Feudenheim

Augewässer in Mannheim endlich dicht? Testphase läuft nach neuen Abdichtungen

Gerade wird wieder Wasser in den kleinen See in der Feudenheimer Au gepumpt. Wo zuvor das Leck war, wie es weiter geht und was das gekostet hat.

Von 
Peter W. Ragge
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Vom Panoramasteg aus gesehen: das Augewässer, in das derzeit Wasser gepumpt wird, um zu sehen, ob die letzte Abdichtung erfolgreich war und jetzt endgültig ist. © Markus Proßwitz

Mannheim. „Man soll nie nie sagen“, schränkt Michael Schnellbach ein. Aber der Chef der Bundesgartenschau 2023 ist inzwischen „guter Dinge“, wie er sagt, was den damals angelegten kleinen See in der Feudenheimer Au betrifft. Er „geht jetzt davon aus, dass er dicht ist“, so Schnellbach. Ein letzter Test steht aber noch aus, ob die letzten Bauarbeiten zur Abdichtung des sogennnten Augewässers im Frühjahr erfolgreich gewesen sind.

Die Bundesgartenschau-Gesellschaft ist eigentlich bereits in Auflösung. Derzeit laufen letzte Abrechnungen, zum Jahresende soll die Firma endgültig Geschichte sein. Sie hatte außer dem sommerlangen Fest zusätzlich den Bau des Radschnellwegs und - nach den Vorgaben der Naturschutzbehörden und der EU-Wasserrahmenrichtlinie - die Umgestaltung der Feudenheimer Au und die Nachbildung eines alten Neckarlaufs übernommen, auch wenn das Areal nicht Teil der Bundesgartenschau war. Eine Vorgabe vom Naturschutz war, beim Abdichten des Augewässers nur Ton, der an anderer Stelle der Au während der Bauarbeiten aus dem Boden geholt wurde, zu verwenden – aber zum Beispiel keine Folien oder fremde Tonarten.

Mit dem Panoramasteg im Hintergrund: Blick auf das Augewässer, davor die hölzerne Sitzgruppe, die gerne von Spaziergängern für eine Pause genutzt wird. © Markus Proßwitz

Bestandteil der Planung war neben der Aufstellung von je zwei Spielgeräten und Fledermaustürmen, der Anlage von Biotopen, Feldgehölzen, Feldhecken und neuen Wegen sowie der Aufstellung von Informationstafeln vor allem ein naturnaher Wasserlauf mit Trittsteinbiotopen und das neu entstandene Augewässer. Es umfasst eine von Schilf umgebene Wasserfläche von etwa 1,6 Hektar mit 20.000 Kubikmetern Wasser und einer Tiefe von 0,5 bis 1,50 Metern, an einer Stelle bis zu drei Metern. Diese Wasserstände werden jedoch, für Spaziergänger gut erkennbar, schon lange nicht erreicht. Mehrfach gab es daher an verschiedenen Stellen Nachbesserungen und wieder neue Untersuchungen. Ganz zufrieden sei man damit aber nie gewesen, so Schnellbach, weil die Wasserverluste immer weiter gingen.

Im März dieses Jahres rückten erneut Bagger an. In der Flachwasserzone seien Kiesel und Substrate abgeräumt und unter der Drainage Stellen entdeckt worden, an denen sich Sandlinsen befanden – statt der dichten Tonschicht. „Da wurde einfach nicht sauber eingebaut“, so Schnellbach im Betriebsausschuss des Gemeinderats. Zwar hätten drei Fachbüros den Auftrag zur Bauleitung und Bodenbegutachtung gehabt, aber dies sei dennoch passiert, räumte er – sichtlich verärgert – ein. Die Stellen seien jetzt aber mit Ton aus einer Grube aus der Nähe von Nußloch abgedichtet worden.

Augewässer Mannheim: Zwischendurch sind die Pumpen ausgefallen

Seit Mai werde nun wieder Wasser in den See gepumpt – doch mit einer Unterbrechung wegen eines Kabelschadens bei der MVV und daher Ausfall der Pumpen. „Seit Ende Mai geht der Wasserstand aber wieder kontinuierlich nach oben“, so Schnellbach, etwa zwei Zentimeter am Tag. Das könne man derzeit täglich beobachten. „Es sollte jetzt dicht sein“, so die Aussage der Herstellerfirma. Er hoffe, dass die Arbeiten nun die endgültige Lösung gebracht haben.

Sicher ist das aber erst, wenn der geplante endgültige Wasserstand im See erreicht ist. Das soll in etwa 14 Tagen der Fall sein. Dann wird die Wasserzufuhr abgestellt, und es beginnt eine Testphase. „Wir sehen dann, ob der Wasserspiegel hoffentlich hält“, so Schnellbach. Wobei ein komplett dichter See nie geplant gewesen sei. Schon bei der Planung war davon ausgegangen worden, dass immer Wasser versickert und verdunstet, allerdings maximal 1000 Kubikmeter am Tag. „Eine gewisse Menge sollte immer zirkulieren“, also ins Grundwasser gehen und von da wieder hochgepumpt werden.

Mannheimer Augewässer: Noch läuft das alles unter Gewährleistung der Baufirma

Erweist sich der See als dicht, wird er dann von der Bundesgartenschau-Gesellschaft endgültig abgenommen. Derzeit ist er das noch nicht. „Erst dann beginnt die Gewährleistungsfrist“, so Schnellbach. Alle bisherigen Nachbesserungsarbeiten liefen noch auf Kosten der Herstellerfirma, erklärte er.

Für die Anlage des Augewässers waren nach Angaben von Schnellbach 4,1 Millionen Euro geplant, dazu die Pumpen. 3,1 Millionen Euro kommen davon vom Land als Teil der Maßnahmen zur Neckar-Renaturierung. Vorgesehen war nämlich, dass das Wasser für den See nur vorübergehend aus dem Grundwasser entnommen wird. Eigentlich soll in einem zweiten Bauabschnitt ein Durchstich zum Neckar hergestellt und Wasser von dort in die Au geleitet werden. Noch scheitert das aber an den zu hohen Phosphat- und Nitratwerten im Wasser des Flusses. „Vorgesehen war das 2026/27, aber es ist absehbar, dass sich das verzögert. Wir sind in Gesprächen mit dem Regierungspräsidium“, also der zuständigen oberen Naturschutzbehörde, so Schnellbach. Angestrebt wird nun 2030. Dann werde die „Grundwasserentnahme grundsätzlich beendet“. Wenn der Anschluss an den Neckar nicht vorgenommen wird, obwohl die Werte es zulassen, oder sich die Stadt sonst aus dem Projekt verabschiedet, muss sie die Zuschüsse zurückzahlen.

Beim Stadtraumservice besteht laut Fachbereichsleiter Markus Roeingh zwar langfristig Interesse, Wasser aus dem See zur Bewässerung zu entnehmen. Geplant war das mal. Derzeit sei das aber „nicht sinnvoll und notwendig“, weil die Wassermenge im Augewässer dazu gar nicht ausgereicht habe. Seit Ende der Bundesgartenschau würden auf dem Spinelli-Areal ohnehin nur ausgewählte Bäume, aber keine Flächen bewässert.

Redaktion Chefreporter

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