Reiss-Engelhorn-Museen

Ausstellung in Mannheimer REM: Was passiert mit dem Essen nach dem Essen?

Im zweiten, dem naturwissenschaftlichen Ausstellungsteil der neuen Ausstellung "Essen und Trinken" geht es darum, was beim Essen und danach im Darm passiert.

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 

Mannheim. Sieht lecker aus, sehr lecker. Man würde ja gerne zubeißen. Doch das wäre keine gute Idee. Das angeschnittene Brot, das da liegt, ist in Wirklichkeit ein 115 Millionen Jahre alter Stein. Der Schwartenmagen, das Ei, die Kartoffel – alles aus Stein. „Nur weil etwas wie Essen aussieht, ist es nicht essbar“, warnt Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, am Eingang der Ausstellung „Körperreise“.

Ausstellung in Mannheimer REM: Was passiert mit Essen nach dem Essen?

Es ist eine Ausstellung der ganz anderen Art – kurzweilig und sinnlich, zum Anfassen und Mitmachen, zum Riechen und Fühlen, in ungewöhnlicher Anmutung. Sie zeigt etwas, was man sonst nicht sehen kann, nämlich das, was mit dem Essen passiert, nachdem man es gegessen hat: die Verdauung. Aber sie beginnt vor dem Essen, mit dem Brot aus Stein. „Eine nette Spielerei“ nennt Rosendahl den Gag, aber eine mit Hintergedanke, mit Botschaft. „Das Auge isst mit“, den Spruch kennt jeder. Und hier wird gezeigt, wie es funktioniert.

Vor dem Essen kommen die Sinne. Gaëlle Rosendahl, die diese mit vielen ungewöhnlichen wie pfiffig-verblüffenden Ideen gespickte „Körperreise“ konzipiert hat, beginnt mit den Sinnen, die dabei eine große Rolle spielen. Es gibt fünf Riechproben – von Braten bis Gebäck – und Beispiele, wie unterschiedliches Licht Lebensmittel besonders appetitlich erscheinen lassen. „Mit Farben und Licht arbeiten ja auch Supermärkte, um Lebensmittel frischer erscheinen zu lassen“, sagt sie.

„Letztlich ist das ja alles ein Muskelschlauch“

Nach den Sinnen-Stationen kommt dann der Moment des Zubeißens: der Mund. Wer durch ihn hindurchläuft, der startet dann die „Körperreise“ durch einen Art Tunnelsystem aus unterschiedlich bedruckten und gestalteten Stoffbahnen, jeweils ergänzt mit Informationstafeln, Rätsel- und Mitmachstationen sowie anatomischen Modellen. Wer erfolgreich rätselt, auf den warten kleine Gewinne.

Der „Innere Schweinehund“ darf besiegt werden

„Es ist aber keine Spielplatzausstellung“, stellt Wilfried Rosendahl klar: „Kinder brauchen Begleitung!“ Gemeinsam mit Eltern können sie jedoch eine kurzweilige wie spannende Entdeckungsreise durch den Körper unternehmen – übrigens ohne dass es je unangenehm wird, was mancher ja beim Thema Verdauung befürchten könnte.

Nach dem Mund geht es über die Speiseröhre weiter in den Magen und dann in den Darm. „Letztlich ist das ja alles ein Muskelschlauch“, erläutert Gaëlle Rosendahl die unterschiedliche Gestaltung des Stoff-Tunnels, die immer wieder aufgelockert wird. Einen Seitenausgang gibt es zu dem, was sie „Alchimistenlabor“ oder „Chemiefabrik“ nennt, also Leber und Galle. „Da werden die extrem wichtigen Verdauungssäfte produziert“, erklärt sie. Der Unterschied von Dünndarm und Dickdarm, wie Enzyme arbeiten, wie Nährstoffe ins Blut gelangen und wie Ballaststoffe wirken, warum einem etwas auf den Magen schlägt – hier wird es gut verständlich, grafisch aufbereitet dargestellt, übrigens alles zweisprachig auch auf Englisch.

„Wir wollten aber nicht in der Toilette enden“, sagt Gaëlle Rosendahl. Daher gibt es am Ende etwas, was man nicht erwartet: einen „Markt der Möglichkeiten“ rund um gesundes und noch viel mehr ungesundes Essen sowie wieder eine interaktive Begegnung mit dem „Inneren Schweinehund“, der einen halt doch zu Eis, Pommes und Torte greifen lässt . . .

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke