Auftritt im Eichbaum Brauhaus

Annalena Baerbock will lieber Himbeerkuchen statt Mannheim-Socken

Beim letzten Mannheim-Besuch bekam die Außenministerin einen Waldhof-Schal geschenkt. Warum Annalena Baerbock diesmal ein Präsent ihrer lokalen Grünen ablehnte.

Von 
Steffen Mack
Lesedauer: 
Annalena Baerbock (l.) und Nina Wellenreuther bei der Grünen-Wahlkampfveranstaltung im Mannheimer Eichbaum Brauhaus © Michael Ruffler

Mannheim. Vom Hintergrundrauschen lässt sich Annalena Baerbock nicht beirren. Als es in den Lautsprechern im Eichbaum-Brauhaus mal zu knarzen beginnt, legt die Außenministerin ihr Mikrofon kurzzeitig aus der Hand und spricht etwas lauter. Auch so ist sie auf der Wahlkampfveranstaltung ihrer Grünen im ersten Stock der Gaststätte bestens zu verstehen. Der Saal ist mit 120 Menschen voll besetzt.

Auffallend ist, wie nahbar Baerbock hier auftritt. Erst hat sie sich am Montagmittag einfach an einen der Tische mit Kaffee und Kuchen kurz dazugesetzt und mitgehört, wie die Mannheimer Bundestagskandidatin Nina Wellenreuther sie als „special guest“ begrüßte. Dann stellt sie sich für ihre rund 20-minütige Rede in die Mitte. Als danach noch fast eine Dreiviertelstunde Zeit für Fragen ist, läuft Baerbock durchs Publikum und stellt sich allen direkt gegenüber, die etwas von ihr wissen wollen. Lächelnd, mit gefalteten Händen und zwischendurch ermunternd nickend. Dass sich am Ende auch noch Zeit für Selfies und Gruppenbilder nimmt, ehe ihre Mitarbeiter zum Aufbruch mahnen, ist dann schon keine Überraschung mehr.

Die Ministerin kommt von der Münchner Sicherheitskonferenz

Ihr Auftritt in Mannheim - anfangs eher wohlwollend, später begeistert beklatscht - macht Baerbock sichtlich Freude. Zumal sie gerade aus München kommt und dort sehr viel Unschönes erlebt hat. Gleich zu Beginn kommt sie auf den Auftritt des neuen US-Vizepräsidenten auf der Sicherheitskonferenz zu sprechen, wo sich JD Vance mehr oder weniger unverhohlen in den deutschen Wahlkampf zu Gunsten der AfD einmischte (deren Vorsitzende Alice Weidel empfing er auch im Tagungshotel Bayerischer Hof).

Mehr zum Thema

Bundestagswahl

So will die Mannheimer Grüne Nina Wellenreuther das Direktmandat gewinnen

Veröffentlicht
Von
Martin Geiger
Mehr erfahren

Baerbock erinnert daran, dass die USA einst Deutschland „die Demokratie geschenkt“ hätten. Dass sie heute in Sachen Freiheit und Menschenrechte „nicht mehr so ganz auf Linie der Europäer“ seien, findet die Außenministerin sehr bedauerlich. Und das auch noch in einer Zeit, in der das demokratische System hier im Inneren von zwei Seiten unter Druck stehe: von jener Partei, aber auch von „Islamisten, die das Asylrecht missbrauchen“.

Einen „Diktat“-Frieden auf Kosten der Ukraine dürfe es nicht geben

Dann kommt Baerbock auf den „furchtbaren“ Anschlag am Donnerstag in München zu sprechen. „Man kann es nicht erklären, man kann es auch nicht begreifen.“ Nötig sei zwar zum einen, die innere Sicherheit stärker als Herausforderung zu begreifen. Aber man dürfe wegen einiger Attentäter auch nicht die vielen Menschen aus dem Blick verlieren, die in bitterer Not nach Deutschland geflohen seien und sich hier nichts zuschulden kommen ließen.

Vorige Woche hat Baerbock nach eigenem Bekunden auch das Telefonat geschockt, das US-Präsident Donald Trump mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin über den Ukraine-Krieg geführt hat. Einen „Diktat-Frieden“ dürfe es auf keinen Fall geben. Sie sei bereits zehn Mal in dem geschundenen Land gewesen, erzählt Baerbock. Die Menschen dort wären sehr froh, wenn sie mal wie hier im Brauhaus einfach bei Kaffee und Kuchen sitzen könnten, ohne ständig von Bombenalarm aufgeschreckt zu werden.

Am Montagabend ist die Grünen-Ministerin noch in Darmstadt

Nach der Münchner Sicherheitskonferenz hatte die 44-Jährige auf dem Weg schon mehrere Wahlkampfauftritte. Unter anderem in Augsburg und Ravensburg, am Abend geht es nach Darmstadt. Die um 15 Uhr begonnene Veranstaltung in Mannheim heißt im Kampagnen-Kalender der Grünen „Politische Kaffeepause“. Am Dienstag steht für die Außenministerin noch um 12.30 Uhr eine „Politische Mittagspause“ in Ludwigsfelde an. Reicht, dass es einer gegoogelt hat: Das ist eine 30.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Teltow-Fläming, elf Kilometer südlich von Berlin. Dorthin hat es Baerbock also von der Hauptstadt nicht weit. Dann folgt vor der Wahl am Sonntag nur noch ein gemeinsamer Auftritt mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Freitagabend in Hamburg, im Grünen-Kalender als „Wahlkampfhöhepunkt“ bezeichnet.

Dass Freiheit und Menschenrechte heute „nicht mehr so ganz auf Linie der Europäer“ seien, findet die Außenministerin sehr bedauerlich. Und das auch noch in einer Zeit, in der das demokratische System hier im Inneren von zwei Seiten unter Druck stehe: von jener Partei, aber auch von „Islamisten, die das Asylrecht missbrauchen“.

Am Montagabend ist die Grünen-Ministerin noch in Darmstadt

Nach der Münchner Sicherheitskonferenz hatte die 44-Jährige auf dem Weg schon mehrere Wahlkampfauftritte. Unter anderem in Augsburg und Ravensburg, am Abend geht es nach Darmstadt. Die um 15 Uhr begonnene Veranstaltung in Mannheim heißt im Kampagnen-Kalender der Grünen „Politische Kaffeepause“. Am Dienstag steht für die Außenministerin noch um 12.30 Uhr eine „Politische Mittagspause“ in Ludwigsfelde an. Reicht, dass es einer gegoogelt hat: Das ist eine 30.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Teltow-Fläming, elf Kilometer südlich von Berlin. Dorthin hat es Baerbock also von der Hauptstadt nicht weit. Dann folgt vor der Wahl am Sonntag nur noch ein gemeinsamer Auftritt mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Freitagabend in Hamburg, im Grünen-Kalender als „Wahlkampfhöhepunkt“ bezeichnet.

Als Annalena Baerbocks Mikrofon kurzzeitig knarzt, spricht die Außenministerin einfach so weiter. © Michael Ruffler

Aber von der Stimmung her muss sich das Mannheimer Brauhaus kaum verstecken. Im letzten Jahr in der Regionalliga skandierten SVW-Fans gerne im Carl-Benz-Stadion: „Raus aus Liga Vier – Waldhof und Eichbaum-Bier.“ Liga Drei könnte man mit Eichbaum-Brauerei reimen, aber angesichts der sportlichen Lage macht das niemand, jedenfalls nicht hörbar.

„Die Socken passen nicht in meine Highheels“

Die Außenministerin hat immerhin einen Waldhof-Schal. Oder hatte zumindest mal, den bekam sie vor der Bundestagswahl 2021 bei ihrem Besuch hier geschenkt. Von der damaligen Grünen-Kandidatin Melis Sekmen, die ja voriges Jahr als Abgeordnete zur CDU übertrat. Ob das für Baerbocks SVW-Schal Konsequenzen hatte, ist unbekannt. Als ihr am Ende Wellenreuther Mannheim-Socken schenken will, lehnt sie jedenfalls dankend ab. Die 44-Jährige zeigt auf ihre Füße, die nackt in Schuhen mit hohen Pfennig-Absätzen stecken. „Da die Socken nicht in meine Highheels passen, nehme ich lieber von dem Himbeerkuchen mit.“ Wellenreuther packt ihr vier Stück ein.

Die 29-Jährige (Baerbock: „eine hervorragende Kandidatin“) hat eingangs auch darauf verwiesen, dass sie früher ja beide aktive Sportlerinnen gewesen seien: „Du Trampolin-, ich Turmspringerin.“ Die Ministerin lacht, sie könnten also auch Fragen zu doppeltem Salto beantworten. Dass solche nicht gestellt werden, überrascht allerdings ebenfalls niemanden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke