„Es ist ganz komisch, es fehlt was“, seufzt Volker Dressler. „Mir fehlt richtig was“, sagt Gwendolyn Wentzlaff. Denn eigentlich wären beide jetzt schwer aktiv, wie stets am letzten Samstag im September beim Blumepeterfest. Doch die Benefizveranstaltung, vom Feuerio zugunsten der „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ ausgerichtet, findet wegen der Corona-Pandemie nicht statt.
„Die Leute sind schon in meinen Laden gekommen und wollten Kuchen spenden“, berichtet Wentzlaff, Chefin vom Café „Mohrenköpfle“ und seit Jahrzehnten verantwortlich für den Kaffee- und Kuchenstand beim Blumepeterfest. Doch in diesem Jahr musste sie leider dankend ablehnen. „Schade ist es schon“, bedauert sie – ebenso wie Wolfgang Forelle, sicher der dienstälteste Helfer. Beim ersten Blumepeterfest 1967 hat er als Mitglied der Feuerio-Garde geholfen, inzwischen zählt er zum Tombola-Team und machte obendrein Fahrdienste – ehrenamtlich. „Irgendwie ungewohnt, so ein September, ohne dass man ständig etwas tut“, sagt er jetzt.
„Aber es wäre halt nicht gegangen“, bedauert Bodo Tschierschke, der Feuerio-Präsident. „Natürlich hätten wir gerne, wie seit über 50 Jahren, das Blumepeterfest gemacht“, so Tschierschke. Aber das wegen der Corona-Pandemie behördlich verfügte Verbot von Großveranstaltungen verhindere das in diesem Jahr, „schließlich hatten wir oft 20 000 und noch mehr Leute auf dem Platz“, so der Präsident.
Doch abgesehen vom Verbot ist Tschierschke auch überzeugt: „Es wäre nicht zu verantworten gewesen.“ Schließlich seien viele der Helfer wie auch der Besucher über 60 Jahre alt, zählten also zur Corona-Risikogruppe. Zudem, so glaubt er, „wäre es auch der falsche Zeitpunkt, Firmen als Spender anzusprechen – denn viele Branchen haben ja selbst unter den Corona-Einschränkungen gelitten“, argumentiert er. Aber der ganze Verein stehe weiter hinter der Idee des Blumepeterfests, so Tschierschke. „Viele sind auch enttäuscht, weil sie sehr gerne für die gute Sache helfen“, sagt Volker Dressler, als Feuerio-Vizepräsident über 20 Jahre Cheforganisator der Benefizveranstaltung. „Da steckt ganz viel Herzblut drin, und da tut es mir ganz arg um die armen Leute leid, für die jetzt das Geld fehlt und für die wir das immer gerne gemacht haben und weiter machen“, betont Dressler. „Ich hoffe sehr, dass wir im nächsten Jahr wieder durchstarten können“, bekräftigt Tschierschke.
Scheuermann und BW-Bank helfen
Den Wegfall des Blumepeterfests bedauert ebenso Florian Kranefuß, Geschäftsführer der Mediengruppe Dr. Haas und Vorsitzender des „MM“-Hilfsvereins. „Es ist ein großer Verlust – an menschlichen Begegnungen, an Möglichkeiten zum ehrenamtlichen Einsatz und natürlich auch an Spenden-Einnahmen für unsere Aktion“, so Kranefuß.
Da er erst seit Januar 2019 in Mannheim ist, hat er das Blumepeterfest im vergangenen Jahr erstmals erlebt „und gerne gleich am Weinstand mitgeholfen“, wie er sagt: „Es war für mich beeindruckend, dieses enorme ehrenamtliche Engagement vom Feuerio, von vielen weiteren Mitstreitern aus der Bürgerschaft sowie von Unternehmen zu erleben, aber auch die sehr gute Resonanz bei der Bevölkerung und die feste Verankerung unserer Aktion dort zu sehen“, denkt der Vorsitzende zurück.
In diesem Jahr fehle dem „MM“-Hilfsverein natürlich mit dem Erlös des Blumepeterfests „ein ganz wichtiges Fundament unserer Aktion“, so Kranefuß. Die „MM“-Aktion werde daher versuchen, „weitere Spender zu gewinnen – damit wir bei der Hilfe für in Not geratene Menschen nicht nachlassen müssen, ganz besonders in Zeiten der Corona-Pandemie, durch die vermutlich mehr Mitmenschen in Not geraten“, weshalb man auch umso mehr um Spenden bitten werde, erläutert Kranefuß.
Egon Scheuermann, der immer zu den allerersten Blumepeter-Spendern gehört, hat sofort reagiert. Der erfolgreiche Bauträger und Projektentwickler, der für das Fest immer einen Ochs am Spieß stiftet, überwies die Geldsumme sofort an die „MM“-Aktion. „Ist doch klar, dass ich da helfe“, betonte er. Claudia Diem, Vorstandsmitglied der BW Bank, die seit Jahren rund 120 ehrenamtliche Helfer im Kasino der Bank in der Augustaanlage bewirtet, entschied auch sofort, dennoch zu helfen: „Ihre wichtige Aktion braucht ja Einnahmen, da tut es sicher weh, dass das Fest fehlt“, entschied sie, 6000 Euro zu überweisen, „als Nothilfe in schwerer Zeit“, so Diem.
Das Fest und Spenden
- Das Blumepeterfest erinnert an den „Blumepeter“, den armen Blumenverkäufer Peter Schäfer (1875-1940).
- Der „MM“ stiftete 1966, als er 20 Jahre alt wurde, einen Brunnen und dazu eine Skulptur des Blumepeter.
- Zur Einweihung des Denkmals gab es ein Fest. Gewidmet ist es Menschen wie ihm – Armen auf der Schattenseite des Lebens. Seither kommt der Erlös der „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ zugute.
- Spenden an die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“: Überweisung an das Spendenkonto bei der Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE11 6705 0505 0038 0000 39. Alle Spenden sind voll steuerabzugsfähig. pwr
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