Mannheim. Im FutuRaum soll die Zukunft der Mannheimer Innenstadt entwickelt werden. Das Projekt wird vom Bundesbauministerium mit zwei Millionen Euro gefördert, das Programm nennt sich „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ und soll Kommunen bei Transformationsprozessen unterstützen. Mannheims „FutuRaum“ besteht dabei aus mehreren Teilprojekten, so konnten Ende Januar auf einer ersten Innenstadtkonferenz mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger ihre Wünsche für eine attraktive Mannheimer Innenstadt adressieren.
City Factory entwirft Konzept zur Fressgasse
Daneben wird in der City Factory ganz konkret ein Zielbild für die Fressgasse entwickelt. Als Stakeholder, ausgewählte Interessensvertreter, mit dabei sind unter anderem die Industrie- und Handelskammer, die Kunsthalle, die City Werbegemeinschaft, Händler, der Migrationsbeirat, Bürgervereine.
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Zudem konnten sich in Umfragen Mannheims Bürgerinnen und Bürger zu ihren Vorstellungen zur Innenstadtgestaltung äußern. Danach stehen ganz oben auf der Prioritätenliste grüne Ruhe-Räume, Wasserspender, mehr Schatten, mehr Sitzmöglichkeiten und nicht-kommerzielle Aufenthaltsmöglichkeiten.
Bedürfnisse der Kinder nicht vernachlässigen
Wer (bislang) fehlt, sind die Kinder und Jugendlichen. „Es wäre wichtig, die Gruppe mitzudenken“, mahnt Karin Heinelt, Geschäftsführerin des Stadtjugendring Mannheim e.V. Wobei mitdenken heiße: Sie adäquat direkt befragen und ihre Anregungen in die Planungen aufnehmen. „Wer, wenn nicht Kinder und Jugendliche, wird später in der Stadt leben“, so Heinelt.
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Die SPD hat jetzt angekündigt, bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 12. März eine Anfrage an die Verwaltung zu stellen, was im Rahmen von FutuRaum an konkreter Beteiligung für Kinder und Jugendliche geplant ist.
Befragung von Jugendlichen nachholen
Petar Drakul, Mannheims Innenstadtbeauftragter und damit Verantwortlicher für den FutuRaum, bremst allerdings die Erwartungen. So könnten nicht bei jedem Projekt alle Interessen gleichermaßen adressiert werden. Der Fokus der City Factory beispielsweise liege auf der Fressgasse, diese soll, so formuliert es sein Zielbild, ein Ort des „Handels, Genusses und Erlebnisses“ sein. „Die Bedürfnisse der Kinder werden wir an anderen Orten in der Innenstadt behandeln“, verspricht Drakul. Zum Beispiel wenn es darum geht, Aufenthaltsorte zu schaffen, wo nicht konsumiert werden muss, es aber ein kostenfreies Wlan gibt.
Zugleich räumt Drakul ein, dass junge Menschen unter 20 Jahren bei den bisherigen Befragungen unterrepräsentiert sind. Die Erkenntnislücke soll gefüllt werden; derzeit werde ein eigener Fragenkatalog für Kinder und Jugendliche erarbeitet, die über die Jugendhäuser beteiligt werden sollen.
Jane Jacobs Walk durch die Innenstadt
Dass Kinder eine Stadt ganz anders wahrnehmen, allein schon, weil sie kleiner sind, weiß auch Hübel, Leiter des Fachbereichs Demokratie und Strategie der Stadt Mannheim. Neben der gezielten Befragung von Kindern und Jugendlichen soll es deshalb weitere Beteiligungsformate geben. So sei unter anderem ein Jane Jacobs Walk durch die Innenstadt geplant.
Nicht mal im riesigen Paris ist es so dreckig wie in Mannheim
Solche Spaziergänge, bei denen Kinder durch die Straßen laufen und berichten, wo sie sich wohl fühlen, was ihnen gefällt und was ihnen fehlt, fanden bereits auf der Rheinau und im Jungbusch statt. Namensgeberin ist die 2016 verstorbene kanadisch-amerikanische Architekturkritikerin Jane Jacobs, die die Perspektive der Fußgänger auf eine Stadt für vorrangig hielt. Am 3. Juli findet darüber hinaus eine Stadtteilversammlung für Kinder und Jugendliche aus der Innenstadt und dem Jungbusch statt - auch diese soll Anregungen für den FutuRaum liefern.
Jugendbeirat mit Forderungskatalog
Derweil hat sich Mannheims Jugendbeirat - ein städtisch eingesetztes, aber unabhängiges Gremium - schon Gedanken gemacht, wie eine für junge Menschen lebenswerte Innenstadt aussehen könnte: autofrei und gefahrlos begeh- und befahrbar zu Fuß beziehungsweise mit dem Fahrrad. Die frei werdenden Flächen werden begrünt, es gibt Spielgeräte wie Basketballkörbe und Mini-Tischtennisplatten. Die Stadt fördert finanziell Musiker und Bands, die in der Stadt auftreten, Künstler stellen ihre Kunstwerke aus. Ein großes Problem sehen die Jugendlichen im Plastikmüll und den Zigarettenstummeln, die auf der Straße liegen. „Nicht mal im riesigen Paris ist es so dreckig wie in Mannheim“, schreibt die 19-jährige Jugendbeirätin Marina Schmidl in einem Forderungskatalog.
Alle Stakeholder zu beteiligen, ist das eine; den Vorschlägen Taten folgen zu lassen, das andere. Darum unterstreicht Maximilian Schulz, Vertreter der Grünen-Bezirksbeiräte im Projekt FutuRaum: „Nach einer erfolgreichen Beteiligung ist es dann entscheidend, auch dafür zu sorgen, dass die Bedürfnisse, die von den Kindern geäußert wurden, umgesetzt werden.“ Das betont auch Jugendbeirätin Schmidl: „Wir wollen nicht nur angehört werden, sondern ernsthaft Gehör finden.“ Zumal wenn es um Entscheidungen für ein zukunftsfähiges Mannheim gehe, die weitreichend und zum Teil irreversibel seien. Denn ohne das Mitwirken von Kindern und Jugendlichen müssten diese später in ihrem Erwachsenenleben die Konsequenzen von Entscheidungen tragen, an denen sie nicht teilhaben konnten.
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