Mannheim. Eigentlich wollte der Circus Gebrüder Barelli die Menschen mit ihren Shows nur ein wenig vom Alltag ablenken. Mittlerweile ist das Gastspiel in Mannheim aber zum Albtraum für sie geworden. Die Zirkusleute stehen nach eigenen Aussagen vor dem Ruin, nachdem am vergangenen Donnerstag während einer Vorstellung in einem der Wohnwagen eingebrochen worden sein soll. Ramona Barelli, die den Zirkus mit ihren zwei Brüdern leitet, weiß deswegen nicht mehr weiter.
Die letzte Veranstaltung fand bereits am vergangenen Sonntag statt. Und eigentlich will der Circus Gebrüder Barelli kommende Woche weiter nach Augsburg reisen, wo der Zirkus planmäßig als nächstes gastiert. Auch wenn die Abbauarbeiten schon begonnen haben, wissen die Zirkusleute momentan aber nicht, wie sie vom Neuen Messplatz wegkommen können. Drei Tageseinnahmen seien entwendet worden, hinzu kämen die Erlöse durch den Imbiss. Barelli schätzt die Summe, die die Täter erbeuteten, auf 20.000 Euro. „Alles haben sie mitgenommen“, betont sie, weshalb der Zirkus nun vor massiven Problemen stehe.
Denn in den Zirkus muss auch investiert werden. „Die ganzen Artisten stehen alle hier ohne Geld“, sagt Barelli. „Wir sind fast 60 Menschen auf dem Platz. Da hinten stehen 30 Tiere, die wollen jeden Tag essen. Mein Bruder muss heute schauen, wie er irgendwie Futter auftreiben kann“, erzählt sie unter Tränen. Auch der Strom muss bezahlt werden. Hinzu komme, dass der Zirkus in Mannheim ein Minusgeschäft gemacht habe, was die Situation noch schwerer mache. Die Hitze hätte die Menschen wohl eher ins Freibad statt ins Zirkuszelt getrieben. Auch ein hohes Platzgeld mussten sie in Mannheim berappen, fügt sie hinzu. Zudem müssten auch Platzmiete und Kaution für die nächste Stadt bezahlt werden.
56 Transporte müssen betankt werden, um aus Mannheim wegzukommen
Um wieder Einnahmen zu generieren, muss der Zirkus auftreten. Am besten wie geplant zwischen dem 28. Juni und 13. Juli in Augsburg. Doch um Mannheim verlassen zu können, braucht es Sprit. Von rund 10.000 Litern Diesel geht Ramona Barelli aus, die benötigt werden. 56 Transporte müssten betankt werden, um die rund 300 Kilometer nach Augsburg zu schaffen. Ausgegangen vom am 10. Juni von Statista erhobenen deutschlandweiten Durchschnittspreis von 1,55 Euro pro Liter Diesel müssten 15.500 Euro zusammenkommen, um die Fuggerstadt erreichen zu können. Doch das Geld dafür fehlt jetzt.
Circus Gebrüder Barelli bittet um Unterstützung
Wer dem Zirkus helfen möchte, kann sich mit Ramona Barelli telefonisch oder per E-Mail in Verbindung setzen. Es gehe nicht ums Geld, betont sie ausdrücklich. Jede Hilfe sei willkommen , etwa ein wenig Diesel, nennt sie als Beispiel.
- Telefonnummer: 0155 / 10 31 45 18
- E-Mail: gebr.barelli@gmx.de
Ramona Barelli schildert, wie sie den Moment kurz nach der Tat vom vergangenen Donnerstag erlebt hat. Wie gewohnt habe sie gegen 16 Uhr die Einnahmen vom Imbiss eingesammelt und hat diese zu ihrem Wohnwagen gebracht, um das Geld dort wie immer bei den anderen Einnahmen zu verstecken. Danach sei sie zur Vorstellung gelaufen. „Auf einmal kam unser Reklamechef und hat mich verwundert angeschaut und gefragt, was ich hier mache.“ Er hatte es kurz zuvor aus ihrem Wohnwagen laut poltern hören, schildert Barelli weiter. Dabei habe er sich gedacht, dass sie aufgeräumt hätte. Sie habe sich schon denken können, was passiert sei und sei sofort zu ihrem Wohnwagen gerannt. „Dann stand die Tür sperrangelweit auf. Ich habe nur noch ,Nein, bitte nicht‘ geschrien.“
Barelli zeigt uns ihren Wohnwagen. Dort ist nach ihren Angaben noch alles so vorzufinden, wie es die Einbrecher hinterlassen haben. Alles ist verwüstet, Schränke stehen offen, Kleidung, Schminke oder Dokumente sind im Wohnwagen zerstreut. Sie erzählt von Hinweisen, die vorliegen würden und spekuliert, wie sich die Tat vielleicht abgespielt haben könnte. Die Polizei bestätigt auf Anfrage den Fall auf dem Neuen Messplatz, will aus ermittlungstaktischen Gründen aber keine Einzelheiten dazu nennen und bittet darum, keine Hinweise dazu in der Zeitung zu veröffentlichen.
Mit der derzeitigen Situation ist der Circus Gebrüder Barelli nicht alleine.„In den vergangenen zwei Jahren wurde deutlich mehr bei Schaustellern und Zirkusleuten eingebrochen. Das hat erheblich zugenommen“, sagt Ralf Huppertz, Vorstand beim Verband Deutscher Circusunternehmen (VDCU). Bei den ihm bekannten Fällen sei jeweils wie in Mannheim in einen Wohnwagen eingebrochen worden. „Sie kundschaften vorher den Zirkus aus“, sagt Huppertz. Sie wüssten, wann die Veranstaltung stattfindet und wo das Geld lagert. „Und schon ist der Wohnwagen auf den Kopf gestellt“, so Huppertz. Gut möglich, dass es so auch auf dem Neuen Messplatz zuging. Deutschlandweit bearbeite die Polizei solche Fälle, sagt er.
Circus Gebrüder Barelli hofft auf Hilfe von Mannheimerinnen und Mannheimern
Zuletzt wurde etwa im hessischen Weilburg eine Tätergruppierung nach etwa zwei Jahren Ermittlungszeit von der Polizei erwischt. Die drei beschuldigten Männer im Alter von 24, 28 und 52 Jahren hatten Mitte März ebenso wie die Täter in Mannheim während einer Zirkusveranstaltung in einem Wohnwagen zugeschlagen, teilte die Polizei mit. Die Männer stehen im Verdacht, bereits seit mehreren Jahren zahlreiche Wohnungseinbrüche zum Nachteil von Schaustellern, Zirkusbetreibern und Geschäftsleuten in mehreren Bundesländern begangen und dabei zum Teil sehr hohe Bargeldsummen und Schmuck erlangt zu haben.
Das hilft dem Circus Gebrüder Barelli aber vorerst nicht weiter. Der muss zwar auch auf die Arbeit der Polizei vertrauen. Kurzfristig hoffen die Zirkusleute aber auf die Stadt, sodass sie die gezahlte Kaution vollständig zurückbekommen. Auch auf Bürgerinnen und Bürger, die vielleicht bereit sind, etwas zu spenden, damit der Tross aus Mannheim abreisen kann, hofft der Zirkus. Es gehe dabei nicht ums Geld, betont Barelli. „Aber wir müssen in die nächste Stadt kommen, damit wir unser nächstes Gastspiel antreten können“, sagt sie. Mit ein wenig Diesel etwa wäre ihr und dem Team schon geholfen. „Wir müssen spätestens am Montag weg. Sonst schaffen wir die nächste Stadt nicht. Wenn bis Sonntag nichts passiert, haben wir ein Riesenproblem.“
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