Grüne - Im Kulturhaus Käfertal diskutieren rund 400 Grünen-Mitglieder über eine neues Grundsatzprogramm

Annalena Baerbock in Mannheim: „Wir müssen das System verändern, nicht den Menschen“

Von 
Fabian Busch
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Regionalkonferenz der Grünen in Mannheim: Bundesgeschäftsführer Michael Kellner, Parteichefin Annalena Baerbock, Landtagspräsidentin Muhterem Aras, Zukunftsforscherin Simone Kimpeler und Umweltstaatssekretär Andre Baumann (v.l.). © fab

Mannheim. In diesem Jahr könnte die Partei die 100.000-Mitglieder-Marke knacken, die Umfragewerte sind so gut wie selten. Entsprechend optimistisch ist die Stimmung, als rund 400 Grünen-Mitglieder aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sich am Samstagnachmittag im Kulturhaus in Mannheim-Käfertal treffen. Auf der Regionalkonferenz sollen sie über ein neues Grundsatzprogramm diskutieren, das die Partei im Laufe des Jahres fertigstellen will. Natürlich sind viele aber auch gekommen, um Parteichefin Annalena Baerbock zu sehen und zu hören. Die Landesvorsitzende Sandra Detzer geizt nicht mit Lob, als sie Baerbock auf die Bühne bittet. „Sie strahlt weit über die Grünen-Familie hinaus“, sagt die Heidelbergerin über die Bundesvorsitzende. Baerbock stehe für inhaltliche Sattelfestigkeit, Tatendrang und Optimismus.

Baerbock ruft ihre Partei auf, Verantwortung zu übernehmen. „Jede Generation hat eine Aufgabe, die es anzupacken gilt“, sagt die 39-Jährige. Nun gehe es darum, die Gesellschaft in eine klimaneutrale Gesellschaft zu führen. Baerbock setzt dabei auch auf das Ordnungsrecht – also auf Verbote. Ein Image als Verbotspartei will sie aber offensichtlich vermeiden: „Es geht nicht darum, den Menschen zu verändern. Wenn wir Dinge wirklich verändern wollen, müssen wir das System verändern.“

Ob sie sich vorstellen kann, dass ihre Partei zur nächsten Bundestagswahl eine Kanzlerkandidatin oder einen Kanzlerkandidaten aufstellt, verrät Baerbock nicht. Lust aufs Regieren vermittelt sie trotzdem: Die Grünen müssten in die Breite der Gesellschaft wirken. Ähnlich klingt das bei den Landesvorsitzenden Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand. „Wir wollen handeln. Das ist eine Stärke, die uns in der politischen Landschaft zum Alleinstellungsmerkmal gereicht“, sagt Detzer.

Regierungsbeteiligungen bringen allerdings neue Konflikte mit sich – auch das wird in Mannheim deutlich. Vor der Kulturhalle verteilen Sabine Jinschek und Mitstreiter Zettel an die Parteimitglieder. Sie wollen verhindern, dass in Mannheim viele Tausend Bäume gefällt werden – für den von der grünen Landesregierung geförderten Hochwasserschutz. Andere Parteien im Gemeinderat hätten sich schon deutlich für den Erhalt der Bäume ausgesprochen, sagt Jinschek. „Aber von den Grünen gab es bisher leider nur Lippenbekenntnisse.“

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