Ost/Vogelstang und Franklin - Bezirksbeirat diskutiert Übergänge von Taylor und Vogelstang über die B 38 nach Franklin

Zweifel am hölzernen Brückenschlag

Von 
Peter W. Ragge
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So soll die Brücke zwischen dem Taylor-Gelände (rechts das „E-Gebäude“) und dem Käfertaler Wald aussehen. Ob die geschlossene Bauweise so bleibt, wird noch geprüft. © MWSP/Kéré Architecture

Es soll „eine Brücke werden, wie sie so vermutlich noch nie jemand gesehen hat“: Mit diesen Worten präsentierte Achim Judt, einer der Geschäftsführer der städtischen MWS Projektentwicklungsgesellschaft, im Bezirksbeirat Vogelstang die Pläne für den Übergang zwischen dem Taylor-Gewerbepark, Franklin und dem Käfertaler Wald. Auch zwei weitere Brücken, der Franklin-Steg sowie die Fahrradbrücke über die Sudetenstraße, wurden in dem Gremium vorgestellt und diskutiert.

Die gedeckten Holzbrücken im Alpenraum sollen Vorbild bei der Holz-/Stahlbetonverbundkonstruktion sein, welche die B 38 überquert. Sie wurde durch das in Berlin ansässige, afrikanisch geprägte Büro Kéré architecture in Arbeitsgemeinschaft mit HK architekten aus Schwarzach/Vorarlberg entworfen. Die Planer sehen eine Holzhülle vor, bei der die Passanten konsequent durch eine Schindelhaut aus Lärche vor der Witterung geschützt werden. „Aber wir müssen aufpassen, dass keine Angsträume entstehen, und die Holzdächer eventuell doch mehr aufmachen“, sagte Judt.

© Judt, Achim

Die Brücke solle zwei Ziele erreichen: Einmal leiste sie einen Beitrag, die B 38 als Stadtboulevard und nordöstlichen Stadteingang optisch aufzuwerten. Zudem kämen Fußgänger und Radfahrer so direkt von der Vogelstang und den durch Taylor hindurch verlaufenden Grüngürtel über die Bundesstraße und die OEG-Gleise Richtung Viernheim bequem in den neuen Stadtteil Franklin sowie in den Käfertaler Wald. Das diene auch der Vernetzung des Grünzugs.

Eichen bleiben erhalten

Auf den Betonsockeln an den Rändern der Bundesstraße seien jeweils zwei Brückenköpfe aus Holzfachwerk angebracht. Zwar gebe es „das eine oder andere Fundament im Wald“, doch würden „die Eingriffe auf das Minimale reduziert“, versprach Judt. Allerdings werde man den Brückenverlauf im Käfertaler Wald im Gegensatz zur bisherigen Planung „etwas umlenken“. Schließlich habe sich herausgestellt, dass dort, wo die nördliche Rampe ankommen sollte, „die wertvollsten, größten Eichen“ stehen, so Judt: „Daher werden wir einen Schwenk machen müssen, daran arbeiten die Architekten gerade“, erklärte er. Konkrete Angaben zum Zeitplan machte Judt daher nicht.

Anders seine Kollegin Lisa Brendstetter. Sie kündigte an, der Baubeginn für den Franklin-Steg zwischen der Vogelstang und dem Columbus-Quartier auf Franklin solle Anfang 2023 sein. Er soll helfen, dass die Franklin-Bewohner schnell Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte auf der Vogelstang erreichen und die Vogelstängler leichter in den neu entstehenden Stadtteil kommen

© Judt, Achim

„Die Verträge sind abgeschlossen, wir rechnen mit sechs bis acht Monate Bauzeit und Fertigstellung Ende 2023“, so Brandstetter. Nach dem Realisierungswettbewerb 2020 habe einer der beiden ersten Preisträger, nämlich das Projektteam Knippers Helbig GmbH (Stuttgart) mit DKFS Architects (London), den Zuschlag erhalten. Auch sie haben für den Fußgänger- und Radfahrerüberweg eine Holzkonstruktion, aber offen, vorgesehen.

Im Columbus-Quartier, Standort für großflächigen Einzelhandel und kleinteiligeres Gewerbe, gibt es eine lang gezogene Rampe, auf der Vogelstang-Seite aber – weil da der Platz knapp ist – komme die Brücke in einem großen Bogen an. Dadurch entstehe an der Brandenburger-/ Thüringer Straße „eine Platzsituation“, sagte die Architektin der städtischen Gesellschaft.

Eine Gefahrenquelle

Volker Jurkat, Bereichsleiter bei der Bundesgartenschaugesellschaft, stellte schließlich die neue Brücke über die Sudetenstraße und die Gleise der Straßenbahn zur Vogelstang vor. Sie soll als Zubringer zum Radschnellweg dienen. Im Gegensatz zu bisherigen Angaben ist nun aber unsicher, ob der Baubeginn des aus 180 Tonnen Stahl bestehenden, 155 Meter langen Bauwerks noch 2022 sein wird. „Das wird noch geprüft, eventuell auch erst nach der Bundesgartenschau 2023“, so Jurkat.

Zu dieser Brücke gab es die meisten kritischen Anmerkungen der Bezirksbeiräte. Dabei ging es aber gar nicht um die Brückenkonstruktion selbst. Marc Christen (Grüne) sprach davon, die Weiterführung des Radwegs nach der Brücke zum Vogelstangsee sei „der Knackpunkt“. „Dort ist der Radweg in extrem schlechten Zustand, da sind so viele Schlaglöcher“, ergänzte der Käfertaler Bezirksbeirat Matthias Pitz (Grüne).

Während Marc Christen die geplanten Holzkonstruktionen der Taylor-Brücke und des Franklin-Stegs lobte, machte sich CDU-Bezirksbeirat Volker P. Kögel deswegen Sorgen. „Wer weiß, wie das in 20 Jahren aussieht, wenn die Stadt es wieder verrotten lässt“, verwies er auf die Multihalle. Die Platzierung des Franklin-Stegs bezeichnete er als „unglückliche Planung“. Er wünschte sich den Standort eher am Eisenacher Weg, weil die jetzige Wegeführung für die meisten Vogelstängler Umwege bedeuteten.

Heftige Kritik an dem Verlauf des Franklin-Stegs auf der Franklin-Seite äußerten die beiden Käfertaler CDU-Bezirksbeiräte Christian Hötting und Michael Mayer. Sie verstehen nicht, warum dieser Steg nur die B 38, aber nicht mehr die OEG-Gleise und die stark befahrene Birkenauer Straße überspannen werde, obwohl ihn doch die Schulkinder zwischen Franklin und den Vogelstang-Schulen benutzen müssen. „Da gibt es eine Gefahrenquelle, da weisen wir doch schon seit Jahren darauf hin“, warnte Michael Mayer.

Redaktion Chefreporter

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