Porträt

Bürgerverein Östliche Innenstadt: Wolfgang Ockert zieht sich zurück

Seit 2014 ist Wolfgang Ockert Vorsitzender des Mannheimer Bürger- und Gewerbevereins Östliche Innenstadt. Nun gibt er sein Amt ab. Was seine größten Erfolge waren. Und wo die Innenstadt laut ihm weiter im Argen liegt

Von 
Sylvia Osthues
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14 Jahre stand Wolfgang Ockert an der Spitze des Bürger- und Gewerbevereins Östliche Innenstadt. © Sylvia Osthues

Mannheim. 14 Jahre stand Wolfgang Ockert an der Spitze des Bürger- und Gewerbevereins Östliche Innenstadt. Im Frühjahr 2024 ist Schluss. Ein neuer Vorsitzender soll auf der nächsten Jahresversammlung Ende März/Anfang April gewählt werden. Ockert wird altersbedingt nicht mehr als Vorstand antreten.

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„Der Vorstand bedauert dies außerordentlich. Mit ihm verlieren wir einen Vorsitzenden, der mit ruhiger Hand die Geschicke des Vereins geleitet, für eine sehr harmonische und konstruktive Arbeit des gesamten Vorstandes gesorgt und ein Netzwerk aufgebaut und damit den Grundstein gelegt hat für ein gedeihliches Zusammenwirken aller Akteure in der Innenstadt. Wir hoffen, dass er dem Verein weiter erhalten bleibt“, erklärte der zweite Vorsitzende, Daniel Barchet, im Gespräch mit dieser Zeitung beim Neujahrsempfang in der Aula der Eberhart-Gothein-Schule.

Bewusstsein für Qualität der Innenstadt

Seit 2010 ist Wolfgang Ockert Vorsitzender des Bürger- und Gewerbevereins Östliche Innenstadt. Aufgewachsen ist der 1941 geborene Ockert in Singen am Hohentwiel (Bodensee). 1962 kam er nach Mannheim, um hier Betriebswirtschaft zu studieren. Er wohnte von Anfang an in der Mannheimer Innenstadt, deren Wohl ihm seither am Herzen liegt. Nach Karrierestart 1967 bei der Sparkasse in Mannheim und Wechsel 1968 zum Bankhaus Benzel (Privatbank am Wasserturm) arbeitete Ockert von 1972 bis 2004 im Umfeld der Frankfurter Börse. Beide Städte - Mannheim und Frankfurt - kann er daher sehr gut vergleichen. „Das Positive an der Mannheimer Innenstadt ist, dass sie bewohnt und mit 30 000 Bewohnerinnen und Bewohnern der einwohnerstärkste Stadtteil in Mannheim ist. In Frankfurt wohnt ja niemand in der City“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Seit seinem Ruhestand 2004 ist Ockert Mitglied im Bürger- und Gewerbeverein.

2011 an die Spitze des Bürgervereins

Ab 2010 war der Stadtteilakteur als zweiter Vorsitzender aktiv. Nach dem plötzlichen Tod des damaligen Vorsitzenden Christian Freund im Spätsommer 2010 wurde Ockert zunächst kommissarischer Vorsitzender, und seit der Vorstandswahl im Frühjahr 2011 ist er an der Spitze des Vereins, der aktuell 140 Mitglieder hat. Ockert hat es sich zur Aufgabe gemacht, bei der Bewohnerschaft, den kleinen inhabergeführten Geschäften und den Ketten ein gemeinsames Bewusstsein für die Qualität der Innenstadt, ihrer Straßen und Plätze zu schaffen.

Entwicklung der Breiten Straße

Dabei liegt ihm insbesondere die Entwicklung der Breiten Straße am Herzen. Die Bebauung der Quadrate T4/5, wo es durch Mitspracherecht des Bürgervereins bei der Planung gelungen sei, einen neuen Quartiersplatz anzulegen und die Quadrate-Struktur der Innenstadt zu erhalten, wertet er auf diesem Weg als Erfolg. Ebenso die gemeinsamen Aktionen mit dem Bürgerverein Westliche Innenstadt, der Werbegemeinschaft City und dem Verein Stadtbild: Dadurch hat der Marktplatzbrunnen seinen historischen Zaun wiedererhalten. Bewährt habe sich auch die Anbringung eines Netzes am Denkmal gegen die Taubenplage.

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Bundesweit beachtet worden ist das Vorgehen gegen die sogenannten Poser. Auch das Drogenproblem in den Quadraten habe man derzeit soweit im Griff, so Ockert. Ein Problem seien weiterhin die auffälligen Lokale in S1, U4 und U5. Bei all dem stehe der Bürgerverein im engen Kontakt mit der H4-Wache und dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung. Ein Dauerproblem sei auch die Sauberkeit im Stadtteil, trotz Piccobello-Aktion zusammen mit dem Stadtraumservice oder der Aktion gemeinsam mit der Klimaschutzagentur gegen Wegwerfbecher, die leider nach der Corona-Pandemie nicht fortgeführt worden sei. Auf Bitten des Vereins starte der Stadtraumservice 2024 eine Sauberkeitsoffensive mit Ausweitung der Reinigung in den Abendstunden und an den Wochenenden.

Marktplatz ein Dorn im Auge

Sorgen bereitet Wolfgang Ockert die Situation am Marktplatz. „Es ist nicht mehr die Rauchentwicklung - ein zäher Prozess, aber das kriegt man hin, weil die Stadt konsequent drangeblieben ist. Ab 2024 müssen alle Lokale umrüsten und den Ruß rausfiltern.“ Ein Dorn im Auge ist dem Vorsitzenden vielmehr die gastronomische Monokultur am Marktplatz. „Dass deshalb eine bestimmte Bevölkerungsschicht nicht mehr hingeht, gefällt mir gar nicht“, sagte Ockert.

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Der langjährige Vorsitzende begrüßte das klare Bekenntnis von Oberbürgermeister Christian Specht zur Innenstadt. Zeichen für die Neuausrichtung sei die City Factory unter Leitung von Petar Drakul, an der alle Stadtteilakteure beteiligt sind. „Mit der City Factory soll zunächst exemplarisch für die Fressgasse ein zukunftsorientiertes Konzept entworfen werden, wie die Innenstadt in der Zukunft aussehen soll“, erläuterte Ockert. Er versprach: „Ich werde mich mit Sicherheit nicht zurückziehen, sondern auch künftig aufmerksam verfolgen, wie sich das entwickelt.“ Zum Glück habe er eine gute Mannschaft, die bereit sei, die Verantwortung zu übernehmen. „Viele junge Vorstandsmitglieder sind dabei, mithin besteht die Chance, dass die Arbeit sich gut fortsetzt“, erklärte Ockert.

Freie Autorin

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