Mannheim. Die große Hitzewelle ist vorbei: Das schöne Septemberwetter lädt dazu ein, die Zeit im Freien zu genießen, ganz ohne Schweißausbrüche. Perfekt, um in den Stadtparks ein spannendes Buch zu verschlingen. Um sich mit neuem Lesestoff zu versorgen, müssen junge Bücherwürmer nicht unbedingt in die Stadtbücherei pilgern. Denn dank FaBio kommen Wimmelbücher, Abenteuergeschichten und Spiele zu ihnen in den Herzogenried- und Luisenpark. Seit zehn Jahren gibt es das Angebot bereits, betreut wird es von Sabrina Liebner. „Dieses Jahr feiert es Jubiläum“, sagt sie. Der Name steht für Fahrrad und Bibliothek und wurde einst von Schülern der Jungbuschschule ausgewählt.
Gemütlich schmökern
Die kleinste Bibliothek Mannheims, wie Liebner die rollende Institution nennt, ist eine Zweigstelle der Stadtbibliothek. Jeden Mittwoch radelt Liebner in den Herzogenriedpark, freitags ist sie mit dem Bücherfahrrad im Luisenpark anzutreffen, meist von 14 bis 17 Uhr. Rund 150 Bücher und Spiele sind an Bord. Sie passiert den Eingang, fährt vorbei am Wasserspielplatz und erreicht schließlich den Ort, an dem die Medien begutachtet und ausgeliehen werden können: zwischen Schaukeln und Kiosk auf der Freizeitwiese.
„Das Ziel ist, Kindern das Lesen näher zu bringen“, sagt Liebner, während sie das Rad parkt, den roten Schirm aufspannt und die Box öffnet, in der die Bücher darauf warten, von Kinderhänden aufgeschlagen und von kleinen Leseratten gelesen zu werden. Das nachhaltige Lastenfahrrad soll die Menschen erreichen, die sonst nicht in die Bibliothek kommen. Liebner steuert daher gezielt Orte an, wo Eltern und Kinder sind: Neben den Parks sind das auch Kinder-, Schul- oder Stadtteilfeste.
Das Rad hat zudem einen hohen Wiedererkennungswert. Unterwegs ist es im Juli, August und September, also in den warmen Monaten des Jahres. So kommen auch die in den Genuss, die in den Ferien daheimbleiben. Liebner breitet eine Decke aus, auf der gemütlich geschmökert werden kann. „Ich habe damals im Buchhandel gelernt“, sagt die Mitarbeiterin der Stadtbücherei. „Als Kind wollte ich Bibliothekarin werden.“
Wer einen Bibliothekenausweis hat, kann die Bücher auch ausleihen und an jede der Zweigstellen zurückbringen. „Wir haben aber auch Medien dabei, die man nicht ausleihen kann.“ Etwa Spiele oder das überdimensionale Wimmelbuch, das ein Kindermagnet ist. „Aber es wird fast ausschließlich vor Ort gelesen.“ Manchmal liest sie den Kindern auch vor. Werke von „Der kleine Drache Kokosnuss“ über „Pippi Langstrumpf“ bis „Das Grüffelokind“ und „Asterix“ stapeln sich in der Kiste. „Für Jugendliche habe ich auch Comics und Mangas dabei.“
Im Herzogenriedpark lockt das Lastenrad mehr Interessenten als im Luisenpark an. Das liege nicht zuletzt daran, dass der Herzogenriedpark stärker von Familien frequentiert werde, die in Mannheim und Umgebung leben. Im Luisenpark tummeln sich auch mehr Touristen.
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„Das finde ich cool“
Petra Safferling läuft mit ihren Kindern Leander und Theresa zielstrebig auf das Rad zu. „Wir schauen mal, was es gibt.“ Leander mag gern die Geschichten von Ronja Räubertochter oder „Die Muskeltiere“. „Wir haben zu Hause auch Asterix“, sagt der Achtjährige, der gespannt den Stapel Hefte durchstöbert. Zwei Mädchen laufen auf FaBio zu. „Ich mag gern „Der blaue Fuchs“, sagt die siebenjährige Lilli, während Marlene einen Blick auf die Medien wirft.
Inzwischen hat sich auch die zehnjährige Annika zu ihnen gesellt. „Ich lese gern Asterix“, sagt sie. „Comics mag ich.“ FaBio sieht sie zum ersten Mal. „Das finde ich cool“, lobt sie und zieht sich zum Lesen auf die Parkbank zurück. Auch Jasmin aus Mannheim kann sich für die Bücherei auf zwei Reifen begeistern. „Das ist mal was anderes“, sagt sie.
Mila und Enja sind mit ihrem Papa Stefan im Park unterwegs und schauen sich das Rad genauer an. Für die drei ist es eine Premiere. „Das ist super“, lobt der Mannheimer. Bücher gehören zum Leben der Familie. „Wir gehen regelmäßig in die Stadtbücherei. Der Kleinen lesen wir vor.“ Besonders gern haben die Schwestern die Reihe „Mein Lotta-Leben“. „Und ich mag auch Tiere“, sagt die achtjährige Mila. Irma ist mit ihren Enkeln Romy (5) und Josch (3) zum Rad gekommen. „Das ist super“, sagt die Seniorin. „Ein tolles Angebot.“ Sie liest den Kleinen gern aus dem Buch „Bobo Siebenschläfer“ vor. Das große Wimmelbuch hat die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich gezogen. „Es ist ein Klassiker“, sagt Liebner und lächelt.
Langsam ist es Zeit zu gehen. Alle bringen die Werke zurück, wenn Sabrina Liebner zusammenpackt. „Mir ist noch nie etwas weggekommen“, sagt sie stolz. Ihre Tätigkeit macht ihr Spaß. „Es gefällt mir, wenn die Kinder kommen und sich freuen.“
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