nach der Schule. Kein Fernseher. Kein Handy. Warum sie das machen? „Da kann man die Welt retten und ein paar Tiere“, sagt Simeyra.
Die Lehrer dürfen neben Kopien auch keinen Overheadprojektor im Unterricht benutzen. Der Vertretungsplan ist nicht digital, sondern handgeschrieben. Die einzige Ausnahme betrifft das Büro von Sekretärin Sabine Valentin. Für Notfalldienste sind Computer, Fax und Telefon weiterhin in Betrieb.
Kaffeemaschine bleibt aus
Kaffeemaschine und Licht bleiben allerdings auch hier aus. „Mein Tag ist ein bisschen anstrengender, weil viele Lehrkräfte kommen und fragen, welche Schüler krank sind. Das läuft normalerweise digital. Aber man wird sich bewusst, was man sonst alles mit Strom macht“, sagt Sabine Valentin. Kein Strom bedeute auch, dass sie später das Geschirr von Hand waschen müsse, da die Spülmaschine ebenfalls ausbleibe.
„Es freut mich sehr, die Kinder für ihren Stromverbrauch zu sensibilisieren“, sagt Wellemeier. Sie plant weitere Aktionen. Vielleicht mal einen Tag ohne Müll oder Plastik.
Lichtschalter mit Warnhinweis
- Auf die Johannes-Kepler-Grundschule in K 5, 1 in der Innenstadt gehen insgesamt 270 Schüler in 14 Klassen. Das Kollegium besteht aus 24 Lehrkräften.
- Alle gemeinsam hatten sie sich am letzten Schultag vor den Osterferien vorgenommen, ohne Strom auszukommen. Die Idee entstand in der Garten AG.
- Als Erinnerung wurden auf alle Lichtschalter und technischen Geräte Zettel mit der Aufschrift „Tag ohne Strom“ geklebt. mor
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