Es ist eine Meldung, auf die wohl viele gewartet haben: Alles deute darauf hin, dass sich die Staatsanwaltschaft Mannheim nun dazu entschieden hat, Anklage gegen die beiden Polizeibeamten zu erheben, die für den Tod eines psychisch kranken Mannes Anfang Mai verantwortlich sein sollen. Dass es diese Anklage überhaupt gibt, ist eine wichtige und richtige Entscheidung. Schließlich müssen bei einem öffentlichen Gerichtsprozess alle Karten offen auf den Tisch gelegt werden.
Hinterbliebene verdienen Einsicht
Zwar liegt es nun im Ermessen des Landgerichts Mannheim, ob dazu einen Prozess eröffnet wird. Sollte es aber zur Verhandlung kommen, wäre dieses Verfahren eine große Chance für alle Beteiligten: Für die Hinterbliebenen, die eine offene und transparente Einsicht in den Fall verdienen. Die damit vielleicht endlich Gewissheit erhalten, wie und woran ein geliebtes Familienmitglied gestorben ist. Der Prozess bietet den trauernden Angehörigen außerdem die Aussicht darauf, dass diejenigen zur Rechenschaft gezogen werden, die für den Tod des Mannes mit verantwortlich sind. Wer das sein könnte, das muss, kann und darf nur ein unabhängiges Gericht entscheiden - wie es eben unser Rechtsstaat vorsieht. Auch für die Beschuldigten selbst bietet ein Prozess die Möglichkeit, ihre Version der Geschichte zu erzählen. Im Gerichtssaal könnten die beiden Polizisten zum ersten Mal öffentlich erklären, was sie dazu bewegt hat, so und nicht anders gegen den psychisch kranken Mann vorzugehen - und wie sich dieser Einsatz auch auf ihr eigenes Leben ausgewirkt hat.
Vorwurf der Vertuschung entkräftet
Mit der Anklage hat die Staatsanwaltschaft außerdem bewiesen, dass sich die Justiz für eine sachliche, gründliche und unabhängige Aufklärung des Falls einsetzt. Damit entkräftet die Strafverfolgungsbehörde übrigens auch die scharfe Kritik, den Fall von möglicher Polizeigewalt vertuschen zu wollen. Weil aber vieles in diesem tragischen Vorfall bislang im Dunkeln geblieben ist, hat das immer wieder Raum für falsche Spekulationen und Misstrauen gegenüber Polizisten, Ermittlern oder die Justiz selbst gegeben. Auch dem kann ein öffentlicher und fairer Prozess entgegenwirken. Es bleibt also abzuwarten, wie die umfangreiche Anklageschrift der Staatsanwaltschaft lauten wird. Schon die darin erhobenen Anklagepunkte geben Aufschluss darüber, welche Verlauf das Verfahren nehmen könnte. Was den beiden Männer zur Last gelegt wird, welches Strafmaß im Raum steht, könnte außerdem vorab Einfluss auf die Suspendierung der Polizisten haben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Anklage der Mannheimer Polizisten ist die richtige Entscheidung
Die Staatsanwaltschaft hat nach einem Polizeieinsatz am Mannheimer Marktplatz mit Todesfolge Anklage gegen zwei Polizeibeamte erhoben. Lisa Wazulin findet, dies ist ein wichtiger Schritt für alle Beteiligten