Mannheim. "Ein mutiger Schritt" sei es gewesen von der Stadt, 2016 die Mannheimer erneut nach ihrem Sicherheitsgefühl zu befragen, sagte Dieter Hermann, Kriminologe an der Universität Heidelberg und Leiter der Studie. Habe man doch erwarten können, dass sich die Ergebnisse gegenüber 2012, dem Zeitpunkt der ersten Befragung, verschlechtert haben. Und genau das ist geschehen: Fast ein Drittel der Mannheimer, nämlich 29 Prozent, hatten 2016 Angst, selbst Opfer einer Straftat zu werden. Vier Jahre zuvor waren das noch 18 Prozent gewesen. Entsprechend gut kommen bei den Befragten die Schritte der Stadt an, die die Situation verbessern sollen: Ganz gleich ob es die Ausweitung der Videoüberwachung, die verstärkte Präsens von Kommunalem Ordnungsdienst und Polizei oder der Kampf gegen Dreck und Müll ist - sie werden durchgängig gut benotet von den Bürgern.
Wallstadt mit Bestnoten
Nicht ganz so deutlich wie die Angst, Opfer zu werden, verschlechterte sich das allgemeine Gefühl der Unsicherheit. Statt zwölf gaben diesmal 19 Prozent an, sie fühlten eine große Unsicherheit. Ein Gefühl, das in den einzelnen Stadtteilen auffällige Abstufungen kennt. Liegen die Neckarstadt-West, die Innenstadt und der Jungbusch ganz vorne in der Liste jener Viertel, in denen sich die meisten Bürger unsicher fühlen, dürfen Wallstadt und Feudenheim als diejenigen Stadtteile gelten, die ihren Einwohnern das größte Gefühl der Sicherheit geben. Dass diesmal der Jungbusch sehr deutlich schlechter abschnitt als noch 2012, dürfe man dagegen nicht überbewerten: "Hier hatten wir sehr wenig Rückmeldungen", erklärte Hermann, der auch gleich einschränkte, dass die Befragung nicht in allen Teilen repräsentativ sei: "Männer sind leicht unterrepräsentiert, genauso wie Jüngere zwischen 20 und 50 Jahren." Beide Studien seien aber vergleichbar.
Bundesweit sei das Angstgefühl 2016 deutlich gestiegen, hier spielten Terror, die Angst vor Zuwanderung, aber auch die objektiv gestiegene Kriminalität und eine Rolle.
Auffällig ist auch diese Entwicklung: Die Mannheimer haben ein ausgeprägteres Vermeidungsverhalten entwickelt als noch 2012. Rund ein Drittel, und damit doppelt so viele Bürger, gab in der jüngsten Befragung an, sich jetzt bei den Freizeitaktivitäten einzuschränken - will sagen: Sie meiden Gegenden in der Stadt, die sie für gefährlich halten.
Die Kriminalitätsfurcht unterscheidet sich zum einen nach den Stadtteilen, zum anderen spielt auch das Alter und das Geschlecht der Befragten eine wichtige Rolle. Nehmen wir als Beispiel die Angst vor Wohnungseinbrüchen. Sie ist bei Mannheimern zwischen 60 und 69 Jahren am stärksten ausgeprägt. Die Furcht, angepöbelt oder sexuell belästigt zu werden, zeigt sich dagegen am deutlichsten bei jungen Frauen. Über Respektlosigkeit und schlechte Behandlung klagen etwa die Bewohner der Neckarstadt-West am meisten. Sie werden übrigens objektiv häufiger Opfer von Raddiebstählen und Autobeschädigungen als Bürger in anderen Stadtteilen.
Mehr Personal und mehr Geld
Die Schulnote, die Mannheimer in der aktuellen Studie der Lebensqualität ihrer Stadt geben, hat sich dagegen kaum verändert: 2,5 statt 2,4. In anderen Bereichen hat sich die Lage sogar verbessert - Dieter Hermann: "Das Vertrauen in die Lokalpolitik, in die Polizei und in ihre Mitmenschen ist gestiegen."
Dazu haben, so analysierte der Kriminologe, vor allem die vielen Schritte der Stadt als Reaktion auf die 2012er-Umfrage beigetragen: "Sie sind zwar noch nicht so bekannt, werden aber dennoch wahrgenommen", sagte Hermann. Mehr Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes, Schwerpunktaktionen gegen die Drogenszene in der Neckarstadt, aber auch mehr Anstrengungen in Sachen Sauberkeit und gegen rücksichtslose Autofahrer zeigten Wirkung, davon sind Oberbürgermeister Peter Kurz und Ordnungsdezernent Christian Specht überzeugt. Dieter Hermann bestätigte sie in dieser Überzeugung - und gab ihnen neben konkreten Handlungsempfehlungen eines mit auf den Weg: "Weiter personell und finanziell aufstocken".
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