Gesellschaft

Antikriegstag in Mannheimer Bildungszentrum: Friedensappell an Politik

Ein Bündnis aus verschiedenen Vertretern der Gesellschaft hat in Mannheim einen Friedensappell an die Politik gerichtet. Musikalisch unterstützt wurde die Forderung von der Band ewo2 mit Liedern gegen den Krieg

Von 
Bernhard Haas
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Das Bündnis fordert die Politik auf, sich stärker für Frieden einzusetzen (Symbolbild). © Frank Hammerschmidt/dpa

Mannheim. Mit einem eindringlichen Appell haben sich der DGB Rhein-Neckar, die Naturfreunde Mannheim, der kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) und die Friedensbewegung Mannheim an die Öffentlichkeit gewandt, sich endlich für mehr Frieden einzusetzen. Mit intensiven, teils lauten Liedern boten Bernd Köhler (Gesang und Gitarre), Laurent Leroi (Akkordeon) und Joachim Romeis (Geige) anschließend eine Matinee aus Liedern gegen den Krieg, die von viel Beifall und Mitsingen geprägt war.

Zuvor richtete Sabine Leber-Hoischen, die stellvertretende Kreisvorsitzende des DGB Rhein-Neckar, einen Appell in Richtung Berlin an alle demokratischen Parteien. Es sei höchste Zeit, die Eskalation militärischer Gewalt zu durchbrechen. Die Bundesrepublik habe sich in der Präambel des Grundgesetzes, das seinen 75. Geburtstag feiert, verpflichtet, sich für Frieden einzusetzen. Wörtlich heißt es: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen. . .“

Leber-Hoischen bei Antikriegstag in Mannheim: „Jeder Krieg ist ein Angriff auf die Menschheit“

Das Bündnis aus verschiedenen Vertretern der Gesellschaft fordert die Bundesregierung auf, mehr für Abrüstung, Rüstungs- und Rüstungsexportkontrollen zu tun. Mit 2,4 Billionen Dollar seien die Rüstungsausgaben so hoch wie nie. Dem Wettrüsten müsse endlich ein Ende gesetzt werden. Neue Initiativen seien erforderlich, um den Krieg in der Ukraine, im Gazastreifen oder anderswo in der Welt zu beenden.

Laurent Leroi (v.l.), Bernd Köhler und Joachim Romeis sorgten für eine aufrüttelnde Stimmung im voll besetzten Seminarraum von sanctclara. © Bernhard Haas

Leber-Hoischen forderte, sich mehr für Frieden einzusetzen. „Jeder Krieg ist ein Angriff auf die Menschheit und die Menschlichkeit.“ Daher müsse mehr für Abrüstung, für die Achtung der Menschenrechte und für mehr soziale Gerechtigkeit getan werden. Die Gewaltspirale drehe sich immer weiter, und es werde immer schwerer, dem Einhalt zu gebieten. „Es ist höchste Zeit, die Eskalation militärischer Gewalt zu beenden“, so die Vertreterin der Gewerkschaft.

Lieder mit Texten aus unterschiedlichen Jahrhunderten bei Antikriegstag in Mannheim

Sie forderte von der Bundesregierung, das Friedensgebot des Grundgesetzes wieder mit mehr Leben zu füllen. Das Grundgesetz schütze Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde aller Menschen in Deutschland – ohne Wenn und Aber. „Es ist wichtiger denn je, gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Diskriminierung Flagge zu zeigen“, so Leber-Hoischen.

In eine ähnliche Kerbe schlug Wirtschafts- und Sozialpfarrer Maximilian Heßlein, bemühte allerdings auch die Bibel und verwies darauf: „Wir sind alle Kinder Gottes.“ Er beklagte, dass die Stationierung neuer Raketen in Deutschland ohne jegliche Diskussion in der Öffentlichkeit beschlossen worden sei. Mehr Sicherheit werde dadurch nicht geschaffen, aber der Reichtum weniger wohlhabender Menschen gesichert.

Die Zuhörer in Mannheimer Bildungszentrum sind dankbar für das aufrüttelnde Konzert

Die Band ewo2 lieferte eine Matinee mit energiegeladenen Liedern zum Mitsingen oder Mitsummen, die sich alle gegen den Krieg wendeten. Es gab viel Beifall, und natürlich erklangen auch einige Zugaben von Bernd Köhler, Laurent Leroi und Joachim Romeis. Die Texte waren sehr tiefsinnig und stammten aus ganz unterschiedlichen Jahrhunderten, in denen Kriege geführt wurden. Los ging es mit dem von Bernd Köhler 1988 komponierten Lied „Linker Vogel – schräger Kauz“. Mordechai Gebirtig dichtete das Lied „’S brennt“, das die Vernichtung jüdischer Bürger in Krakau voraussah.

Gebirtig wurde 1942 im dortigen Ghetto von deutschen Soldaten erschossen. „Der Winter kommt“, „Friedenslied“, „Unser Marsch ist eine gute Sache“, das vor allem die Ostermarschierer sangen, oder „Ich bin Soldat, aber ich bin es nicht gerne“gaben ein eindrucksvolles Statement für den Frieden. Köhler spielte dabei einmal auf einem Banjo, das aus alten Fertigteilen zusammengebaut worden war. Es klang einfach überzeugend.

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Im zweiten Teil des Konzertes ging es um Deserteure, geschmolzenes Blei, „Die hellen Nächte“ von Hans Sahl und „Nie wieder Krieg“. Ohne Zugaben durften die drei Musiker trotz enormer Hitze im voll besetzten Seminarraum des ökumenischen Bildungszentrums sanctclara nicht von der Bühne. „Das Lied von der Moldau“, „We shall overcome“ und „Sag mir, wo die Blumen sind“ bildeten einen gelungenen Abschluss für dieses zum Nachdenken aufrüttelnde Konzert zur Mittagszeit. Die Zuhörer nahmen es dankbar zur Kenntnis. „Das war einfach treffend, es war toll“, meinte eine ältere Dame aus Neckarau.

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