Sicherheitsbilanz

CSD Mannheim: Queerfeindlicher Angriff nach Monnem Pride?

Die Monnem Pride-Organisatoren starteten wegen einem mutmaßlich queerfeindlichen Übergriff nach dem Mannheimer CSD einen Zeugenaufruf. Jetzt äußern sich Polizei und Staatsanwaltschaft dazu

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Lea Seethaler
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Friedlich: die Monnem Pride auf der Neckarwiese. Doch die Organisatoren berichten, sie hätten viele queerfeindliche Vorfälle beschrieben bekommen. © Christoph BlüthneR

Mannheim. Nach der Monnem Pride, dem CSD in Mannheim, hat der Veranstalter eine positive Bilanz gezogen, aber auch eine emotionale Pressemitteilung verschickt. Denn nach einer „erfolgreichen“ CSD-Veranstaltung am Samstag vor zwei Wochen sei „die Freude über eine gelungene Pride nicht ungetrübt geblieben“, heißt es dort.

„Gegen 23 Uhr ereignete sich ein queerfeindlicher Angriff auf zwei Männer, die in einer kleinen Gruppe das Monnem Pride Platzfest Richtung Innenstadt verlassen hatten“, so das Team. „Am Kurpfalzkreisel/Luisenring wurden sie unvermittelt von einem Mann, der von zwei weiteren begleitet wurde, niedergeschlagen. Dabei verletzte der Angreifer einen unserer Besucher so schwer, dass unsere friedliche Pride für ihn auf der Intensivstation endete.“ Weiter sei sein Freund leicht verletzt worden.

Queere Party und Demo bei Monnem Pride laut Organisatoren "mit bitterem Ende"

Man sei „tief erschüttert, dass unweit von unserem Veranstaltungsort eine solche Gewalttat möglich war. Diese Tat unterstreicht die steigende Queerfeindlichkeit in Deutschland.“

In ihrer Mitteilung, die die Monnem Pride-Organisatoren am Freitag versandten, schreiben sie auch: „Heute haben wir erfahren, dass die Tat als nicht queerfeindlich eingestuft wurde und nun bei der Staatsanwaltschaft zum weiteren Vorgehen liegt.“ Das Team sagt: „Dass sowohl zeitliche wie räumliche Nähe von ein paar Hundert Metern als auch die Bestätigung der Opfer, sichtbar schwul aufgetreten zu sein, das nicht beeinflusst hat, ist für uns nicht verständlich.“

Auf Anfrage des „MM“ sagt dazu die Polizei am Montag, in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft könne man bestätigten, dass es am 13. Juli um kurz vor 23 Uhr auf dem Luisenring zum „unvermittelten körperlichen Angriff durch einen bislang unbekannten männlichen Täter auf eine vierköpfige Gruppe“ kam. „Dadurch wurde eine Person schwer und eine weitere leicht verletzt“, so die Beamten.

Monnem Pride-Team appelliert: „Bringt Vorfälle zur Anzeige“

Bereits vergangene Woche hatte die Polizei auf „MM“-Anfrage zunächst mit Blick auf den aktuellen Ermittlungsstand nicht von einem queerfeindlichen Hintergrund gesprochen, aber darauf verwiesen, dass die Staatsanwaltschaft Mannheim und die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg die Ermittlungen übernommen haben.

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Weiter betonen Polizei und Staatsanwaltschaft nun im aktuellen Statement: „Die Ermittlungen befinden sich aktuell in vollem Gange.“ Deshalb und vor dem Hintergrund, dass der Täter bislang unbekannt sei, lasse sich derzeit „noch nichts Näheres“ zum Motiv der Tat sagen. „Die Frage, ob die Tat queerfeindlich motiviert war, ist, neben den Ermittlungen zur Identität des Täters, ebenfalls Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, so die Beamten.

Sie betonen: „Objektivierbare Anhaltspunkte für den Anlass des Angriffs“ lägen bislang allerdings nicht vor. Generell gehöre die Motivation für eine Straftat zum „subjektiven Tatbestand“, liege also „in der Vorstellungswelt des Täters oder der Täterin“, erläutert Polizeisprecher Philipp Kiefner auf Nachfrage dazu. Diese zu beleuchten gelinge „oft nur über deren Einlassungen oder indirekt über nach außen wirkende Symboliken sowie Inhalte von Beleidigungen, Gesprächen oder Gesten“.

Monnem Pride-Team: Vorfälle während oder nach queerer CSD-Party in Mannheim anzeigen

Das Orga-Team ruft indes weiter dazu auf, dass sich Zeugen bei der Polizei Mannheim-Innenstadt (Telefon: 0621/12 5 80) melden, „um mit dafür zu sorgen, dass der Täter gefasst werden kann.“ Nach dem Zeugenaufruf bekam das Team auch „weitere Vorfälle beschrieben, die auf unserer Pride oder auf dem Weg dahin und davon weg stattgefunden haben“. Auf Nachfrage nach Anzeigen rund um den CSD antwortet die Polizei wiederum, dass keine Zahlen fürs aktuelle Jahr dargestellt werden könnten. Monnem Pride betont derweil, man sei im Austausch mit der Polizei und auch mit Betroffenen.

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Ihnen gegenüber macht es unmissverständlich klar: „Wir unterstützen, wo wir können. Wenn euch vor, während oder nach der Monnem Pride etwas zugestoßen ist, appellieren wir an euch, dass ihr diese Vorfälle zur Anzeige bringt (...) Beleidigungen, Anspucken, Hinterherlaufen, Bedrängen und weiteres übergriffiges Verhalten, das ihr nicht wollt.“ Das Orga-Team hat eigens eine E-Mail eingerichtet, um Vorfälle zu melden: vorkommnisse@monnempride.de

Polizei hat eigene Beauftragte, die sensibilisieren

Man fordere „Verwaltung, Sicherheitsbehörden und Politik auf, schnellstmöglich ein Sicherheitskonzept für queere Menschen in der Rhein-Neckar-Region, Mannheim-Heidelberg voranzutreiben“. Das, wie das Team betont, „um auch dem Ansehen der Stadt als Rainbow City und LGBTIQ+ Freedom Zone und dem Leitbild 2030 der Stadt Mannheim gerecht zu werden“.

Polizeisprecher Kiefner erklärt indes: Das Polizeipräsidium Mannheim verfüge „schon seit Jahren über Beauftragte, die sich diesem Thema widmen“, dieses kommunizieren und die Beamte hierfür sensibilisieren.

Auch das Projekt „Strategiepaten der AG Werte“des Polizeipräsidiums greife etwa in Veranstaltungen das Phänomen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit auf, „zu der neben Queerfeindlichkeit auch Hass gegen Frauen, Rassismus und Antisemitismus zählen“, so Kiefner.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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