Bei den frösteligen Temperaturen ist jeder Morgen in diesen Tagen eine Überraschung. Wenn man nach dem Weckerklingeln den Rollladen hochzieht, richtet sich der Blick dabei gebannt nach draußen. Fast schon klebt man mit der Nasenspitze an der kalten Fensterscheibe - und reibt sich schließlich noch verschlafen die Augen. Es schneit. Ja, wirklich. In Mannheim.
Für die Autofahrer bedeutet das, dass die eigentliche Lackfarbe unter dem feinen weißen Schneestaub verschwunden ist. Mit einem Handbesen hantieren daher am Morgen die Autofahrer und befreien ihre Fahrzeuge vom Schnee. Mitunter freut sich dabei der eine oder andere darüber, dass er die Winterreifen bereits drauf hat. Einige stellen aber vielleicht auch fest, dass sie mit dem Reifenwechsel spät dran sind.
Keine freien Termine mehr zum Reifenwechseln vor Weihnachten
Wer in diesen Tagen allerdings zeitnah auf einen Termin bei einer Werkstatt hofft, wird enttäuscht. „Wir haben unfassbar viele Termine. Man merkt sehr deutlich, dass der Winter da ist. Allein heute haben bestimmt 20 Kunden angerufen, die einen Termin zum Reifenwechseln haben wollten“, berichtet Kevin Jöst. In der Werkstatt pitstop am Nationaltheater ist er Filialleiter. Dort sind die Fachkräfte schon seit Beginn der Woche permanent am Reifenwechseln.
„Die Kunden rufen überall an, weil es nirgends mehr Termine gibt. Bei uns melden sich deshalb auch viele Leute, die gar nicht zum Kundenstamm gehören.“ Den nächsten freien Termin zum Reifenwechseln in seiner Werkstatt gibt es erst wieder nach den Weihnachtsfeiertagen.
Umso besser also, wenn man gar nicht erst auf das Auto angewiesen ist. Denn es gibt ja auch andere Fortbewegungsmittel. Und eines davon saust am Mittwochnachmittag am Vogelstangsee den Hang herunter. Die Freundinnen Corinna Jurgeleit und Carola Nagy sind mit ihrem Holzschlitten draußen unterwegs. Es schneit immer noch. „Wir sind hier, weil Schnee liegt“, erzählt Nagy, während Jurgeleit auf dem Schlitten den Hang herunterrutscht.
Zugegeben, die Wiese scheint durch die dünne Schneeschicht immer noch hindurch. „Aber wann schneit es schon mal in Mannheim? Das muss man ausnutzen. Und so richtig Schlittengefahren bin ich das letzte Mal auch als Kind“, sagt Nagy. Sie war deshalb sofort begeistert, als ihre Freundin Jurgeleit mittags die Idee hatte, später am Tag zum Vogelstangsee zu fahren. Zeit hatten beide zwischen den Vorlesungen.
Weniger Besucher auf dem Weihnachtsmarkt?
Direkt am Ufer, nur ein paar Meter von den Studentinnen entfernt spielt eine Schulklasse im Schnee. Die 60 Minuten Klassenlehrerstunde verbringen die Achtklässler draußen. Als sie sich wieder auf den Rückweg machen, hinterlassen sie im Schnee nicht nur Fußspuren, sondern auch einen Schnee-Engel.
Schüler laufen am Mittwochnachmittag auch am Weihnachtsmarkt vorbei. Ein Junge formt im Vorbeigehen einen Schneeball, der kurze Hand später durch die Luft saust - gerade vorbei am Stand von Nathalie Hörhammer. Bei ihr gibt es Glühwein, Punsch und andere Heißgetränke. Den Wintereinbruch sieht sie eher kritisch: „Weil es so kalt ist, bleiben die Leute weg. Und wir müssen aufpassen, dass uns der Wassertank hinter dem Stand nicht einfriert.“
Über die kleinen Schneeflocken, die am Nachmittag vom Himmel fallen, freut sie sich aber trotzdem. „Schnee ist immer irgendwie etwas Winterliches und sorgt für weihnachtliche Stimmung.“
Anders sieht das einige Meter entfernt Norbert Tomindski. „Der Schnee sorgt auf keinen Fall für mehr Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt. Ganz im Gegenteil, wenn die Leute sehen, es schneit draußen, bleiben sie zuhause.“ Und das, obwohl es bei ihm gegen die Kälte warme Handschuhe, Stirnbänder und sogar lustige Weihnachtsmützen zu kaufen gibt. „Selten sind mal Leute dabei, die kalte Hände haben und sich dann bei mir was kaufen.“
Schuld daran sei aber nicht nur die Kälte in diesen Tagen, sondern auch die Konkurrenz. „Es gibt zu viele Stände, die so ähnliche Sachen wie ich verkaufen. Die Nachfrage nach Mützen und Handschuhen ist bei mir deshalb mehr als schlecht.“
Unfall weil die Schreibe noch zugefroren war
Ob die meisten doch eher zuhause bleiben? Mindestens ein Mannheimer ist draußen unterwegs gewesen - und hat dabei am Dienstagvormittag einen Unfall verursacht. Ausgerechnet, weil er sich am Morgen nicht die Mühe machte, dass Auto vom Frost zu befreien. Wie die Polizei mitteilte, kratzte der 34-Jährige seine Scheibe nicht frei und übersah deshalb beim Fahren eine Radfahrerin.
Die Frau stürzte und verletzte sich leicht. Trotz dieses Zwischenfalls gebe es in Mannheim und der Rhein-Neckar-Region zum Redaktionsschluss aber keine größeren Zwischenfälle laut Polizei. Trotzdem seien die Beamten in erhöhter Einsatzbereitschaft und versuchten, so schnell wie möglich auf den Wettereinbruch zu reagieren.
Darin eingebunden ist auch die Stadtverwaltung. In deren Auftrag sind am Mittwochmorgen schon gegen vier Uhr morgens die ersten Streufahrzeuge unterwegs gewesen, teilt Sprecher Kevin Ittemann mit.
Nur einige Stunden später folgten ab sieben Uhr morgens 13 Großstreufahrzeuge auf den Hauptverkehrsstraßen und kleinere Streufahrzeuge auf den Radwegen und schmalen Straßen. Außerdem seien aus der Stadtreinigung, Straßenbetrieb und Grünflächenunterhalt rund 220 Arbeitskräfte im Stadtgebiet mit Streugut unterwegs gewesen.
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