Von September 2020 erst auf November 2020, dann auf September 2021 – und nun erneut: Das Capitol hat die Premiere seiner Eigenproduktion „Blume Peter“ wieder verschoben. Geplant ist jetzt der 23. Oktober. Aber im Juli sollen die Proben beginnen, kündigte Capitol-Geschäftsführer Torsten Riehle nun gegenüber den Trägern des Bloomaulordens an, die dem einstigen Mannheimer Original Blumepeter besonders eng verbunden sind.
Wer den Bloomaulorden bekommt, der trägt ihn schließlich um den Hals – als pfundschwere Bronzeplastik. Sie zeigt den Blumepeter Peter Schäfer, wie er die Welt verkehrt, nämlich durch seine Beine, betrachtet – es war ein damals nicht realisierter Entwurf für den Blumepeterbrunnen von Bildhauer Gerd Dehof. Als der inzwischen verstorbene langjährige „MM“-Herausgeber Rainer von Schilling 1970 den Bloomaulorden stiftete, erinnerte er sich an jenen Entwurf und fand ihn genau passend für eine zunächst als Orden mit Augenzwinkern gedachte Auszeichnung.
Proben ab Juli
Die Träger des Bloomaulordens fühlen sich dem Blumepeter daher stets verbunden, haben auch schon öfter sein Grab in Wiesloch besucht. Der 1875 in Plankstadt geborene Peter Schäfer, genannt „Blumepeter“, war ein körperlich und geistig behinderter, kleinwüchsiger Blumenverkäufer, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Gaststätten Blumensträuße verkaufte. „Kaaf mer ebbes ab!“, bettelte er die Leute an. Bald galt er als Original, wurde auf Ansichtskarten gedruckt, von Karnevalisten als Maskottchen genutzt, teils zum Gespött gemacht und teils wegen seiner mal witzigen, mal derben Sprüche geschätzt. 1929 muss Peter Schäfer aber, da seine Krankheit schlimmer wird, in die geschlossene Abteilung der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch, wo er 1940 stirbt. Viele Witze, die er angeblich erzählt hat und die zahlreiche Bücher füllen, stammen aber nicht von ihm, sondern sind ihm nur zugeschrieben. Doch genau daran will das Capitol mit dem Stück anknüpfen und die Gratwanderung wagen – zwischen dem heute sehr positiv besetzten Begriff Blumepeter und dem schwierigen Schicksal des Mannes, das dahinter steht. Verantwortlich zeichnen Rino Galiano (Komposition/Songtexte) und Michael Herberger als musikalischer Leiter sowie Georg Veit (Regie/Buch) und Riehle als Produzent.
Die Träger des Bloomaulordens interessierten sich von Anfang an für die Produktion und entschlossen, sich, sie zu unterstützen. Als sich die Bloomäuler nun erstmals nach siebenmonatiger Corona-Pausse wieder trafen, überreichten Ordenskanzler Klaus van Ackern und Bert Siegelmann als Sprecher des Auswahlkomitees als Ergebnis einer Sammlung 3400 Euro an Riehle.
„Eine ganz wichtige Unterstützung“, bedankte sich Riehle, denn ohne Sponsoring seien solche aufwendigen Eigenproduktionen nicht machbar. „Das Buch ist fertig, die Musik ist geschrieben und wird zur Zeit arrangiert, im Juli wollen wir mit Proben loslegen“, so Riehle. Da das Capitol aber skeptisch sei, ob bis zur geplanten Premiere im September wieder alle Plätze besetzt werden dürfen, mache man die große Premiere erst Ende Oktober.
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