Wallstadt

Band begeistert im Festzelt

Interessengemeinschaft Wallstadter Vereine ist mit der auf drei Tage ausgeweiteten Kerwe „total zufrieden“

Von 
Peter W. Ragge
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Ist die Mosbacher Straße plötzlich der „Highway to Hell“, die Autobahn zur Hölle? Zu dem Titel von AC/DC jedenfalls wird es heftig laut auf der sonst so gemütlichen Straße in Wallstadt, als die Band Crush ihn im Kerwe-Festzelt spielt. Und nicht nur da: Zwei Abende gibt die Rock- und Pop-Band alles, und das Publikum auch. Kinder dürfen mit eigens verteilten aufblasbaren Gitarren auf der Bühne mitspielen, und im Zelt wird gehüpft und getanzt, stehen die Leute auf Bänken, recken ihre Arme empor und halten Feuerzeuge oder Handys hoch. „Ihr seid sensationell“, verabschieden sich die Musiker am zweiten Abend begeistert – so begeistert wie ihre Zuhörer.

Und nicht nur die Musik kommt gut an bei der erstmals auf drei Tage verlängerten Kerwe. Zwei mal gehen abends die Bratwürste aus, mal die sauberen Gläser, und die Weißwürste beim sonntäglichen Weißwurstfrühstück reichen gerade mal gut eine Stunde. „Ganz positiv bis sehr positiv“, lautet das daher Fazit von Jens Weber, dem neuen Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Wallstadter Vereine (IWV), die pro Schicht mit 60 ehrenamtlichen Helfern aus 27 Vereinen den gesamten Auf- und Abbau, Ausschank, Essensverkauf und Kassen bewältigt.

Dabei reicht das Spektrum der Aktiven von Sportlern über Fasnachter der „Gowe“, Landfrauen und Mitglieder von Parteien oder des Motorsportclubs bis zur besonders bei Technik und Logistik engagierten Freiwilligen Feuerwehr. Die sorgt zudem mit einer Riesenhüpfburg mit Rutsche für die größte Attraktion der ferner vom Förderkreis der Grundschule und den Schaustellern gestalteten Kinderkerwe.

„Super“, strahlt Jens Weber bereits am ersten Kerweabend. An den Kassen gibt es Warteschlangen, um den Bierwagen steht eine große Menschentraube, die Bänke sind irgendwann alle besetzt. „Wannsee“ – der von Crush gespielte Tote Hosen-Hit bewahrheitet sich („Wann seh ich dich endlich wieder?“), denn nach zwei Jahren ohne Kerwe sehen sich wirklich viele Wallstadter endlich wieder, feiern zusammen, und auch aus der Neckarstadt, von Feudenheim oder von Sandhofen trifft man Gäste. „Gestern Abend war es toll, die Stimmung war einfach fantastisch“, freut sich Weber dann am nächsten Tag, als er die längst laufende Kerwe ganz offiziell eröffnet. Und dabei sorgen die Garden der „Gowe“ auch gleich wieder für gute Stimmung, als sie vom „Fliegerlied“ bis „Hol das Lasso“ raus“ die Gäste im Zelt trotz Nachmittagshitze zum Mitklatschen animieren.

„Endlich geht es wieder los – wir freuen uns alle wahnsinnig“, erklärt er stellvertretend für die Aktiven. Dann überrascht er seine Vorgängerin: Manuela Müller erhält von Jens Weber die Urkunde, dass sie nun Ehrenvorsitzende der IWV ist. „Ich weiß, dass sie sehr große Fußstapfen hinterlassen hat“, verweist er auf das über 30-jährige Engagement von ihr bei der IWV, aber ebenso ihren Einsatz für den Motorsportclub oder „Kultur im Rathaus“. Die Ernennung solle daher „Anerkennung für hervorragende Leistungen und unermüdliches Engagement“ sein, so ihr bisheriger Stellvertreter. „Aber ohne die ganzen Helfer wäre das alles nicht möglich gewesen“, dankt Manuela Müller bescheiden.

Doch Weber setzt zugleich neue Akzente – indem er zur Eröffnung mit Kerwebürgermeister Manuel Kohl, sonst „Gowe“-Präsident, schnell in ein Kostüm schlüpft. Als „Nachtwächter Paul“ liefern sich beide einen Dialog mit vielen feinen ironischen Anspielungen rund um Wallstadter Themen – fast büttenreif. Klar, dass das geplante Kultur- und Sportzentrum für den Ort dabei das Hauptthema ist.

Plädoyer für Kulturzentrum

Das greift Stadträtin Birgit Reinemund (FDP) als Vertreterin der Stadt bei der Eröffnung gerne gleich auf. Richtig sei, dass die Verwaltung „lange nicht ganz so begeistert“ zu dem Projekt gestanden habe. Dennoch macht Reinemund den Wallstadtern Mut: „Ich bin zuversichtlich. Wir schaffen das, der Gemeinderat zumindest zieht an einem Strang und will das“, versichert sie.

Mit vier Schlägen gelingt es ihr dann, das Fass Freibier anzustechen – mit einem Kompliment an all die Helfer, die trotz der Hitze in den Zelten, hinter Grill und Ausschank arbeiten. „Aber wir haben solche Feste die letzten zwei Jahre schmerzlich vermisst, weil wir Menschen einfach diese Gemeinschaft brauchen“, so Reinemund.

Das hat auch Weber gespürt. „Zu mir kamen ganz viele, auch wildfremde Leute und haben sich bedankt, dass wieder ein Fest stattfindet“, erzählt er. Dabei räumt er ein, „dass wir uns vorher nicht sicher waren, wie das angenommen wird – noch haben wir ja Corona“. Immerhin müssen die Kosten für das Festzelt – über 9000 Euro – erwirtschaftet werden, ehe Gelder an die beteiligten Vereine ausgezahlt werden können. „Aber wir sind total zufrieden“, es war wirklich toll!“, sagt er.

Redaktion Chefreporter

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