Feuerwehr - Über sechs Stunden Einsatz bei Kakaorösterei / Retter helfen mit Verpflegung

Alles völlig verdreckt

Von 
Peter W. Ragge
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Noch mindestens drei oder vier Tage Arbeit hat die Feuerwehr nach dem Großbrand bei der Firma Olam Cocoa (bis 2015 Schokinag) in der Nacht zum Donnerstag. Rund 70 Einsatzanzüge, dazu zahlreiche Pressluftatmer und Schläuche sind völlig mit fest anhaftendem Kakaopulver verdreckt. „Da reicht eine einfache Reinigung meist nicht“, so Thomas Näther vom Führungsdienst der Berufsfeuerwehr, „auch wenn wir es gleich nach dem Einsatz mit Bürsten abspritzen.“

Das Feuer in der Kakaomühle war am Mittwochabend gegen 17.30 Uhr ausgebrochen. Entstanden ist es nach Angaben der Polizei durch das Überhitzen eines Förderbandes, das Kakaopulver zur Mühle transportiert. Durch diese große Hitze hatte sich offenbar Kakaopulver oder Kakaostaub entzündet und anschließend die Mühle in Brand gesetzt. Ohne offen sichtbar zu sein, breiteten sich die Flammen zudem über Rohrleitungen schnell in der gesamten Produktionsanlage aus, erfassten mehreren Trommeln mit Kakao.

Imme wieder Glutnester

Die Mitarbeiter hatten beim Eintreffen der Feuerwehr das verqualmte Gebäude an der Neckarvorlandstraße aber bereits verlassen. Normalerweise gilt für die Feuerwehr bei dieser Firma die Vorgabe, zumindest bei kleineren Bränden nicht mit Wasser zu löschen – denn dann ist das gesamte Kakaopulver, das sich gerade in der Anlage befindet, kaputt. In dem Fall reichte es aber nicht mehr, wie sonst Kohlendioxidlöscher einzusetzen. „Wir haben gemeinsam mit der Firma schnell festgestellt, dass das Risiko besteht, dass das Feuer durch die gesamte Anlage läuft“, so Näther. Also gab es einen massiven Löscheinsatz – auch wenn mehrere Tonnen Kakao zerstört sind. Der Sachschaden wird von der Polizei auf 50 000 Euro geschätzt.

Nacheinander mussten die Feuerwehrleute an den Wartungsöffnungen den glimmenden Kakao mit Schaufeln und Schiebern herauskehren, dann ablöschen. „Es gab immer wieder Glutnester, die uns beschäftigt haben“, so Näther. Zeitweise schickte er bis zu sechs Trupps unter Atemschutz gleichzeitig in die Anlage – wegen der kräftezehrenden Arbeit in der Hitze mit schneller Ablösung. Neben der Berufsfeuerwehr waren Ehrenamtliche aller Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz, insgesamt 85 Männer und Frauen. Dabei zogen sich die Lösch- und Aufräumungsarbeiten bis 23.30 Uhr hin – also über sechs Stunden.

Hinzu kamen 28 Kräfte des Rettungsdienstes. Zunächst waren zwei Rettungswagen und ein Notarzt mit hauptamtlicher Besatzung da. Um sie für weitere Notfälle abzulösen, alarmierte Chris Rihm, Einsatzleiter Rettungsdienst, Ehrenamtliche der Einsatzeinheiten von Johannitern und Arbeiter-Samariter-Bund unter Leitung von Rebekka Hadeler. „Wenn Feuerwehrleute eine derart anstrengende Arbeit machen, müssen schnell genug qualifizierte Helfer da sein“, sagte er. Der Johanniter-Betreuungstrupp baute zudem ein Zelt auf, kochte vor Ort Nudeln, gab Müsliriegel und Getränke aus – als Stärkung für den langen Einsatz.

Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/mannheim

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Feuer bei Kakaohersteller

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