Mannheim. Es wirkt vieles unvergleichlich an diesem sonnigen Samstagnachmittag im Mannheimer Carl-Benz-Stadion. Nicht nur, weil nach langen 77 fußballfreien Tagen bei Mannheims Traditionsverein endlich wieder der Ball rollt: Das große 25-jährige Jubiläum schickt bereits Stunden vor Anpfiff der Partie gegen den FSV Frankfurt seine Zeichen voraus – und euphorisiert die Menge.
Schon vor 12 Uhr versammeln sich dutzende Anhänger des SV Waldhof vor den Stadiontoren und erinnern sich an ihre Geschichte zu diesem besonderen Bauwerk, das vielen von ihnen längst zu einer zweiten Heimat geworden ist. Einer von ihnen ist Roger Kambouris, der den Blau-Schwarzen seit den 70er Jahren die Treue hält – und sämtliche Glanz- und Schattenzeiten mit „seinem“ Club durchgemacht hat. „Du verbindest so viele Momente des Glücks und vergossene Tränen mit diesem Ort, das kann man nicht in Worte fassen“, bringt es der Fan aus Tradition auf den Punkt und könnte dabei wohl auch für tausende andere Anhänger des Teams von Chefcoach Bernhard Trares sprechen.
Denn kurz bevor die Rückrunde dann endlich losgehen darf, sind es die ohrenbetäubenden Gesänge der Fans auf der Südkurve, die die „Buwe“ aufs Feld geleiten – und direkt zu Höchstleistungen anspornen. Der Führungstreffer zum 1:0 fällt nach nur drei Minuten, die zwischenzeitliche 2:0-Führung keine drei Minuten später. Wieder wirkt jeder Trommelhieb härter als sonst, jeder Anfeuerungsruf lauter als gewohnt. Es ist ein Bad der Emotionen, das Fans und Mannschaft gleichermaßen intensiv auskosten. Selbst als die Jungs den kurzfristigen Anschlusstreffer der Frankfurter kassieren, richten tausende Kehlen die Mannschaft mit „Hier regiert der SVW“-Rufen wieder auf und kitzeln aus einem spielerisch gewitzt agierenden Team den entscheidenden Siegeswillen heraus, der das Team zu einer hochverdienten 3:1-Pausenführung in die Kabine schickt.
Und selbst in den 15 Minuten Pause beherrscht ein erwartungsvoller Optimismus Besitz von all jenen, die sich geschwind noch mit einem frischen Bier und einer Wurst versorgten, um auf der Tribüne 45 weitere Minuten Spitzenfußball zu erwarten – und in ihrer Geduld tatsächlich belohnt zu werden. Es ist genau dieser Wert, der bei 6639 Fans im Stadion an diesem Nachmittag den großen Unterschied macht. Dass sie ihre Mannschaft in zähen 35 Minuten bedingungslos mit starker Stimme nach vorne peitschen, um pünktlich zur Stelle sein, als sie am meisten gebraucht werden.
Denn als Marcel Hofrath einen mit Effet geschlagenen Eckball in der 79. Minute genau auf den Kopf von Timo Kern spielt, der brillant zu Kevin Conrad weiterleitet, brandet nicht nur gellender Jubel auf: Der Kapitän vollstreckt auch eiskalt in der linken Ecke. Es sind Minuten voller Kontraste, die zwischen ausgelassenem Pippi Langstrumpf-Refrain und Trotzgesängen gegen den DFB vibrieren, um schlussendlich doch in einer großen Party zu enden.
Ein letztes Mal geben die Anhänger alles, schreien sich das letzte bisschen Stimme aus dem Hals – und wissen am Ende dieses Nachmittags ganz genau, wo(für) sie ihre Kräfte gelassen haben. Denn als um 15:50 Uhr nach exakt 90 gespielten Minuten Schluss ist, lässt sich die sichtlich losgelöste Elf nach einem letztlich souveränen und kaum je gefährdeten 4:1-Auftaktsieg nicht nur ausgiebig vor der Tribüne feiern: Die Spieler fügen einem Vierteljahrhundert Fußballgeschichte ein weiteres erfolgreiches Kapitel hinzu. Die Sehnsucht nach kommenden weiteren Triumphen mit inbegriffen.
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