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Baden-Württembergs bester Nachwuchskletterer kommt aus Mannheim

Von 
Johanna Dörsam
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Otto Reiter liebt das Klettern – und er ist erfolgreich. Im Oktober gewann er den baden-württembergischen Jugendcup (Bild unten, Mitte). © Otto Reiter

Mannheim. Otto Reiter ist drei Jahre alt, als seine Eltern ihn das erste Mal mit in den Odenwald an den Fels nehmen. Er kann gerade laufen, als er eine Leidenschaft für sich entdeckt, die ihn bis heute begleitet und zu viel mehr als einem Hobby geworden ist: Das Klettern. Schon als Neunjähriger tritt Reiter 2016 in die Sektion Mannheim des Deutschen Alpenvereins (DAV) ein und bestreitet noch im selben Jahr seinen ersten Wettkampf.

„Das war ein sogenannter Kidscup für Kinder bis zwölf Jahre“, erinnert sich Reiter. Große Ambitionen habe er aber nicht gehabt. „Da ging es rein um den Spaß, ich habe nichts geplant, nichts erhofft“, so der heute 15-Jährige. Tatsächlich schneidet der Mannheimer aber deutlich besser ab als erwartet. Seitdem ist viel passiert. Und einer seiner bisher größten Erfolge liegt erst einige Wochen zurück: Otto Reiter setzte sich bei den baden-württembergischen Jugendcups gegen seine Konkurrenz durch und sicherte sich die beste Gesamtwertung in seiner Altersklasse. „Insgesamt gab es sechs Wettkämpfe in verschiedenen Städten und vier davon habe ich gewonnen.“

Seit kurzem im Landeskader

  • Otto Reiter wurde 2006 als ältester Sohn der Familie in Pfingstberg geboren. Er hat eine jüngere Schwester, die ebenfalls klettert.
  • Vater Tobias Reiter ist im Deutschen Alpenverein (DAV) Mannheim selbst als Trainer tätig ist.
  • Seit 2016 klettert und bouldert Otto Reiter beim DAV Mannheim und nimmt im selben Jahr an ersten Wettkämpfen teil. Seit 2019 startet er bei den baden-württembergischen Jugendcups, ein Jahr später nahm er auch an den Deutschen Jugendcups teil. Seit diesem Jahr ist Otto Reiter Mitglied des Landesjugendkaders.
  • Der Landesverband Baden-Württemberg bietet Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren die Möglichkeit, sich in Wettkämpfen zu messen. Für 13- bis 19-Jährige gibt es eine Jugendcupserie, die aus Einzelwettkämpfen in den Disziplinen Speed, Lead und Bouldern besteht. Dabei dienen die Jugendcups auch der Talentsichtung für den Landeskader.
  • Der diesjährige Jugendcup fand in sechs Wettkämpfen vom 12. Juni bis zum 23. Oktober in Freiburg, Offenburg, Stuttgart, Tübingen und Darmstadt statt. jdoe

Angelehnt an das olympische Klettern gilt es, sich in drei Disziplinen zu beweisen. Beim Bouldern müssen ohne Seilsicherung kurze, aber schwierige Strecken erklettert werden, wohingegen es bei Speed auf Geschwindigkeit ankommt und die Kletterroute weltweit genormt ist. Bei der dritten Disziplin, Lead, wird an einer etwa 15 Meter hohen Wand mit steigender Schwierigkeit und starkem Überhang möglichst weit geklettert. Je höher, desto mehr Punkte gibt es.

Sechs Mal Training pro Woche

Am vorletzten Oktoberwochenende fand das Speedklettern zum Saisonfinale der Wettkampfserie statt. „Zwei separate Wettkämpfe mit eigener Wertung und Siegerehrung - das war schon hart“, findet Otto Reiter. Doch er meistert die Herausforderung, steht beim ersten Wettkampf sogar gleich ganz oben auf dem Siegertreppchen. „Nach der Mittagspause beim zweiten Lauf war dann aber irgendwie die Kraft weg und ich bin ein paar Mal abgerutscht“, nimmt es der Jugendliche mit etwas Abstand locker. Die Punkte hätte der junge Kletterer aber ohnehin nicht benötigt, denn mit seinen vier Siegen hatte er bereits die beste Gesamtwertung eingefahren und wurde deswegen zum baden-württembergischen Landesmeister der Jugend B gekürt.

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Reiter freut sich sichtlich über diese Auszeichnung: „Ich habe darauf trainiert zu gewinnen und hatte vor allem den Willen“, so der Schüler. Für ihn ist dieser Erfolg auch für seine sportliche Zukunft wichtig. Dieses Jahr ist er in den Landeskader aufgenommen worden. „Jetzt konnte ich nochmal beweisen, dass ich das auch verdient habe“, freut er sich. Mit dem Jugendcup ist die Wettkampfsaison 2021 zwar vorbei, trotzdem trainiert Reiter weiter - fünf bis sechs Mal pro Woche. Mindestens drei Tage davon ist er in einer der Mannheimer Kletter- oder Boulderhallen unterwegs. „Jetzt möchte ich endlich auch wieder öfter draußen am Fels bouldern. In der kalten Jahreszeit hat man da einen viel besseren Halt“, erzählt er. „Das Bouldern ist meine Lieblingsdisziplin, damit habe ich auch angefangen“, erzählt Otto. Bevor man startet, müsse man sich einen guten Weg überlegen. Bei längeren Strecken müsse man manchmal noch während des Kletterns umdenken, um ans Ziel zu kommen.

© Otto Reiter

Zum Training gehören aber auch Übungen zu Hause, wo vor allem Kraft und Beweglichkeit auf dem Programm stehen. Unterstützt wird er dabei immer von seiner ganzen Familie. „Mittlerweile hat auch meine kleine Schwester angefangen zu klettern“, erzählt Otto Reiter. Sein Vater ist sogar nicht nur derjenige, der ihn zu jedem Wettkampf begleitet, sondern gleichzeitig auch einer seiner Trainer. „Das motiviert natürlich noch mal.“

Ausgleich: Klavier und Schach

Einen Ausgleich zum Sport findet Reiter im Klavierspielen: „Ich will auch nicht immer nur eine Sache machen, und Klavier ist für mich einfach Spaß.“ Früher spielte er auch Schach in einer Schul-AG, was für ihn als Zehntklässler aber nicht mehr angeboten wird. Trotzdem: Das Klettern ist und bleibt seine große Leidenschaft. „Vor allem durch den DAV habe ich in ganz Deutschland Freundschaften geschlossen. Wir machen auch oft Freizeiten, zum Beispiel in Fontainebleau oder im Zillertal“, erzählt er. Dieses Gemeinschaftsgefühl schätzt Reiter besonders an seinem Lieblingssport: „Natürlich ist man alleine an der Wand oder am Fels, aber egal, wohin man kommt, gibt es immer Unterstützung oder Tipps. Es ist mehr wie ein Teamsport.“ Für das nächste Jahr hofft er, auf dem kommenden Deutschlandcup gute Ergebnisse erzielen zu können. „Und irgendwann will ich auch auf internationalen Wettkämpfe starten, in Russland gibt es zum Beispiel sehr starke. Mit dem ganzen Team zu verreisen - das fände ich toll.“

Freie Autorin

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